NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
-
Folge vom 27.09.2023Ossietzky: Wie der Ruhrkampf verloren gingAm 26. September 1923 passierte, was sich schon eine Weile angekündigt hatte. Reichskanzler Stresemann verkündete das Ende des Ruhrkampfes. Von Beginn des passiven Widerstandes an hatte die Regierung Cuno die Löhne von etwa 2 Millionen Arbeiter:innen im Ruhrgebiet übernommen, aber um diese Belastung tragen zu können, dabei kräftig die Gelddruckmaschine angeworfen, was die Inflation weiter verschärfte. Auch wenn die rechten Parteien wieder „Verrat“ schrien, war auch ihnen klar, dass die Situation nicht mehr tragbar war. In der Morgenausgabe der Berliner Volks-Zeitung vom 27. September, die 2,5 Millionen kostete, ließ Carl von Ossietzky den Ruhrkampf Revue passieren und analysierte sein Scheitern. Frank Riede verleiht ihm seine Stimme.
-
Folge vom 26.09.2023Die Organisation der BahnhofsgaststättenManches war am Bahnreisen vor einhundert Jahren gewiss angenehmer. Dass die Verspätungsquote günstiger ausfiel als heute bei der DB, ist schwer anzunehmen. Und wenn man doch einmal – planmäßig oder außerplanmäßig – länger am Bahnhof warten musste, gab es tatsächlich noch so etwas wie Bahnhofsgastronomie. Einem Artikel aus der Vossischen Zeitung vom 26. September (Kostenpunkt mittlerweile schlappe 4 Millionen Mark) entnehmen wir, dass die Bahnhofsgaststätten in manchen Orten in puncto Qualität und Service gar die sonstigen örtlichen Wirtshäuser in den Schatten gestellt hätten. Wie ihr System organisiert war und wie die Bahn die Versorgung der Zugreisenden sicherstellte, erfahren wir von Paula Rosa Leu.
-
Folge vom 25.09.2023Ein berühmter Emigrant in Berlin: Alexander KerenskiIn den Berliner Redaktionsstuben der 1920er Jahre saßen wahrlich viele berühmte und bedeutsame Persönlichkeiten, aber zu den vormals mächtigsten Menschen der Welt durfte sich mutmaßlich nur einer von ihnen zählen: Zugegeben, die historische Stunde, da Alexander Kerenski in unterschiedlichen offiziellen Funktionen die Geschicke Russlands bestimmte, fiel reichlich kurz aus – zwischen der Februarrevolution und der Oktoberrevolution lag bekanntlich kaum mehr als ein halbes Jahr. Und seine anschließende Flucht führte ihn zwischen Paris, Prag, London und New York auch nur sehr kurzzeitig nach Berlin. Ein Autor des 8-Uhr-Abendblattes nahm Kerenskis hier fortgesetzte Tätigkeit als Herausgeber zweier russischer Exilzeitungen am 25. September 1923 jedoch zum Anlass, den prominenten Kollegen an der Spree zu begrüßen und seine historische Rolle zwischen Zarenreich und Bolschewistenherrschaft in Erinnerung zu rufen. Für uns studiert hat sie Frank Riede.
-
Folge vom 24.09.2023Gefahr für das ReichDass sich die Weimarer Republik im Herbst 1923 in einer existenziellen Krise befand, dürfte damals für alle Menschen offenkundig gewesen sein und auch für die regelmäßigen Hörer:innen unseres Podcasts als bekannt vorausgesetzt werden. Die Hyperinflation, die den Preis der Vossischen vom 24. September auf eine Million getrieben hatte, das Scheitern des Ruhrkampfes und die Angst vor separatistischen Bewegungen brauten sich zu einem explosiven Gemisch zusammen. So warnt der Leitartikel der Vossischen vor einem Bürgerkrieg, verursacht durch die immer offener und dreister auftretenden rechten Kampfbünde. Diese Gefahrenanalyse dazu, von wo die Putschversuche zu erwarten waren, sollten sich ja bewahrheiten, denn schon eine Woche später kam es zum Putschversuch in Küstrin, doch dazu in einer kommenden Folge. Paula Rosa Leu warnt nun also vor der Gefahr für das Reich.