
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
-
Folge vom 07.06.2023Händels Giulio Cesare a BerlinoGeorg Friedrich Händel war natürlich auch vor einhundert Jahren eine hochgeschätze Figur der deutschen Musikgeschichte; seine zahlreichen berühmten Oratorien, die Feuerwerkmusik oder die Wassermusik erfreuten sich breiter Popularität. Ausgerechnet das, was Händel zu Lebzeiten vor allem berühmt gemacht hatte, seine über vierzig Opern, war zwischenzeitlich freilich nahezu der Vergessenheit anheim gefallen – zu inkompatibel wohl war die strenge barocke Form mit ihrem Wechsel aus Rezitativen und Da-Capo-Arien mit dem sich über die Jahrhunderte davon wegentwickelt habenden modernen Musiktheatergeschmack. Und zu wenig auch wusste man mittlerweile noch von der damaligen Aufführungspraxis. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts freilich setzte hier ein neues, zunächst sehr philologisches Interesse ein, das die jahrhundertlang nicht gespielten Händel-Partituren zunächst auf kleinen Liebhaberfestivals zum Erklingen brachte, von dort bald aber auch die urbanen Opernhäuser erreichte. Händels große Erfolgsoper Giulio Cesare in Egitto schaffte es so etwa binnen einen Jahres von den Händel-Festspielen in Göttingen auf die Bühne der Berliner Volksoper und überzeugte dort auch den Kritiker des Berliner Tageblatts. In dessen Rezension vom 7. Juni 1923 hat sich für uns Frank Riede vertieft.
-
Folge vom 06.06.2023Thomas Mann in SpanienIm Zuge des Ersten Weltkrieges kam der kulturelle Austausch zwischen Deutschland und dem Rest der Welt verständlicher Weise zum Erliegen. Die Weimarer Republik suchte wieder Vertrauen zu gewinnen - nicht zuletzt mit ihren Kulturbotschaftern. Davon, dass Richard Wagner wieder in New York gespielt, dass Hasenclever nach Paris eingeladen wurde, dass Ernst Lubitsch nach Hollywood gegangen war, hatten wir berichtet. Am 6. Juni 1923 erfahren wir aus der Berliner Börsen-Zeitung von Thomas Manns Lesereise durch Spanien. Offensichtlich lauschte ihm dort nicht nur ein kleiner Kreis spanischer Germanisten, wie Paula Rosa Leu für uns zu berichten weiß.
-
Folge vom 05.06.2023Mit dem Auto durch PolenOb zu Wasser, in der Luft oder auf der Schiene – an Reiseberichten herrschte in den Zeitungen der 1920er Jahre wahrlich kein Mangel, und entsprechend umfangreich können wir Euch an dieser Stelle auch hier im Podcast versorgen. Einzig das Reisen auf der Straße, im Kraftfahrzeug, ist bis hierher mangels publizistischen Materials etwas unterbelichtet geblieben, weshalb wir nicht widerstehen konnten, ein kleines hübsches Roadmovie durch Polen aus der B.Z. am Mittag vom 5. Juni 1923 in den Podcast zu heben. Ähnlich wie zu dieser Zeit auch in Deutschland waren die alten Überlandstraßen nach knapp einhundert Jahren Eisenbahnzeitalter dort über weite Strecken noch in einem erbärmlichen Zustand und die motorisierte Fortbewegung entsprechend langsam. Umso intensiver fielen indes die Reiseeindrücke aus, die Frank Riede mit uns teilt.
-
Folge vom 04.06.2023Ivan Goll: Was ist Kunst?Paris war auch noch in den 20er Jahren zweifelsfrei die Stadt der künstlerischen Avantgarden. In diesem Gewimmel aus Galerien, Theatern, Cafés, Salons und Varietés bewegte sich auch der damals dreißigjährige jüdisch deutsch-französische Dichter Ivan Goll, der seine Werke auf Französisch, Deutsch und Englisch verfasste. Offensichtlich schrieb er neben seinen, von der Tendenz dem Expressionismus zugerechneten Gedichtzyklen, hin und wieder für Berliner Zeitungen, denn wir stoßen auf ihn im Berliner Börsen-Courier vom 4. Juni 1923. Dort stellt er die zeitlose Frage danach, was eigentlich „Kunst“ sei. Bei seinem Antwortversuch spielen auch eine Automobilausstellung und neueste Entwicklungen des Rundfunks eine Rolle. Paula Rosa Leu begibt sich mit ihm auf der Suche nach der wahren Kunst.