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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 12.12.2024Alte Konflikte nach den ReichstagswahlenDie Reichstagswahlen vom 7. Dezember 1924 hatten die Parteien der Mitte deutlich gestärkt. Um satte 5,5 Prozentpunkte hatte die SPD zugelegt, in geringerem Umfang galt das auch für DDP, Zentrum und DVP. Nationalsozialisten und Kommunisten hingegen mussten gegenüber den Wahlen im Mai große Verluste hinnehmen. Wer geglaubt hatte, dass sich nun die Regierungsbildung einfacher gestalten würde, sah sich gleichwohl getäuscht. Nach wie vor war unter den Koalitionären aus DDP, Zentrum und DVP umstritten, ob man sich nach links, zur SPD, oder nach rechts, zur DNVP hin erweitern wollte. Das alte Minderheitenkabinett unter Reichskanzler Wilhelm Marx hatte auf jeden Fall auch weiterhin keine Mehrheit, weshalb man dort zum Rücktritt entschlossen war und sich die Beobachter von der Wilhelmsburger Zeitung eher skeptisch dahingehend zeigten, bald zu stabileren Verhältnissen zu gelangen. Aus der Ausgabe vom 12. Dezember 1924 liest Rosa Leu.
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Folge vom 11.12.2024Statistik der FlegeljahreFlegel stammt vom lateinischen flagellum (Geißel) und wurde im Germanischen für das Werkzeug der Bauern zum Dreschen genutzt. Im 16. Jahrhundert ist „Bauernflegel“ als Schimpfwort, mit dem Bauern belegt wurden, nachgewiesen. Zwei bis drei Jahrhunderte später wird diese Bezeichnung auf pubertierende Jungen übertragen, die in ihren „Flegeljahren“ besonders zu grobem Unfug neigten. Der Hamburgische Correspondent vom 11. Dezember 1924 geht das ganze wissenschaftlich an mit einer statistischen Untersuchung dieser Entwicklungsphase. Dass mit Statistiken durchgängig Schindluder getrieben wird, dürfte allgemein bekannt sein. In diesem Fall sind die Zweifel an der Methodik der Untersuchung schon in den Artikel eingeflossen. Frank Riede führt uns dennoch ganz gesittet durch die Statistik der Flegeljahre.
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Folge vom 10.12.2024Wie gesundheitsschädlich ist das Radiohören?Neue technologische Entwicklungen bergen bisweilen gesundheitliche Gefahren, von denen man am Anfang noch nichts weiß; umgekehrt macht man sich ihretwegen häufig aber auch Sorgen, die sich im Verlauf als völlig unbegründet erweisen und nachgeborenen Generationen nur mehr ein Schmunzeln entlocken. Dass das Radiohören bzw. die dafür anfangs notwendigen Kopfhörer Ekzeme an den Ohren verursachen könnten, wurde in den Pionierjahren der Radiophonie offensichtlich sehr ernsthaft diskutiert. Ein Dr. med. K.St. belässt es in seinem Artikel im Hamburgischen Correspondenten vom 10. Dezember 1924 indes nicht bei Worten der Warnung, sondern hat bereits auch sachdienliche Hinweise im Angebot, wie diese Gefahr abzuwehren sei. Dem Weiterhören auch dieser Podcastfolge steht also nichts im Weg, das Wort hat Rosa Leu.
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Folge vom 09.12.2024Wer hat die Reichstagswahl gewonnen?Hatten wir gestern von dem Jubel der SPD über ihre Zugewinne bei den Reichstagswahlen vom 7. Dez. 1924 berichtet, so gießt heute die Bergedorfer Zeitung vom 9. Dezember Wasser in den sozialdemokratischen Wein. Sie fragt danach, welche stabilen Regierungsmehrheiten denkbar wären – und findet keine. Weil die DVP Stresemanns und die Sozialdemokratie so sehr zerstritten sind, sei eine solche „große Koalition“ nicht vorstellbar. Alle anderen Optionen scheinen wackelig zu sein, oder von vornherein Minderheitsregierungen. Der große Befreiungsschlag war also mit den vorgezogenen Wahlen nicht gelungen. Dennoch sollten, wie wir heute wissen, in den nächsten Jahren keine weiteren Neuwahlen notwendig werden. Frank Riede blickt für uns auf die politischen Machtoptionen nach der Wahl.