NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 23.03.2025Eine Prognose für die ReichspräsidentenwahlNur noch sechs Tage trennten den 23. März 1925 vom ersten Wahlgang zur Bestimmung eines neuen Reichspräsidenten in Nachfolge des verstorbenen Friedrich Ebert. Meinungsforschungsinstitute, die im Vorfeld valide Umfrageergebnisse lieferten, kannte man damals noch nicht, weshalb alle Prognosen seinerzeit deutlich spekulativer ausfielen. Die Harburger Anzeigen und Nachrichten orientierten sich bei ihren demoskopischen Versuchen in Ermangelung anderer Zahlen an den zurückliegenden Reichstagswahlresultaten, waren sich der Unterschiede zwischen einer solchen Listenwahl und der hier anstehenden Personenwahl aber durchaus bewusst. Die Schlüsse, die man daraus ableitete, verraten indes vor allem wohl etwas über die Vorlieben der eher konservativen Redaktion. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 22.03.2025Mit Colin Roß um die WeltEiner der bedeutendsten Reiseberichterstatter der Weimarer Zeit ist zweifelsfrei Colin Roß, der die ganze Welt bereiste, Berichte und Bücher schrieb und dabei offensichtlich immer auf dem neuesten Stand der Technik war. Er hielt weltweit auf Naturereignisse, kulturelle Praktiken, Architekturen, städtisches und ländliches Leben den Kurbelkasten “drauf” und produzierte aus diesen Filmdokumenten Film- und Vortragsabende für das neugierige Publikum, das nicht so weit rumgekommen war. Das Hamburger Echo vom 22. März 1925 bespricht eine solche Vorführung im Hamburger Passage Theater ganz enthusiastisch und feiert dabei auch den Film, der aus Sicht des Verfassers, der Photographie überlegen sei. Rosa Leu war für uns dabei. Es sollte an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass Colin Roß auf seinen Reisen indigene Bevölkerungen abschätzig betrachtete und dass er sich mit der Zeit zu einem glühenden Nationalsozialisten entwickelte. Seine Frau und er begangen zum Ende des Zweiten Weltkrieges Selbstmord.
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Folge vom 21.03.2025Ernst Thälmann im InterviewDie Zersplitterung der Arbeiterbewegung war zweifellos einer der wesentlichen destabilisierenden Faktoren für die Weimarer Republik. Der unüberbrückbare Gegensatz von SPD und KPD zwang immer wieder zu Regierungsbildungen deutlich rechts der politischen Mitte und setzte die Parteien der Weimarer Koalition auch bei der Reichspräsidentenwahl 1925 erheblich unter Druck. Hatten sich die Kommunisten doch entschieden, mit Ernst Thälmann einen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken. Zu seinen Motiven und dem befürchteten Effekt, damit am Ende einem Rechtskandidaten den Weg zu ebnen, befragte ihn die Berliner Welt am Abend, die kommunistische Hamburger Volkszeitung druckte das Gespräch am 21. März 1925 nach. Höchst interessant ist dies nicht nur in der Sache, sondern auch als frühes Exemplar des damals noch sehr wenig verbreiteten journalistischen Genres „Interview“. Frank Riede liest für uns die Fragen wie die Antworten.
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Folge vom 20.03.2025Hamburg als Drehscheibe des Mädchenhandels?Große Häfen wie der in Hamburg sind nicht nur gigantische Warenumschlagplätze; sie stehen immer auch im Verdacht, Schauplatz zwielichtiger Geschäfte zu sein. So munkelte man in den 1920er Jahren – und vermutlich auch häufig vorher und nachher –, die Hansestadt sei zu einer prominenten Drehscheibe internationaler Menschenhändler-, insbesondere Mädchenhändler-Ringe geworden, und ein Bericht der Regierung Schleswig heizte diesen Verdacht offenbar zusätzlich an. Nicht wenige Zeitungen mischten ihrerseits bei dieser auflagenträchtigen Spekulation mit. Nicht so der Hamburger Anzeiger. In einem Kommentar vom 20. März 1925 gibt man sich dort eher skeptisch gegenüber den drastischen Gerüchten und Zahlen, appelliert abschließend aber auch für Umsicht und Achtsamkeit. Es liest Rosa Leu.