Eine circa 1.100 Jahre alte hebräische Sage erzählt, dass Adam vor Eva schon eine andere Frau hatte: Lilith. Sie war von Gott gleichzeitig mit Adam aus Erde erschaffen worden. Als Adam von ihr Unterwerfung forderte, widersetzte Lilith sich, verließ den Garten Eden und machte als unsterbliche Dämonin Karriere. Moderne Interpreten verstehen den mittelalterlichen Schöpfungsmythos als Parabel für den Kampf der Geschlechter. Kein Wunder, dass Lilith zur Ikone der feministischen Bewegung wurde. Schließlich verkörpert sie jenen nach Gleichheit und Unabhängigkeit strebenden Typus Frau, der in den abendländischen, jüdisch-christlich geprägten Kulturen traditionell entwertet und dämonisiert wurde. Die ursprünglichen Wurzeln der ebenso rebellischen wie betörenden Lilith-Gestalt sind allerdings babylonisch und mehr als 3.000 Jahre alt. (BR 2012)

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Folge vom 10.08.2022Lilith - Adams erste Frau
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Folge vom 10.08.2022Frauen in geweihten Ämtern der Frühkirche - Priesterin, Diakonin, BischöfinFrauen haben im ersten Jahrtausend der Kirche vielfältige kirchliche Funktionen und Ämter ausgeübt. Sie waren als Priesterinnen, Prophetinnen, Apostelinnen und Bischöfinnen tätig. Ihre Bedeutung ist unter der androzentrischen Forschung verlorengegangen und wird auch heute noch von der katholischen Kirche vernachlässigt.
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Folge vom 10.08.2022Walter Benjamin - Der unangepasste PhilosophDas Denken des jüdischen Philosophen Walter Benjamin ist so rastlos wie sein Leben. Sein Werk so vielschichtig wie rätselhaft. Die Hoffnung auf eine Verbindung von Geschichte und Utopie, also auf eine bessere Zukunft, birgt es immer. (BR 2018)
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Folge vom 09.08.2022Die Götterwelt der Germanen - Wotan und die SeinenDie Götter der Germanen leben in ewiger Jugend, die sie den von Idun gehüteten goldenen Äpfeln verdanken. Über eine Regenbogenbrücke können sie in die Menschenwelt herabsteigen. Ihr Größter ist der einäugige Wotan (bei den Nordgermanen heißt er Odin), zuständig für die Dichter, die Krieger und die Toten. Freya beschützt die Liebenden, Frigg die Mütter, Baldur die Reinheit und das Licht. Die Nornen bestimmen das Schicksal der Menschen und helfen bei der Geburt, die Walküren bringen die gefallenen Krieger nach Walhall. Der listenreiche Loki wird den Weltuntergang herbeiführen, und dabei werden alle Götter sterben, aber es wird eine neue Welt entstehen. Es ist ein farbiges Universum, das die alten Mythen entwerfen. Die Germanengötter sind nicht unfehlbar und legen menschliche Eigenschaften an den Tag. Das lässt sie weniger majestätisch erscheinen als den Jahwe der Juden oder den Allah der Muslime, macht sie aber ausgesprochen interessant. Woher wissen wir überhaupt von den Göttern der Germanen, die keine Bücher und Lexika geschrieben haben? Warum gibt es Konkurrenz und Krieg zwischen den verschiedenen Götterfamilien? Werden sie nach dem Weltuntergang wieder auferstehen? Und was bedeutet es, dass die alten Gottheiten heute aus einem esoterischen, neuheidnischen, bisweilen rechtsradikalen Untergrund neu an die Oberfläche drängen? (BR 2011)