
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 30.05.2023Hitler inszeniert seine AuftritteDie Begeisterung Hitlers für die Oper und insbesondere für das Werk Richard Wagners ist allseits bekannt. Auch wurde bereits oft festgestellt, wie sehr Hitler seine Auftritte inszenierte und dabei auch seine Erfahrungen aus den Opernhäusern einflossen. Wurde jedoch schon 1923 dieser Aspekt des „Theatralen“ von den Journalisten, die die Veranstaltungen der NSDAP in Bierkellern und Brauhäusern besuchten, beobachtet? Erkannten sie, wie mit den Erwartungshaltungen des Publikums gespielt wurde und wie diese in die Inszenierung integriert wurden? Mit unserem heutigen Artikel aus dem 12-Uhr-Blatt vom 30. Mai, der einen Korrespondentenbericht eines Wiener Journalisten abdruckt, können wir diese Fragen mit „Ja“ beantworten. Er betrachtet einen Abend im Hofbrauhaus vor der Folie einer Theateraufführung – kommt aber zu einer verharmlosenden Erkenntnis, wenn es darum geht, was für ein Genre denn eigentlich gespielt wird. In den wörtlichen Zitaten aus Hitlers Rede finden sich rassistische Beleidigungen, die wir dem Text getreu wiedergeben, uns aber von diesen, wie auch der Verfasser des Artikels selbst und Frank Riede, der diesen für uns liest, schärfstens distanzieren.
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Folge vom 29.05.2023Ein japanisches Restaurant in Berlin!Wie tiefgreifend sich unser Essverhalten im Laufe der letzten beiden Generationen verändert und namentlich das Restaurantangebot internationalisiert hat, wird schlagend deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass das angeblich älteste italienische Restaurant Berlins, das Portofino auf der Kantstraße, gerade einmal seit dem Jahr 1964 besteht. Ob die 1920er Jahren im Bereich Pizza und Pasta bereits Vorgängereinrichtungen kannten, entzieht sich bis auf weiteres unserer Kenntnis. Was wir hingegen mit einem Artikel aus der B.Z. am Mittag vom 29. Mai 1923 definitiv belegen können, ist die Existenz eines japanischen Restaurants in der Neuen Winterfeldtstraße in Schöneberg! Sich dem Vernehmen nach eher an Expats richtend und entsprechend hinter einer grauen Berliner Fassade versteckend, fand Autor Christian Bouchholtz dennoch hin und erlebte eine faszinierende kulinarische und kulturelle Weltreise. Für uns auf großer gastro-historischer Tour: Frank Riede.
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Folge vom 28.05.2023Kugelsichere Westen für die Berliner KripoTombstone. Westernmythos. Das “shoot-out” am OK Coral vom Oktober 1881, bei dem in 30 Sekunden 30 Schüsse fielen, produzierte eine Menge Wunden. Der Arzt George Goodfellow behandelte diese und es fiel ihm auf, dass Seiden-Taschentücher und -Halstücher nicht von den Kugeln penetriert wurden. Aus einer ähnlichen Erkenntnis heraus produzierte der polnische Immigrant in den USA Casimir Zeglen in Chicago eine Schutzweste aus Seidenfasern und schuf damit den Vorläufer unserer heutigen kugelsicheren Westen, die nun auch Langwaffenmunition abhält. Irgendwo dazwischen steht die Anschaffung der ersten Panzerwesten durch die Berliner Kriminalpolizei im Jahre 1923, von der der Vorwärts am 28. Mai berichtet. Paula Rosa Leu führt uns ein in die neuesten technischen Entwicklungen bei der Polizei.
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Folge vom 27.05.2023Das Leithammel-MotivEine der wohl zeitlosen Regeln des Film- und man muss wohl auch sagen: des Fernsehbetriebes besteht darin, dass finanziell Erfolgreiches so lange wie nur möglich reproduziert und kopiert wird wie es nur geht. Es ist diese Regel, die Formate rund um die Welt wandern lässt und uns die gefühlt 1000ste Comic-Superheldenverfilmung aus Hollywood beschert. Der Autor des heutigen Artikels aus der Berliner Börsen-Zeitung vom 27. Mai 1923, der Regisseur Paul Ludwig Stein nennt diese Regel „Leithammel-Motiv“ und macht sich über sie lustig. Frank Riede liest.