
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 28.04.2023Ein halbes Jahr Faschismus in ItalienEnde Oktober 1922 hatte ganz Europa gebannt nach Italien geschaut, als dort Mussolini und seine Schergen quasi widerstandlos die Macht im Land an sich rissen. Nach einem halben Jahr faschistischer Herrschaft zog man in einigen deutschen Zeitungen eine erste Bilanz, die in der Berliner Morgenpost vom 28. April 1923 bemerkenswert, man könnte auch sagen: verstörend positiv ausfiel. Wer sich hinter dem Autorenpseudonym P.M. verbirgt, war von Auf den Tag genau nicht in Erfahrung zu bringen, wohl aber, dass besagter Autor der propagandistischen Narrativ von der Befriedung des Landes durch die Faschisten voll auf den Leim gegangen ist. Die Details kennt Frank Riede.
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Folge vom 27.04.2023Ein Brief aus dem besetzten Bad EmsAnders als es der heute meist gebräuchliche verkürzende Begriff „Ruhrbesetzung“ suggeriert, erstreckte sich der französische Militärvorstoß nach Deutschland im Frühjahr 1923 auf sehr viel mehr Gebiet als ‘nur‘ auf die industrielle Herzkammer zwischen Duisburg und Dortmund. Da man in Washington den Versailler Friedensvertrag nicht ratifiziert hatte, übernahmen französische Truppen Ende Februar auch die formal bereits seit 1919 bestehende US-amerikanische Besatzungszone, die zwischen Köln und Koblenz auch auf rechtsrheinische Territorien ausgriff, und errichteten dort, ähnlich wie weiter nördlich, ein vergleichsweise harsches Okkupationsregiment. Betroffen, neben vielen anderen Orten, war auch das traditionsreiche Kurbad Ems, dessen Betrieb im Zuge dieser Entwicklungen offensichtlich fast vollständig zum Erliegen kam. Diesen Eindruck vermittelt jedenfalls ein ‘Brief‘ von dort, den die B.Z. am Mittag am 27. April abdruckte – und den für uns Frank Riede liest.
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Folge vom 26.04.2023Amerikanische ZärtlichkeitsstatistikUmfragen und ihre Auswertung sind ein unverzichtbarer Teil unserer politischen Kommunikation, sowie so mancher Wissenschaft, die ihre Erkenntnisse durch Umfragen generiert. Das amerikanische „Büro für Sozialhygiene“, begründet von John D. Rockefeller Jr., versuchte mittels anonymer Umfragen etwas über das Sexualverhalten der Amerikaner:innen herauszufinden. Wie sich die Ergebnisse der Umfrage im prüden Amerika, vermittelt durch die auch nicht gerade zu Schlüpfrigkeiten neigenden Zeitungen in Berlin, lesen, erfahren wir heute. Das 12-Uhr-Abendblatt vom 26. April 1923 schreibt über die „Amerikanische Zärtlichkeitsstatistik“ – Haben Sie vor der Ehe … ? Paula Rosa Leu weiß wie die Amerikaner:innen geantwortet haben.
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Folge vom 25.04.2023Ernst Reuter über die KPDBald dreieinhalb Jahre Auf den Tag genau summieren sich mittlerweile nicht nur zu einem stolzen Autorenregister großer Literatinnen und Literaten; auch unzählige bekannte bzw. nachmals bekannte Figuren aus der Politik waren hier bereits als in Berliner Tageszeitungen aktive Kommentatorinnen und Kommentatoren des Zeitgeschehens zu erleben. Zu ihnen gesellt sich heute mit Ernst Reuter ein weiterer sehr prominenter Name. Bereits 1912 der SPD beigetreten, war Reuter in russischer Kriegsgefangenschaft zum Bolschewismus ‘konvertiert‘ – bevor er nach seinem Ausschluss aus der KPD 1922 über den Umweg USPD wieder in den Schoß der sozialdemokratischen Mutterpartei zurückkehrte und sich dort einige Jahre lang vor allem als Journalist für den Vorwärts verdingte. Dass er damals noch immer daran glaubte, die Spaltung der deutschen Arbeiterschaft überwinden zu können, und darauf setzte, dass sich in der KPD mittelfristig pragmatischere Kräfte durchsetzen und sich mit der parlamentarischen Demokratie arrangieren würden, belegt ein dort erschienener Artikel vom 25. April 1923, den für uns Frank Riede liest.