
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 27.06.2023Lasker-Schüler: Kolberg und der LeberreimDer Leberreim ist ein auf das 16. Jahrhundert zurückgehendes Scherzgedicht, welches oftmals improvisiert wurde und die Funktion eines Trinkspruchs erfüllte. Der Name leitet sich von den Anfangsworten ab, da diese Vierzeiler immer mit „Die Leber ist…“ beginnen. Im Berliner Börsen-Courier vom 27. Juni 1923 stoßen wir auf zwei Varianten des Leberreims in einem Text der großen expressionistischen Literatin Else Lasker-Schüler. Dementsprechend fällt ihr Bericht von ihrem Aufenthalt im pommerschen Ostseebad Kolberg alles andere als nüchtern aus. Durch diesen mal lyrischen, mal realistischen, mal berichtenden, mal schwelgenden Text mit Leberreimen führt uns Paula Rosa Leu.
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Folge vom 26.06.2023Henry Ford - Präsidentschaftskandidat?Bei unserem Blick in die Welt vor hundert Jahren stellen sich manchmal ganz zwangsläufig Parallelen mit aktuellen Ereignissen her. Da der Präsident der USA alle vier Jahre gewählt wird, finden wir, während sich 2023 das Republikanische Kandidatenfeld rund um Trump formiert für die Wahl nächstes Jahr, in der Weimarer Presse Spekulationen über mögliche Bewerber für die Wahl 1924. Ein Name, der dort gehandelt wurde, und der nicht eine kalendarische, sondern eine gesellschaftspolitische Kontinuität belegt, war der reichste Unternehmer der USA Henry Ford. Für den Berliner Börsen-Courier berichtete am 26. Juni 1923 Virgil Jordan aus den Staaten über die großen Chancen, die ein Kandidat Ford hätte, besäße er doch die finanziellen Mittel, um eine Wahlkampfapparat aufzubauen und sich Meinung zu kaufen. Fran Riede liest.
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Folge vom 25.06.2023Cuno und die Stützung der MarkIm Juni 1923 fand im ostpreußischen Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, eine landwirtschaftliche Messe statt. Die alleine hätte es wohl nicht zum Leitartikel auf der Titelseite der Vossischen Zeitung vom 25. Juni 1923 gebracht, wenn nicht der amtierende Reichskanzler Cuno dort eine Ansprache gehalten hätte, mit der er die neuesten währungspolitischen Maßnahmen zur Stützung der Mark rechtfertigte. Nicht, dass wir ein tieferes Verständnis von der Einschränkung des Devisenfreiverkehrs und der internationalen Arbitrage hätten, zeitlos ist aber an der Rede, die wörtlich wiedergegeben wird, wie der Wirtschaftsexperte Cuno Maßnahmen begründet, die unter „normalen“ Bedingungen, ohne extreme Inflation und Ruhrbesetzung, eigentlich als Lenkungsmechanismen undenkbar wären. Paula Rosa Leu kennt den genauen Wortlaut.
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Folge vom 24.06.2023Eine Hymne zum Todestag auf Walther RathenauEin Jahr ist es her, dass wir hier im Podcast über Tage nur ein einziges Thema kannten: die Ermordung des deutschen Außenministers Walther Rathenau am 24. Juni 1922 und die anschließende wochenlange, letztlich zumindest teilweise erfolgreiche Fahndung nach seinen Mördern. Dass dieses Attentat einen schweren Schlag gegen die junge Republik darstellte, dessen waren sich bereits damals alle Kommentatoren bewusst und dieses Bewusstsein durchzieht auch die zahlreichen Artikel zum ersten Jahrestag zwölf Monate später. Neben ‘klassischer‘ Todestagsprosa nebst daraus abgeleiteten aktualisierten politischen Analysen finden sich in gleich mehreren Zeitungen interessanterweise auch lyrische Hymnen, die Rathenaus politische Leistung post mortem in Versen preisen. Eine solche erschien unter anderem in der Berliner Volks-Zeitung vom 24. Juni 1923 aus der Feder des heute kaum noch bekannten Autors Henning Duderstadt. Rezitiert wird sie für uns von Frank Riede.