NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
-
Folge vom 13.11.2021Skandalöse Zustände auf dem ViehhofWir alle kennen die Erzählung, wir alle kennen die Bilder: Nutzvieh, auf engstem Raum zusammengepfercht, in viel zu kleinen und hygienisch entsprechend desaströsen Stallungen seiner Schlachtung unwürdig entgegenfristend. Vor einhundert Jahren war der durchschnittliche deutsche Fleischkonsum noch deutlich geringer; insofern nimmt es sich durchaus überraschend aus, ganz ähnliche wie die uns vertrauten Szenarien auch schon der Berliner Morgenpost vom 13. November 1921 zu entnehmen. Diese hatte eines Abends unangemeldet einem offensichtlich verschrienen Viehhof im Osten Berlins einen Besuch abgestattet und war dort, bei allen skandalösen Eigentümlichkeiten des konkret inkriminierten Betriebes, zugleich ungeahnt Zeugin der Anfänge der modernen Massentierhaltung mit all ihren Schattenseiten für Kreatur, Mensch und Weltklima geworden. Für uns heftet sich Frank Riede an ihre Fersen.
-
Folge vom 12.11.2021Kein Geld für WolkenkratzerDie Stadtplanung ist immer wieder ein Thema in den Zeitungen der 1920er Jahre, daher tauchen die Fragen nach Verkehrspolitik und Wohnungsbau auch regelmäßig bei Auf den Tag genau auf. Ganz besonders virulent ist die Frage nach Wolkenkratzern. Den Stadtvätern (die Bezeichnung macht schon deutlich, dass es damals eine Männerdomäne war) war mit einem kurzen Blick nach Amerika klar, dass die Hochhäuser die Zukunft sind, sie rangen aber mit Fragen der Sicherheit, ästhetischen Bedenken und nicht zuletzt Finanzierungsfragen. Gerade die spielen eine prominente Rolle in den Ausführungen des 8-Uhr-Abendblatts vom 12. November 1921 darüber, warum keine Hochhäuser gebaut werden. Uns informiert Paula Leu.
-
Folge vom 11.11.2021Zum 100. Geburtstag: Stefan Zweig gratuliert Fjodor DostojewskiWelche prominenten Laudatorinnen und Laudatoren die großen überregionalen deutschen Tageszeitungen heute ins Rennen schicken, um Fjodor Michailowitsch Dostojewskis zweihundertsten Geburtstag zu würdigen, ist der Redaktion von Auf den Tag genau zum Zeitpunkt dieser Aufnahme noch unbekannt. Fest steht, dass der Berliner Börsen-Courier die Messlatte diesbezüglich ziemlich hoch gelegt hat. Kein Geringerer als Stefan Zweig stieg dort am 11. November 1921 in die Bütt, um anlässlich von Dostojewskis Hundertjährigem in Reimen an den großen Kollegen und konkret an dessen Scheinhinrichtung durch zaristische Schergen 1849 in St. Petersburg zu erinnern. Nähere Kenner*innen von Zweigs Werk werden wissen, dass diese Episode 1927 auch Eingang in dessen Sternstunden der Menschheit fand, und tatsächlich handelt es sich bei unserem heutigen Text um eine frühe Fassung der dort als ‘Heroischer Augenblick‘ betitelten Miniatur. Es liest Frank Riede.
-
Folge vom 10.11.2021Das Altersheim der DichterDie Karriere freischaffender Künstler:innen ist von vielen Zufällen abhängig. Mal ist man angesagt und kann seine Werke verkaufen, und wenig später verliert man schon die Gunst der zahlungswilligen Rezipient:innen. Wie kann diese Gruppe also für ihr Alter vorsorgen, um nicht als verarmt und vergessen in die Geschichte einzugehen, oder eben nicht einzugehen? Heute versucht sich die Künstlersozialkasse an einer Antwort auf diese Frage, die sich schon vor 100 Jahren stellte. Dem Verband deutscher Bühnenschriftsteller und Komponisten fiel auf, dass unzählige seiner Mitglieder, gerade die, die nicht zu den prominentesten gehörten, von Altersarmut betroffen waren, und entschloss sich dazu, im thüringischen Thal ein eigenes Verbands-Altersheim aufzubauen. Das Berliner Tageblatt vom 10. November 1921 ist vor Ort und weiß auch von den Hindernissen zu berichten, die dieses Projekt im Gemeinderat zu überwinden hat. Für uns liest Paula Leu.