NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 02.08.2023Insektenbegräbnis in Westminster HallAch ja, die Briten und ihr Humor – was haben wir dem nicht alles zu verdanken! Sir John Falstaff und Monty Python’s Flying Circus. Prinz George mit seinen Fratzen und Boris Johnson mit seinen Faxen. Und auch ein veritables Staatsbegräbnis für Holzwürmer, von dem uns dankenswerterweise das Berliner Tageblatt vom 2. August 1923 in Kenntnis setzt. Dieses fand, wie im Vereinigten Königreich zu erwarten, natürlich nicht irgendwo statt, sondern in den heiligen Mauern von Westminster Hall, wo die Verstorbenen, genauer gesagt: die Gerichteten auch zuvor schon gelebt hatten. Aus dem royalen London berichtet für uns Paula Rosa Seelmann-Eggebert.
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Folge vom 01.08.2023Ein Brief vom Lido aus VenedigWie kann man den August standesgemäßer einläuten als mit einem Reisebrief vom Lido aus Venedig? Das dachte sich auch schon vor einhundert Jahren die B.Z. am Mittag und druckte in ihrer Ausgabe vom 1.8. 1923 einen solchen ihres Mitarbeiters Adolf Weißmann als Trost an alle Daheimgebliebenen ab. Wobei – wenn man so hört, was Frank Riede uns gleich verliest, wird man vom Reisefieber wahrscheinlich erst so richtig erfasst. Bei uns Nachgeborenen ist es zudem das Zeitreisefieber, denn bei allem beschriebenen Trubel auf dem Strand und auf der Piazza vermittelt der Bericht vom Venedig der Vor-Overtourism-Zeit einen doch vergleichsweise eher noch beschaulichen Eindruck.
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Folge vom 31.07.2023Auf Erzfahrt nach NordschwedenDie Nachricht elektrisierte vor einigen Wochen die europäische Öffentlichkeit: In Nordschweden ist man in großen Mengen auf sogenannte seltene Erden gestoßen, deren Fund die Hoffnung auf baldige Unabhängigkeit von chinesischen Beständen bei dieser industriell wertvollen Ressource weckt. Dass die Gegend um Kiruna ein wichtiges Rohstofflager birgt, ist indes alles andere als eine neue Entdeckung. Bereits seit Jahrhunderten fördert man dort in Riesenumfang Eisenerze und versorgte damit phasenweise die halbe Welt. Mit der Zusicherung, Deutschland damit exklusiv zu beliefern, vermochten die Schweden während des Zweiten Weltkriegs sogar einem Einmarsch der Wehrmacht vorzubeugen. Von dieser düsteren Zeit weiß der Reisebericht aus dem Berliner Tageblatt vom 31. Juli 1923 naturgemäß noch nichts, als es zu seiner „Erzfahrt“ über die Ostsee nach Luleå kurz vor dem Polarkreis aufbricht. Durch die Schären ins Reich der Mitternachtssonne mitgereist ist für uns Paula Rosa Leu.
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Folge vom 30.07.2023Friedensdemo “Nie wieder Krieg" - mit oder ohne Langevin?Paul Langevin war ein französischer Physiker, der neben der Erfindung der Langevin-Gleichung und einer Affäre mit der verwitweten Marie Curie vor allem durch sein Hervortreten als Pazifist von sich Reden machte. Als in Berlin der Aktionsausschuss „Nie wieder Krieg“ zum 9. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs zu einer Friedenskundgebung aufrief, reiste er an, zusammen mit seinem Freund Albert Einstein. Sollte ausgerechnet ein Franzose, Vertreter der Nation, die Teile Deutschlands besetzt hielt, auf der Demo sprechen? Der Polizeipräsident kam zum Schluss, dass Langevin nicht sprechen sollte. Was dann passierte berichtete der Vorwärts am 30. Juli 1923, und für uns Frank Riede.