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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 15.01.2021Zurück zu Schwarz-Weiß-Rot?Schwarzweißrot oder Schwarzrotgold – der Flaggenstreit wurde während der gesamten Weimarer Jahre mit großer Erbitterung geführt und fungierte selbstredend als Stellvertreterkrieg für viel tiefer liegende ideologische Gegensätze. Das Berliner Tageblatt aus dem Verlagshaus Mosse stand nach 1918 eigentlich der linksliberalen DDP nahe und vertrat redaktionell dezidiert republikanische Werte. In seiner Ausgabe vom 15. Januar 1921 schlug es sich jedoch überraschend auf die Seite des rechtsliberalen Koalitionspartners DVP, der eine Rückkehr zu den alten kaiserlichen Farben angeregt hatte, und ließ in seiner Argumentation dabei exakt jene fatale Appeasement-Haltung gegenüber den Republikfeinden durchklingen, die zum Untergang von ‘Weimar‘ maßgeblich beitragen sollte: Da es ja nicht auf Äußerlichkeiten wie ein Stück Leinen ankäme, könnte man dem Gegner doch in dieser Frage entgegenkommen und sich gleichzeitig lieber verstärkt ideell in Demokratieerziehung üben. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 14.01.2021Ein Schwabe in BerlinSchwaben sind in Berlin längst keine Minderheit mehr. 1921 aber konnte der Umzug von Stuttgart in die Kapitale durchaus noch einen Kulturschock bedeuten. Dabei ging es weniger um fehlende Kehrwochen als um den desolaten Zustand der Straßen überhaupt. Auch der Mangel an Wohnraum an sich war nicht das erste Problem; eher die geschäftstüchtige Mehrfachnutzung durch die Vermieter. Doch gerade auch dem Provinzler aus dem Süden machte der unter großstädtischer Lässigkeit versteckte Arbeitseifer der Berliner ordentlich Eindruck. Und überhaupt war man vom urbanen Flair schneller eingenommen, als man sich das zunächst hätte vorstellen können, wie ein Zuzügler vom Neckar am 14.1. in der Roten Fahne berichtet. Vorgelesen von Paula Leu.
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Folge vom 13.01.2021Das WandertelephonMit einem Telefonapparat soeben noch geschäftliche Telefonate in seinem Laden führen, dann den Apparat ausstöpseln, in seinen über dem Geschäft liegenden Privathaushalt mitnehmen, dort einstöpseln und mit der Verwandtschaft telefonieren. Dieses Begehren ging 1921 in Erfüllung, da die Post, neben einer offenbar gewohnheitsmäßigen Erhöhung der Gebühren, die Bestimmungen über die Beweglichkeit der Apparate änderte und eben dies ermöglichte. Die Vossische Zeitung berichtet am 13. Januar von den „wandernden Telephonen“. Frank Riede spricht in den Aufnahmeapparat.
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Folge vom 12.01.2021Erst den Krieg verloren - jetzt auch noch das MonokelDas Monokel, gelegentlich auch Einglas genannt, war nie bloß eine Sehhilfe, sondern – in Deutschland, wie übrigens auch in England – von jeher auch ein Statussymbol der sich besser dünkenden Stände. Insbesondere im preußischen Offizierskorps blieb es auch dann noch, Anfang des 20. Jahrhunderts, in Mode, als es medizinisch längt überholt war bzw. sogar für schädlich angesehen wurde – weshalb es der britische Kriegsminister Earl Kitchener seinen Soldaten bereits vor dem Ersten Weltkrieg zu tragen verboten hatte. Dafür dass der preußische Innenminister, der Sozialdemokrat Carl Severing, nun nachzog und der Heeresleitung den Verzicht auf das geliebte Accessoire dekretierte, gab es, wie im Folgenden zu hören, ausnahmsweise Beifall selbst aus dem Lager der konkurrierenden USPD. Aus deren Parteizeitung Freiheit vom 12. Januar 1921 liest Paula Leu.