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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 01.04.2023Der “Blutige Karsamstag” 1923Auch die Ostertage des Jahres 1923 standen ganz im Zeichen der Ruhrbesetzung, da am Ostersamstag, der auf den 31. März fiel, französische Soldaten ein Massaker an streikenden Arbeitern verübten, das in die Geschichte als „blutiger Karsamstag“ einging. Zwei Militärkommandos waren in Essen in ein Werk von Krupp eingedrungen, um LKWs zu beschlagnahmen. Da aber die meisten LKWs schon unterwegs waren, gelang dies nicht. Die Werksleitung ließ die Arbeit niederlegen und die Arbeiterschaft versammelte sich protestierend vor der Wagenhalle. Verhandlungen mit den Kommandos scheiterten und irgendwann schossen sich die Soldaten ohne Vorwarnung den Weg frei und töteten dabei 13 Menschen und verletzten unzählige mehr. Einen Monat später wurden übrigens die Werksleiter und auch Gustav Krupp von Bohlen und Halbach selbst von den Militärbehörden als Mitverantwortliche zu Haftstrafen verurteilt. Der Vorwärts tat in der Ausgabe vom 1. April seine Empörung kund, für uns gelesen von Paula Rosa Leu.
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Folge vom 31.03.2023Oxford gegen CambridgeDas Boat Race, die jährliche Ruderregatta zwischen den Universitäten Oxford und Cambridge auf der Themse, gehört zu den großen Klassikern der daran bekanntlich nicht armen britischen Sportkultur. Mit noch nicht einmal achtzig Jahren handelte es sich hierbei 1923 zwar um eine nach dortigen Maßstäben eher noch junge Tradition, welche es in London aber dennoch längst zu einem gesellschaftlichen Ereignis gebracht hatte. Das Drumherum ist dem Korrespondentenbericht aus dem Berliner Lokal-Anzeiger vom 31. März denn auch deutlich wichtiger als die kurzen Augenblicke, da man im Publikum die beiden Boote vorbeifliegen sah. In sportlicher Hinsicht sei hier zumindest nachgetragen, dass der Sieg Oxfords insofern bedeutsam war, als es sich dabei um den einzigen zwischen 1914 und 1936 handelte. Für uns dabei war Frank Riede.
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Folge vom 30.03.2023Die Beisetzung von Sarah BernhardtDie größte Schauspielerin Ihrer Epoche, genannt die „goldene Stimme“ und die „Göttliche“, einer der ersten Weltstars überhaupt verstarb am 26. März 1923. 1844 in Paris als Marie Henriette Rosine Bernardt geboren, gelangte sie, vermittelt vom Liebhaber ihrer Mutter, dem Halbbruder von Napoleon III., zur Ausbildung an die Comédie-Française. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang Sarah Bernhardt, wie sie sich mittlerweile nannte, 1868 der Durchbruch und eine beispiellose internationale Karriere begann, die sie ganz bewusst durch lange Gastspielreisen – wie etwa eine halbjährige Tournee durch 51 amerikanische Städte – befeuerte. Selbst als ihr wegen der Spätfolgen eines Bühnensturzes ein Bein amputiert worden war, trat sie bis ins hohe Alter auf den Bühnen der ganzen Welt auf. Nur in Deutschland gastierte sie, die sie Verletzte des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 gepflegt hatte, niemals. Ihre Beerdigung geriet zu einer Massen-Trauerkundgebung, von der für das Berliner Tageblatt am 30. März Paul Block und für uns heute Paula Rosa Leu berichtet.
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Folge vom 29.03.2023Von kuriosen OsterbräuchenDie Erfahrung, dass sich Feiertagsbräuche mit den Zeitläufen häufig ganz erheblich wandeln, haben wir hier im Podcast schon des Öfteren machen können. Dass dies wiederum nicht nur für die Zeit seit, sondern auch bis 1923 gilt, belegt unser heutiger Artikel aus dem Steglitzer Anzeiger vom 29. März selbigen Jahres, an dem das Osterfest damals bereits unmittelbar bevorstand. Sich massenhaft prügelnde Eheleute waren für die Feiertage seinerzeit genauso wenig zu erwarten, wie es in der Karwoche eine kostenlose Bewirtung aller Bedürftigen gegeben hatte. Beides, erfahren wir von Frank Riede, war in deutschen Landen, zumindest regional begrenzt, früher aber durchaus einmal gute Tradition.