
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 27.01.2021Julie Elias: Ein neues Kochbuch braucht das LandDie Kochkunst ist ein wichtiger Baustein der Selbstwahrnehmung eines Landes. Was aber tun, wenn die Mangelwirtschaft des Krieges dazu führte, dass das Kochen hauptsächlich im Dienste des Überlebenskampfes betrieben wurde, fern von üppigen Gaumenfreuden? Der künstlerische Anteil des Kochens wurde dabei zu der Kunst, aus nichts viel zu machen. Die feste Größe in Weimar, wenn es um Mode und Kulinarik geht, Julie Elias, betrachtet ausgehend von neuen französischen Kochbüchern die Situation der Kochkunst in Deutschland und hat auch eine klare Vorstellung davon, in welche Richtung es gehen soll. Köchinnen und Köche aufgepasst! Ihr von Paula Leu für uns gelesene Artikel aus dem Berliner Tageblatt vom 27. Januar enthält ein Rezept für gefüllten Kohl.
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Folge vom 26.01.2021Internationale Eisläufer aus Österreich?Die 1920er Jahre gelten zurecht als ein goldenes Zeitalter des Zeitungswesens; allein der Sportjournalismus steckte damals erkennbar noch in den Kinderschuhen. Zwar hatten fast alle Zeitungen mittlerweile ein paar schmale Zeilen dafür reserviert, über die wichtigsten Ereignisse auf dem Gebiet der ‘Leibesübungen‘ zu berichten. Über viel mehr als knappe Ergebnislisten ging das jedoch selten hinaus. Und wenn es doch einmal zwei, drei Sätze mehr sind, wie beim Bericht der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 26. Januar 1921 über eine Eislaufgala im Admiralspalast, erfährt man aus dem Artikel häufig trotzdem erstaunlich wenig über die gelaufenen Sprünge und Pirouetten – weil jener sich stattdessen lieber bei der Frage aufhält, ob Eisläufer aus Wien in Berlin als ‘internationale Gäste‘ anzukündigen seien. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 25.01.2021Experimentelles in der Potsdamer ProvinzDie Theaterkritik von Max Goldstein in der Vossischen Zeitung vom 25. Januar 1921 ist von einer doppelten paternalistischen Haltung geprägt. Zum einen wagt sich der Berliner Hauptstadtkritiker in das benachbarte Potsdam, um zu schauen, was das kleinstädtische, verschnarchte und provinzielle Theater dort so anbietet. Zum anderen werden dort zwei Einakter des arabisch-deutschen Dramatikers und Übersetzers Asis Domet gegeben, der als maronitischer Christ und Bewunderer deutscher Literatur zwischen den Kulturen wirkte und offenbar in seinen Stücken bemüht war, orientalische Stoffe in deutsche Verssprache zu übertragen. Goldstein begegnet diesem Bemühen durchaus mit Sympathie, attestiert Domet allerding kindlich entwaffnenden Dilettantismus. Für uns liest Frank Riede.
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Folge vom 24.01.2021Knut Hamsun und die VielweibereiDass sich Personen des öffentlichen Interesses für eine Affäre entschuldigen, gibt es alle Tage. Auch hat man schon davon gehört, dass manch einer der eigentlichen Anschuldigung zuvorgekommen ist und das moralische Fehlverhalten dementierte, bevor er dessen überhaupt angeklagt war. Die Art und Weise aber, wie Knut Hamsun sich am 24.1.1921 im Berliner Tageblatt gegen den angeblich erhobenen Vorwurf der Vielweiberei zur Wehr setzt, ist schon speziell. Eine „finnländische Frau“ habe ihm den Artikel eines dänischen Journalisten zugeschickt, der diese Lügen über ihn verbreite. Wo genau er das tat, bleibt ungeklärt. Warum sich Hamsun im Berliner Tageblatt öffentlich erklärt, ebenso. Und wer ist diese „finnländische Frau“? Wie auch immer. „Ergebenst ihr Knut Hamsun“. Es liest Paula Leu.