
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
-
Folge vom 30.06.2023Was will die deutsche Frau?Zumindest mit dem Blick ins Ausland empfand sich die deutsche Frauenbewegung 1923 als sehr erfolgreich, hatte „frau“ doch schon viele Rechte für sich erkämpft. Im heutigen Artikel aus der Auslandsbeilage der Vossischen Zeitung vom 30. Juni verdeutlicht Dr. Margarete Meseritz, die 1913 in Nürnberg in Jura promoviert wurde und Mitbegründerin des Deutschen Juristinnenverbandes war, was für ein Weg noch zu gehen ist und was die weiteren Schritte sein könnten. Sie thematisert aber auch wie die Frauen sich politisch wirksamer organisieren sollten. Paula Rosa Leu liest.
-
Folge vom 29.06.2023Jessner versus Degner: Briefwechsel zwischen Intendant und RezensentKurier, Bote, Post – die Namen vieler Presseorgane künden bis auf den heutigen Tag von der Abstammung der Zeitung von einer älteren Form der papierenen Sendung, der des Briefes. Abgesehen von der Rubrik der Leserbriefe sind solche, in der Zeitung abgedruckt, jedoch die Ausnahme. Eine solche indes findet sich im Vorwärts vom 29. Juni 1923, in dessen Morgenausgabe sich Leopold Jessner, Intendant des Staatlichen Schauspielhauses zu Berlin, direkt an den „sehr geehrten“ Kritiker Ernst Degner wendet und wegen einer Rezension zur Inszenierung von Hölderlins „Empedokles“ an seinem Haus wegen vorgeblicher sachlicher Unrichtigkeiten beschwert. Die Antwort ließ nicht lang auf sich warten: Degner formulierte einen Antwortbrief und sparte sich bei dessen Versendung bereits in der Abendausgabe desselben Tages gleich gänzlich den Weg zum Postkasten. Als lesender Kurier fungiert für uns Frank Riede.
-
Folge vom 28.06.2023Alfred Döblin über die Psychoanalyse„Bruno Alfred Döblin“, heißt es lapidar und in dieser Reihenfolge in seinem Wikipedia-Eintrag, „war ein deutscher Psychiater und Schriftsteller“. In der Tat praktizierte Döblin, auch als er längst ein erfolgreicher Romancier war, weiter als Internist und Nervenarzt in eigener Praxis im Arbeiterstadtteil Friedrichshain – und war deshalb gleich in mehrfacher Weise kompetent, sich zu Fragen der Psychoanalyse zu äußern. Am 28. Juni 1923 tat er das in der Vossischen Zeitung und warb dort für einen differenzierten Umgang mit ihren Möglichkeiten. Als medizinische Therapieform sieht er ihre Potentiale noch lange nicht ausgeschöpft und wundert sich ein wenig, wie reduziert sie dort noch immer zur Anwendung kommt. Sektenartige Zirkel zumeist von Geisteswissenschaftlern, die die Psychoanalyse zur Welterklärungsformel erhöhen, sind Döblin hingegen ziemlich suspekt. Es liest Frank Riede.
-
Folge vom 27.06.2023Lasker-Schüler: Kolberg und der LeberreimDer Leberreim ist ein auf das 16. Jahrhundert zurückgehendes Scherzgedicht, welches oftmals improvisiert wurde und die Funktion eines Trinkspruchs erfüllte. Der Name leitet sich von den Anfangsworten ab, da diese Vierzeiler immer mit „Die Leber ist…“ beginnen. Im Berliner Börsen-Courier vom 27. Juni 1923 stoßen wir auf zwei Varianten des Leberreims in einem Text der großen expressionistischen Literatin Else Lasker-Schüler. Dementsprechend fällt ihr Bericht von ihrem Aufenthalt im pommerschen Ostseebad Kolberg alles andere als nüchtern aus. Durch diesen mal lyrischen, mal realistischen, mal berichtenden, mal schwelgenden Text mit Leberreimen führt uns Paula Rosa Leu.