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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 01.12.2024Der Hamburger Dom 1924Zwar besitzt Hamburg seit 1995 auch wieder eine Kirche namens St.-Marien-Dom. Wenn vom Hamburger Dom die Rede ist, meint das jedoch weiterhin, ganz anders als in allen anderen Städten, ein denkbar weltliches Phänomen, nämlich das berühmte Volksfest, das heutzutage sogar gleich dreimal jährlich auf dem Heiligengeistfeld gefeiert wird. Seine Wurzeln reichen angeblich bis ins 11. Jahrhundert zurück, als man es wegen des berüchtigten Hamburger Schietwetters Gauklern und Händlern tatsächlich erlaubte, die heiligen Hallen des Vorgängerbaus von St. Marien für ihren ‘Jahr-Markt‘ zu nutzen. Viele Jahrhunderte, bis zu dessen Abriss 1804, blieb der Dom im Dom – angesichts der Menschenmassen und großdimensionierten Fahrgeschäfte, die der Hamburgische Correspondent gut einhundert Jahre später, am 1. Dezember 1924, auf dem Hamburger Dom zu Gesicht bekommt, eine fast skurrile Vorstellung. Frank Riede hat sich für uns in den Budenzauber gestürzt.
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Folge vom 30.11.2024Der Große Kurfürst zu Besuch in HamburgDie Hamburger Nachrichten waren eine seit 1849, mit Vorgängerblättern bereits seit 1792 erscheinende Hamburger Tageszeitung, die es heute zum ersten Mal hier in den Podcast geschafft hat. Überregionale Bedeutung erlangte sie insbesondere ab 1890, als sie sich zum Sprachrohr des zum Rücktritt gedrängten Alt-Reichskanzlers Otto von Bismarck entwickelte, der fortan regelmäßig den Redakteur Hermann Hofmann auf seinem Anwesen Friedrichsruh im Sachsenwald empfing und ihm und dessen Leserschaft seine Sicht der Welt darlegte. Die Nähe zum hohenzollernschen Herrscherhaus ist den Hamburger Nachrichten auch 26 Jahre nach Bismarcks Tod offensichtlich nicht abgegangen. Ganz ohne jahrestäglichen oder sonstigen äußeren Anlass erinnerte das Blatt am 30. November 1924 an einen Besuch Friedrich Wilhelms von Brandenburg, des sogenannten Großen Kurfürsten, 1682 in der Hansestadt und dessen angebliche Verdienste um diese. Unseren historischen Rückblick auf diesen historischen Rückblick haben wir in die Hand von Rosa Leu gelegt.
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Folge vom 29.11.2024Berlin ist (fast) wieder BerlinDass das Jahr 24 vor einhundert Jahren eines des Aufbruchs war, das Jahr nach der Krise, hat vor wenigen Tagen bereits ein Kommentar über die stabile Mark aus ökonomischer Sicht zum Ausdruck gebracht. Dass man diesen kaum erhofften positiven Umschwung auch auf gleichsam massenpsychologischer und stadtsoziologischer Ebene nachvollziehen konnte, behauptet ein Artikel, den wir im Hamburger Fremdenblatt vom 29. November 1924 fanden und der uns mal wieder an den Entstehungsort unseres Podcast, nach Berlin entführt. Bis auf weiteres ist es leider der letzte Text aus dem liberalen Fremdenblatt, dessen Archivierung ab Dezember 1924 eine mehr als einjährige Lücke aufweist. Darauf, dass die Zeitung über so lange Zeit nicht erschienen ist, vielleicht weil die Redaktion vom „erwachenden Berlin“ so begeistert war, dass man dort einen längeren kollektiven Urlaub verbracht hätte, haben wir bislang keinen Hinweis gefunden. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 28.11.2024Täglich Wiener Schnitzel in BelgradDer eine oder andere zumeist männliche Zeitgenosse kennt das Phänomen aus eigenen mehr oder weniger juvenilen Tagen: Man mag oder kann oder will selbst nicht kochen, auf eine warme Mahlzeit am Tag aber gleichwohl nicht verzichten, sucht sich also, möglichst nicht zu teuer, eine Kantine oder ein Lokal des Vertrauens – und macht dort schlechte Erfahrungen mit wechselnden Tagesgerichten und dem Zwang, allabendlich schon wieder Entscheidungen treffen zu müssen. Feste Routinen geben dem Tag bekanntlich Struktur, und wenn es ein Essen gibt, das immer geht, dann ist es oder war jedenfalls früher in unseren Breiten das gute alte kross panierte Wiener Schnitzel. Was das alles mit serbisch-kroatischen Konflikten und der Politik im frischgegründeten Jugoslawien der 1920er Jahre zu tun hat, weiß Rosa Leu, die dafür ins Hamburger Fremdenblatt vom 28. November 1924 geschaut hat.