1919 zog der weltweit meistgelesene deutsche Schriftsteller Hermann Hesse ins Tessin. In Montagnola schrieb er bedeutende Werke wie «Siddharta» oder «Das Glasperlenspiel». Wie war das Verhältnis zwischen der italienischsprachigen Bevölkerung und ihrem deutschen Nobelpreisträger? Eine Spurensuche.
Hesse setzte sich für den kleinen Mann ein, erinnert sich der langjährige Gemeindepräsident von Montagnola, Flavio Riva, voller Achtung. Dennoch: Für das Werk des Nobelpreisträgers konnte sich die Tessiner Bevölkerung nicht wirklich erwärmen, sagt die ehemalige Leiterin des Hesse Museums, Regina Bucher. Erst mit der Zeit entdeckten die Tessinerinnen «ihren» Nobelpreisträger. Zum offiziellen Schulstoff im Tessin gehört Hesse nicht. Aber: Einige Schülerinnen und Schüler verschlingen Hesses Bücher geradezu – sie helfen ihnen bei der Identitätsfindung.
Erstsendung: 10.5.2024

FeatureKultur & Gesellschaft
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Folge vom 07.03.2025Auf Hermann Hesses Spuren im Tessin: Eine Zeitreise (W)
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Folge vom 28.02.2025Jiddischland – eine verschollene OperettengeschichteDie Operetten von Lehár oder Strauß sind Dauerbrenner auf den europäischen Bühnen. Wenig wissen wir dagegen über Abraham Goldfaden, Joseph Rumshinsky oder Alexander Olshanetsky. Auch sie haben Operetten geschrieben – jiddische Operetten! In den osteuropäischen Shtetls des ausgehenden 19.Jhds. von Wandertheatern aufgeführt, wurden die jiddischen Operetten auf der Flucht vor den zaristischen Pogromen in die ganze Welt verstreut. Rund um den Globus entstanden jiddische Theater. Z.B. an der Lower East Side in New York. Ein quirliger Treffpunkt für die Emigranten: Sie konnten dort in den Operetten aus der alten Heimat schwelgen, aber auch neue Stücke sehen, die auf humorvolle Weise die Probleme der Auswanderung reflektierten – das Heimweh, die Überforderung in der Fremde, die Desillusionierung vom amerikanischen Traum.
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Folge vom 21.02.2025Dandy mit Biss – 100 Jahre «The New Yorker» (W)Die Liste der Autoren und Karikaturisten, die für das Magazin «The New Yorker» geschrieben und illustriert haben, liest sich wie ein «Who’s Who» der amerikanischen Literatur- und Zeichnerelite des 20. Jahrhunderts. Annäherung an ein publizistisches Phänomen, das sich bis heute hartnäckig behauptet. Der «New Yorker» zählt zu den traditionsreichsten und renommiertesten Zeitschriften in den USA – und nicht nur dort. Seit seiner ersten Ausgabe im Februar 1925 setzt das Wochenmagazin – auf höchstem Niveau und mit unverhohlen elitärem Anspruch – qualitative Massstäbe: mit Reportagen in den Ressorts Politik und Kultur und als Plattform für neue Prosa, Lyrik und Humor. Porträt eines Dandys mit Biss, gestaltet von Walter Bohnacker. Erstsendung: 20.2.2015
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Folge vom 14.02.2025Lemkins Gesetz – der Vater der Völkermord-Konvention (W)Sein Leben lang kämpfte Raphael Lemkin um Gerechtigkeit für die Opfer staatlicher Gewalt. Die Völkermord-Konvention, die vor 75 Jahren von den Vereinten Nationen angenommen wurde, gilt als sein Lebenswerk. Doch sie ist noch immer fragil. Paris am 9. Dezember 1948: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen nimmt einstimmig ein Gesetz zur Verhütung und Bestrafung von Völkermord an. Im Mittelpunkt des internationalen Interesses steht an diesem Tag ein polnischer Jurist, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, dem Vernichtungswahn ein Ende zu bereiten. Sein Name: Raphael Lemkin. Die Völkermord-Konvention ist sein Lebenswerk – eine Art Epitaph für seine Eltern, die in Auschwitz umgebracht wurden. Einst wurde er als «Einstein des Völkerrechts» gefeiert; nach seinem Tod 1959 geriet Lemkin weitgehend in Vergessenheit. Erstsendung: 8.12.2023