NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 23.09.2023Ethik des SchaufenstersWenn die Hyperinflation ihren Lauf nimmt, die Sonntagsausgabe des Berliner Lokal-Anzeigers vom 23. September 1923 schon 2 Millionen kostet, ist es dann angemessen, in den Kaufhäusern üppigste Schaufenster-Auslagen mit Produkten zu inszenieren, die sich nur noch eine immer kleiner werdende Gruppe leisten kann? Diese Frage beantwortete der Journalist und Schriftsteller Friedrich Hussong und formulierte dabei eine „Ethik des Schaufensters“. Hussong ist eine problematische Figur innerhalb der Weimarer Presselandschaft. Er gilt als strammer Demokratiefeind, der als Journalist versuchte, die Positionen der Deutschnationalen Volkspartei zu propagieren und später in einen publizistischen Wettbewerb mit Joseph Goebbels trat, in dem es sozusagen darum ging, wer das Patent für Hetze gegen die Weimarer Republik hält, DNVP oder NSDAP. Während der NS-Zeit verlor er an Bedeutung und verstarb 1943, kann aber, laut Peter de Mendelssohn, als ein Wegbereiter der rechten Demagogie gelten. Frank Riede betrachtet dennoch mit ihm zusammen die Schaufenster von Weimar.
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Folge vom 22.09.2023Nachdenkliches über NamenDer Vorname des heutigen Autors geht auf das Altgermanische zurück und bedeutet entweder „Edel-Wolf“, oder „Vater-Wolf“. Das wird er aber wahrscheinlich viel besser gewusst haben, denn er schrieb im September, Oktober 1923 für die Berliner Morgenpost eine lose Artikel-Reihe mit dem Titel „Nachdenkliches über die Namen“. Dr. Adolf Heilborn versammelt dort Kurioses und Informatives über Namens-Moden und eben -bedeutungen. 1873 in Berlin geboren, studierte er Medizin, machte eine Weltreise als Schiffsarzt und lies sich dann als Arzt, Redakteur und Übersetzer in Berlin nieder. Gerade seine populärwissenschaftlichen Werke, zu denen im weiteren Sinne auch der heutige Artikel zu zählen ist, erfreuten sich großer Beliebtheit. Wegen seiner jüdischen Herkunft ereilte ihn 1935 allerdings ein Berufsverbot. Er starb im Oktober 1941, wobei nicht geklärt ist, ob er Selbstmord beging oder nicht. Aus der Ausgabe vom 22. September, die für 1,5 Millionen Mark zu erwerben war, liest für uns Paula Rosa Leu.
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Folge vom 21.09.2023Zeitungsverkäufer - eine kleine TypologieWer sich am 21. September 1923 ein 8-Uhr-Abendblatt leisten wollte, musste dem Zeitungsverkäufer dafür bereits stolze 1,5 Millionen Mark in die Hand drücken. Man kann sich denken, dass dies in Zeiten galoppierender Inflation für besagten Zeitungsverkäufer mehr noch als sonst ein sauer verdientes Geld war, weshalb es nur recht und billig ist, dass eben dieser Zeitungsverkäufer, als systemrelevanter Faktor des damaligen Pressewesens – und damit auch für unseren nachgeborenen Podcast –, in besagtem 8-Uhr-Abendblatt vom 21. September 1923 endlich einmal als Gegenstand einer feuilletonistischen Betrachtung Eingang auch in das Blatt fand. Herausgekommen ist eine kleine Typologie, die man freilich auch als kleine Belehrung lesen konnte. Wer am Ende seiner Schicht auf Exemplaren sitzengeblieben war, konnte hier von einem in diesen Dingen sicherlich unbedingt kompetenten Redakteur also zumindest noch erfahren, warum er Minus gemacht hatte und wie sich das in Zukunft vielleicht vermeiden ließ ... Auf den Tag genau braucht keine Verkäufer, unsere Multiplikatoren sind unsere Sprecher, heute: Frank Riede.
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Folge vom 20.09.2023Der schnellste Schwimmer der WeltWer sich am 20. September 1923 trotz der Inflation finanziell noch über Wasser halten konnte, hatte die Gelegenheit, für 600.000 Mark die Berliner Volks-Zeitung zu erwerben und dort Interessantes über die Pioniere des Wassersports zu erfahren. Sowohl Duke Kahanamoku aus Honolulu auf Hawaii, der die kürzeren Distanzen der Schwimmwettbewerbe mehrerer Olympischer Spiele dominierte und als einer der zentralen Propagatoren des modernen Surfens betrachtet wird, als auch der erste Mensch, der die 100 Meter unter einer Minute schwamm, werden erwähnt. Bei Letzterem handelt es sich um Johnny Weissmüller, der zehn Jahre später weltweit Ruhm erlangen sollte in seiner Rolle als Tonfilm-Tarzan - mit seinem halbgejodelten Tarzan-Schrei. Den gibt Paula Rosa Leu nicht zum besten, liest für uns aber über die schnellsten Schwimmer 1923.