
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 17.04.2023Telefonieren aus dem fahrenden Zug!Eine Bahnreise fand 1923 sozusagen in einem einzigen, riesigen Funkloch statt. War der wichtige Geschäftsmann bei einem bestimmten Dollarkurs in Berlin losgefahren, tappte er während der ganzen Fahrt im Dunkeln, wie sich der Kurs inzwischen entwickelt hatte. Den Reisenden fehlte also zu ihrem Reiseglück eine Möglichkeit des Telefonierens. Und genau dieses Problem wollte die Gesellschaft für Funkentelegraphie schleunigst beheben und führte Experimente durch, bei denen aus einem fahrenden Zug telefoniert werden konnte. Freilich spielte man dabei mit der Idee, Telefonkabinen einzurichten, um die Vertraulichkeit der Gespräche zu gewährleisten und die anderen Reisenden zu schonen. Eine Idee, die sicherlich auch heute noch Befürworter finden würde. Paula Rosa Leu kann uns zusammen mit dem 8-Uhr-Abendblatt vom 17. April 1923 berichten, ob die Experimente erfolgreich waren.
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Folge vom 16.04.2023Die Rache des Pharao1923 war Tutanchamun in aller Munde. Wie an dieser Stelle zu hören war, erreichte das Berliner Publikum Anfang März die Nachricht von der Öffnung der reich bestückten Grabkammer. Anschließend verstarb überraschend der Finanzier der Ausgrabung Lord Carnavon und neben der sich ohnehin verbreitenden Ägypten-Faszination und Mode machte auch die Gruselgeschichte vom der Rache des Pharao die Runde. Wie jeder Hype, fand auch dieser seine Kritiker, die mit spitzer Feder das gesellschaftliche Phänomen sezierten. Für das 8-Uhr-Abendblatt tat dies am 16. April der Schriftsteller, Herausgeber und Journalist Kurt Pinthus. Uns lässt Frank Riede vor dem Fluch des Pharao erschauern.
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Folge vom 15.04.2023Claire Waldoff findet Berlin knorke!Claire Waldoff zählt zu den großen Ikonen des Berlin und insbesondere des queeren Berlin der 1920er Jahre. In den bisherigen Recherchen für diesen Podcast sind wir überraschenderweise lange Zeit nicht auf sie gestoßen, aber am 15. April 1923 kam sie in der Berliner Morgenpost sogar gleich selbst ausführlich zu Wort. Die Serie, in der das geschah, hieß „Neuberliner Humor“, und passend zum lokalkulturellen Framing belinerte die Waldoff hier, wie auch in ihren Programmen, so kräftig darauf los, dass man gar nicht glauben will, dass sie dereinst 1884 als Clara Wortmann in Gelsenkirchen das Licht der Welt erblickte. Eine auch gebürtige Berlinerin schlüpft hier in ihre Rolle: Paula Rosa Leu.
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Folge vom 14.04.2023Havarie auf dem Tempelhofer FlugfeldZu den Dingen, die sich im Laufe der letzten einhundert Jahre definitiv verbessert haben, zählt nachgewiesenermaßen die allgemeine Flugsicherheit. Was alle Statistiken dokumentieren, kann auch unser – selbstverständlich nicht repräsentativer, wiewohl täglicher – Blick in die Zeitungsarchive der frühen 1920er Jahre bestätigen: Obwohl seinerzeit weit weniger Flugzeuge unterwegs waren, lag die Zahl der Unfälle und leider auch die der Opfer im Bereich dieses damals noch jungen Mobilitätssektors ungleich höher. So ereignete sich denn auch im Frühjahr 1923, just bei der Inspektion des Tempelhofer Feldes hinsichtlich seiner Eignung für den Luftverkehr, ein abermaliger Absturz. Dem Ausbau Tempelhofs zum hauptstädtischen Zentralflughafen, das macht schon der Unfallbericht aus dem Berliner Lokal-Anzeiger vom 14. April deutlich, sollte diese neuerliche Havarie jedoch keinen Abbruch tun. Ganz unweit des heute bekanntlich wieder aufgelassenen alten Flughafengeländes hat für uns Paula Rosa Leu diesen Text eingelesen.