
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
-
Folge vom 20.03.2023Die Flucht ins IrrenhausWährend sich in dem berühmten Roman „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Ken Kesey und der nicht minder berühmten Verfilmung von Miloš Forman ein Kleinkrimineller in eine Psychiatrischen Klinik vor der Strafverfolgung flüchtet, indem er vorgibt psychisch krank zu sein, flüchtet der österreichische Journalist Leo Lederer ins „Irrenhaus“, um der noch verrückteren Welt da draußen zu entgehen. In der Wiener Klink Steinhof sucht er Abstand von den Nachrichten rund um die Ruhrbesetzung, Börsenspekulationen und der Inflation. Was für Erfahrungen er für das Berliner Tageblatt vom 20. März 1923 festgehalten hat, ob ihm seine Flucht ins “Irrenhaus” gelungen ist und ob die „Irren“ wirklich die „Normalen“ sind, weiß Paula Leu.
-
Folge vom 19.03.2023Heimaturlaub in WienDer linke österreichische Schriftsteller Stefan Großmann war noch vor dem Ersten Weltkrieg mit seiner Familie nach Berlin übergesiedelt, wo er vielfach publizistisch tätig war und unter anderem seit 1920 gemeinsam mit dem Verleger Ernst Rowohlt die unabhängige, radikaldemokratische Wochenschrift Das Tage-Buch herausgab. Von Zeit zu Zeit überkam ihn aber, scheint’s, doch das Heimweh nach Wien, weshalb ihn keine Reisestrapazen und Grenzerschikanen im Frühjahr 1923 an einem Heimaturlaub hinderten, von dem er im 8-Uhr-Abendblatt vom 19. März Kunde gibt. Der Text enthält an einer Stelle heute ungebräuchliches, da rassistisch konnotiertes Vokabular, ansonsten aber sehr viel Ur-Wiener Kolorit und Schmäh. Paula Leu ist für uns an die Donau gereist.
-
Folge vom 18.03.20231848-1923: 75 Jahre MärzrevolutionWenn man einmal von den Freien Städten mit ihren mitunter langen Traditionen bürgerlicher Selbstverwaltung absieht, wird der Beginn einer wirklichen deutschen Demokratiegeschichte zumeist erst, sehr spät, auf das Jahr 1848 und die sich mit diesem verbindende sogenannte Märzrevolution samt ihren Folgen taxiert. Kein Wunder also, dass die junge und so gefährdete erste deutsche Republik 75 Jahre später das nur halbrunde Jubiläum nicht überging, sondern in allen Zeitungen des demokratischen Spektrums an die Vorkämpfer für Freiheit und Parlamentarismus emphatisch und nicht ohne einen Bogen in die Gegenwart zu schlagen erinnerte. Im Berliner Tageblatt tat dies der große linksbürgerliche Leitartikler Ernst Feder. Und für uns folgt ihm darin Frank Riede.
-
Folge vom 17.03.2023Beobachtungen eines Neutralen im RuhrgebietVor fünf Tagen haben wir über die Eskalation der Gewalt im Ruhrgebiet nach dem Tod zweier französischer Offiziere berichtet. Die Berichterstattung in Frankreich und die in Deutschland zu diesen Vorfällen wichen diametral voneinander ab – natürlich unterstellte man sich gegenseitig eine propagandistische Verzerrung. Daher versuchte sich das Berliner Tageblatt am 17. März 1923 an einer Objektivierung und publizierte die Beobachtungen des schwedischen Journalisten Gösta Erlandson, die dieser im Ruhrgebiet gesammelt hatte. Frank Riede sagt uns, wie dieser die Situation vor Ort wahrgenommen hat.