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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 22.05.2023Ein Ausflug an den BodenseeWer regelmäßig Auf den Tag genau hört, weiß: Reiseartikel waren in den Tageszeitungen der 1920er Jahre und sind deshalb auch hier im Podcast schwer en vogue. Ob zu Wasser, zu Lande oder in der Luft zog es die privilegierten Autorinnen und Autoren dabei genauso in ferne, dem Normalsterblichen damals weithin unzugängliche Weltgegenden, wie sie natürlich auch aus allen Ecken der deutschen Landen berichteten, wobei diese verschiedenen Ecken es, wenig überraschend, sehr unterschiedlich häufig in die Berliner Presse schafften: Das brandenburgische Umland war naturgemäß ähnlich ‘überrepräsentiert‘ wie auch die nahe Ostseeküste. Ähnlich regelmäßig stößt man auf Ausflüge ins Riesengebirge sowie vor allem in die bayerischen Alpen, und auch einige Nordseeinseln und die prominenten deutschen Kurbäder erfreuten sich anhaltender Popularität bei den Hauptstadtjournalist*innen. Ungleich weniger Beachtung erfuhr dagegen der von Berlin aus ziemlich ferne Südwesten des Landes, weshalb wir nicht widerstehen konnten, heute mit Max Krell und dem Berliner Tageblatt vom 22. Mai 1923 an den Bodensee zu reisen. Unsere Guide dabei ist Paula Rosa Leu.
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Folge vom 21.05.2023Fritz Mauthner: Die starke SehnsuchtAm 29. Juni 1923 verstarb der Philosoph, Schriftsteller und Publizist Fritz Mauthner im Alter von 73 Jahren. Geboren in Böhmen, wuchs er in Prag auf, wo er Rechtswissenschaften studierte, dieses Studium aber abbrach. Nach ersten Essays, sprachphilosophischen Überlegungen, Erzählungen und Theaterstücken ging er 1876 nach Berlin und arbeitete für das Berliner Tageblatt. Neben Romanen verfasste er immer wieder beißende Satiren, auch auf den journalistischen Betrieb. Den heutigen Text publizierte die Vossische Zeitung in ihrer Pfingstausgabe vom 20. Mai 1923, die auch den Pfingstmontag, der heute auf den Tag genau vor hundert Jahren war, bespielte. Er ist vom Genre schwer zu fassen, bezeichnet sich selbst als Fabel, hat jedenfalls einen gehörigen Anteil an philosophischen Überlegungen. Frank Riede liest für uns diesen Artikel, der wohl zu den letzten Publikationen von Fritz Mauthner gehört und ganz große Fragen der Menschheit anreißt.
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Folge vom 20.05.2023Ein Maiabend im ZooDie fortschreitende Inflation vor einhundert Jahren machte auch vor den ehrwürdigsten Institutionen nicht halt: Für ein volles halbes Jahr musste der Zoologische Garten in Berlin im Winter 1922 schließen; man liest sogar von Schlachtungen der „ersetzbaren“ Tiere, um die „unersetzbaren“ durchzufüttern. Im Frühjahr 1923 war immerhin hier im Schatten der Gedächtniskirche das Schlimmste vorbei, und der Zoo öffnete wieder seine Pforten für die Öffentlichkeit. Georg Hirschfeld schafft es erst zu abendlicher Stunde auf einen Besuch. Obwohl er die Elefanten und die Raubtiere verpasste, weil bei diesen bereits Nachtruhe herrscht, handelte es sich, seinem Artikel aus dem Berliner Tageblatt vom 20. Mai nach zu schließen, doch um eine glückliche Rückkehr. Begleitet hat ihn für uns Paula Rosa Leu.
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Folge vom 19.05.2023Einiges über BudapestZu den territorialen Verlierern nach dem Ersten Weltkrieg gehörte das Königreich Ungarn. Mit dem Vertrag von Trianon, ratifiziert am 4. Juni 1920, verlor Ungarn etwa zwei Drittel der zuvor vom Königreich Ungarn für sich beanspruchten Territorien an teilweise neu entstandene Staaten, an die Tschechoslowakei, an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenien, an Polen, an Österreich. Formal blieb es eine Monarchie, an der Spitze stand aber de facto der konservative und nationalistische Reichsverweser Miklós Horthy, der eine zumindest teilweise Revision des Vertrages anstrebte. Ein regelmäßiger Gast unseres Podcasts Victor Auburtin besuchte 1923 Budapest und notierte seine Eindrücke im Berliner Tageblatt vom 19. Mai. Frank Riede war für uns dabei.