NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 11.03.2025Vom Ministerpräsidenten zum Präsidenten?Von der schleppenden Suche nach einem preußischen Ministerpräsidenten tief in das Jahr 1925 hinein wurde an dieser Stelle schon berichtet. Komplizierter zeigte sich die Lage im März dadurch, dass die Spitzenkandidaten auf dieses Amt auch in den Favoritenkreis der verschiedenen Parteien für das Amt des Reichspräsidenten waren. Daher blickt das Hamburger Echo vom 11. März auf den kürzlich gewählten Ministerpräsidenten Marx und wägt dessen Chancen als Kandidat des Zentrums bei der Präsidentenwahl ab. Rosa Leu liest diesen Artikel, der auch die Abwägung einer prorepublikanischen Sammelkandidatur widerspiegelt.
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Folge vom 10.03.2025Radikales AutomobilverbotDass wir uns jetzt mit Autoverboten und mit autofreien innerstädtischen Zonen beschäftigen, sollte angesichts des gesundheits- und klimaschädigenden Ausstoßes nicht verwunderlich sein. Auch in den Anfängen des Auto-Booms kam es zu radikalen Verboten des Automobils – wenngleich aus anderen Gründen. Wo anders als in der Schweiz fanden eine weit verbreitete Skepsis gegen das „neue“ Fortbewegungsmittel und eine Infrastruktur, die bestens für Pferdewägen geeignet war, ihren Niederschlag in einem Volksentscheid gegen das Automobil. Der Kanton Graubünden, Heimat zahlreicher touristisch gefragter Ski-Orte, hatte bereits 1900 ein vollständiges Autoverbot ausgesprochen, das mehrfach mit allerdings immer weiter schwindender Mehrheit erneuert wurde. Auch zu Beginn des Jahres 1925 setzten sich die Befürworter des vollständigen Autoverbots durch. Die Altonaer Neuesten Nachrichten berichten am 10. März von diesem Kuriosum, und wissen nicht, anders als Rosa Leu, die für uns liest, dass schon 3 Monate später, am 21. Juni für eine teilweise Zulassung von Automobilen gestimmt wurde und damit das Graubündner Automobilverbot Geschichte war.
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Folge vom 09.03.2025Shakespeare in HamburgDie Hamburger Theaterlandschaft galt auch schon in den 1920er Jahren als eine der interessantesten der Republik, das Genre der Theaterkritik präsentiert sich in den Hamburger Zeitungen dieser Jahre indes häufig erstaunlich unfeuilletonistisch-schematisch: Nacherzählung der Handlung, je ein Satz zu den Personen in den Hauptrollen, ein abschließender kurzer Allgemeinplatz zu Regie und Bühnenbild. Dass das so nicht sein muss, beweisen die Altonaer Neuesten Nachrichten vom 9. März 1925 mit ihrer Rezension einer Neuinszenierung von Der Widerspenstigen Zähmung im Deutschen Schauspielhaus. Shakespeares bis heute gern gespielte Komödie bildet erkennbar nicht nur deren Gegenstand, sondern hat ihren Autor mit den Initialen R.W. auch in der eigenen textlichen Form inspiriert – welche es ihm wiederum ermöglicht, eine bereits im 19. Jahrhundert einsetzende feministische Kritik an den Geschlechterbildern dieses Werkes elegant (und natürlich trotzdem etwas patriarchal) in seine Darstellung miteinzubeziehen. In beiden Rollen dieses Dramoletts: Frank Riede.
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Folge vom 08.03.2025Die Kandidaten für die ReichspräsidentenwahlDass die ordnungsgemäße Durchführung einer demokratischen Wahl logistisch kein Kinderspiel ist, wissen wir spätestens seit den Komplikationen bei den Berliner Bundestags- und Abgeordnetenhauswahlen 2021, die wegen verschiedener Pannen in Teilen bzw. sogar in Gänze wiederholt werden mussten. Umso erstaunter ist man von dem straffen Tempo, das man diesbezüglich 1925 an den Tag zu legen vermochte: Am 28. Februar starb relativ überraschend Reichspräsident Ebert, bereits am 29. März wurde in einem ersten Wahlgang über seine Nachfolge abgestimmt. Bei der Aufstellung ihrer Kandidaten hatten die Parteien entsprechend wenig Zeit zu verlieren. Auf der Rechten, entnehmen wir den Hamburger Nachrichten vom 8. März, hatte man sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf den Duisburger Oberbürgermeister und ehemaligen Reichsinnenminister Karl Jarres geeinigt, in den Reihen der Weimarer Koalition rang man indes noch um eine Entscheidung. Es liest Frank Riede.