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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 22.06.2022Die Erfindung der Welt-Zeit-UhrDie globale wirtschaftliche Verflechtung brachte die Notwendigkeit mit sich, die Zeit des Gegenübers am anderen Ende der Welt zu kennen. Hatten einzelne große Flächenstaaten wesentlich auf Betreiben der Eisenbahngesellschaften Zeitzonen auf ihrem Territorium durchgesetzt, so wurde das weltweite System der Zeitzonengrenzen auf der Internationalen Meridiankonferenz 1884 in Washington verankert. 1922 berichtet die Berliner Volkszeitung von der Erfindung einer Weltzeituhr, die die drängenden Fragen: Wieviel Uhr ist es in New York? Und wann öffnet die Börse in Sidney? schnell beantworten sollte. Frank Riede schaut für uns mit auf das Ziffernblatt.
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Folge vom 21.06.2022Der weiße Adler über KattowitzDas Thema Oberschlesien begleitet uns nahezu seit den Anfängen dieses Podcast. Dass die Grenzen in diesem ökonomisch so bedeutsamen Industriegebiet neu gezogen würden, stand bereits nach Weltkriegsende fest. Der Prozess der politischen Neuordnung gestaltete sich jedoch langwierig, die Kriterien, nach denen er vollzogen wurde, blieben undurchsichtig und anfechtbar – vor allem von deutscher Seite. Im Frühsommer 1922 war es dennoch soweit: Die alliierten Truppen hatten sich verabredungsgemäß aus den betroffenen Gebieten zurückzogen, der weiße polnische Adler wehte über Kattowitz und anderen vormals deutschen Städten der Region. Die Vossische Zeitung in der fernen deutschen Hauptstadt vernahm es, wie die gesamte hiesige Öffentlichkeit, mit unvermindertem Groll, bemühte sich am 21. Juni 1922 in ihrer Bewertung der Lage vor Ort aber zumindest ansatzweise um Differenzierung. Wie weit die ging, weiß Paula Leu.
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Folge vom 20.06.2022Was Briefmarken erzählenWas sagen die Briefmarken eines Landes über dessen Zustand aus? Diese pikante Frage stellt sich am 20. Juni 1922 in der Berliner Volks-Zeitung der Autor Karl Hans Strobl. Und gibt uns dabei nicht nur einige interessante Einblicke in die Postgeschichte verschiedener Länder, sondern auch in seine eigene politische Biographie. Aus dem mährischen Iglau stammend, engagierte sich Strobl bereits in jungen Jahren in der Deutschnationalen Bewegung und wurde später im österreichischen Ständestaat Mitglied der dort illegalen NSDAP. Den Anschluss Österreichs 1938 begrüßte er begeistert und wurde in seiner Folge Leiter der Reichsschrifttumskammer in Wien. Wenig verwunderlich also, dass er die kakanischen Marken mit dem Konterfei Kaiser Franz Josephs ebenso verachtete wie später jene der österreichischen Republik und auch für die Ikonographie der tschechoslowakischen oder jugoslawischen Postwertzeichen nur Spott übrig hat. Gnade vor seinem philatelistischen Auge findet – Überraschung! – vornehmlich Deutschland. Frank Riede hat für uns dennoch in Strobls Sammelalbum geblättert.
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Folge vom 19.06.2022Wer wird deutscher Meister?Der 1. FC Nürnberg und der Hamburger SV waren in den 1920er Jahren die überragenden deutschen Fußballmannschaften. Zwischen 1920 und 1928 entfielen auf die beiden Clubs, unterbrochen nur einmal von der Spielvereinigung Fürth, sieben von acht nationale Meistertitel – und in diese Serie ist die Meisterschaft von 1922 noch gar nicht einberechnet. In jenem Jahr trafen der ‘Club‘ und der HSV erstmals in einem Endspiel direkt aufeinander, konnten aber keinen Sieger ermitteln. Im nachfolgenden Artikel aus dem Berliner Lokal-Anzeiger vom 19. Juni 1922 geht es um das erste Finalspiel am Vortag in Berlin, das nach stolzen 189 Spielminuten beim Stand von 2:2 wegen Dunkelheit abgebrochen werden musste. Noch kurioser sollte das Wiederholungsspiel anderthalb Monate später in Leipzig ausgehen, das ebenfalls bei Gleichstand wegen zu vieler verletzter Spieler nicht zu Ende gespielt werden konnte. Der Deutsche Fußball-Bund listet für das Jahr 1922 deshalb bis heute keinen Meister, wohingegen kurioserweise in die Meisterschale die Namen gleich beider Mannschaften eingraviert sind. Im Deutschen Stadion, dem Vorgängerbau des heutigen Berliner Olympiastadions, war für uns die Sportreporterin von AufdenTaggenau, Paula Leu.