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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 14.02.2024Blick in die Zukunft im Jahre 1924: Berlin 2024Der teilweise Rückbau und Zusammenbruch des Berliner Öffentlichen Nahverkehrs im Krisenjahr 1923 hat bei den Berlinern offensichtlich einen tiefen Eindruck hinterlassen. So blicken wir heute zwar, wie immer, 100 Jahre zurück, stoßen aber in der BVZ vom 14. Februar 1924 auf einen Blick auf uns, auf das Jahr 2024, der etappenweise die Entwicklung des Nahverkehrs in die Zukunft extrapoliert. Berlin ist zu einem großflächigen Dorf geworden, dessen Durchquerung einer Weltreise ähnelt. Paula Rosa Leu hat sich in dieser parallelen Realität dennoch für uns mit auf den Weg gemacht.
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Folge vom 13.02.2024Das blutige Ende der Pfälzer SeparatistenDie Pfalz war über Jahrhunderte ein steter Zankapfel zwischen Deutschland und Frankreich; aufgrund ihrer vulnerablen topographischen Lage kam es in etlichen Kriegen linksrheinisch wie rechtsrheinisch immer wieder zu erheblichen Zerstörungen, als deren berühmtestes Symbol wohl das Heidelberger Schloss gelten kann. Auch die Auseinandersetzungen nach dem Ersten Weltkrieg gingen keineswegs spurlos an der Region vorbei. Separatisten kämpften zunächst nur um ihre Loslösung von Bayern, bald in Teilen sehr viel weiter gehend aber auch um eine Abspaltung vom Reich als autonomer Pufferstaat zwischen Deutschland und Frankreich – und die französische Besatzungsmacht, damit durchaus sympathisierend, ließ sie lange gewähren. Als sich Anfang 1924 eine leichte Entspannung zwischen Berlin und Paris andeutete, ging es mit der „Autonomen Pfalz“ indes sehr schnell zu Ende, und dieses Ende war einmal mehr ein sehr blutiges. Frank Riede berichtet für uns mit dem Berliner Börsen-Courier vom 13. Februar aus Pirmasens und Kaiserslautern.
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Folge vom 12.02.2024Olympischer Wintersport in ChamonixOlympische Winterspiele hatte es in der Antike aus naheliegenden Gründen nicht gegeben, und mit diesem Argument stemmte sich auch der neuzeitliche Begründer der olympischen Idee Pierre de Coubertin lange gegen deren Einführung. Nachdem man zunächst einzelne winterliche Sportarten wie Eiskunstlauf in die Sommerspiele integrierte, entschloss man sich, 1924 die Sommerspiele von Paris durch eine vorausgehende Internationale Wintersportwoche in Chamonix in den französischen Alpen zu flankieren. Dass ihre Wettbewerbe 1926 nachträglich doch zu den ersten Olympischen Winterspielen der Geschichte heraufgestuft und sie später in den Annalen als vollwertige Olympioniken geführt werden sollten, konnten die an insgesamt 16 Wettkämpfen teilnehmenden 296 Sportler aus 16 Ländern nicht ahnen. Was man dort indes kaum findet, sind Namen von Frauen, die 1924 ausschließlich im Eiskunstlauf gegeneinander antreten durften. Deutsche – beiderlei Geschlechts – waren in Folge des Ersten Weltkriegs ohnehin weiterhin ausgeschlossen. In ihrer Ausgabe vom 12. Februar berichtete die B.Z. am Mittag dennoch von den Spielen aus Chamonix, und für uns tut dies Paula Rosa Leu.
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Folge vom 11.02.2024Landtagswahl in Thüringen 1924Am 10. Februar 1924 wurde in Thüringen der 3. Landtag gewählt. Angetreten war der sog. Ordnungsbund, in dem sich bürgerliche und rechte Parteien zusammengetan hatten, um die Mehrheit im Lande jenseits der politischen Linken zu erlangen. Doch Landbund, Deutsche Volkspartei, Deutschnationale Volkspartei, Vaterländische Verbände, Beamtenvertreter, Hausbesitzer, Wirtschaftler und Zentrum erreichten „nur“ 35 der 72 Sitze im Landtag, waren also auf die Unterstützung der noch rechteren, noch offener völkischen und antisemitischen Parteien angewiesen, die sich unter der Vereinigten völkischen Liste verbunden und 7 Sitze erreicht hatten. Die BVZ analysierte dieses Ergebnis, das den Völkischen einen Machtzuwachs sicherte, bereits am 11. Februar, noch bevor alle Wahlkreise ausgezählt waren. So kommt es dazu, dass die Zahlen, die uns Paula Rosa Leu näherbringt, noch vorläufig sind und wohl manchmal durcheinander gehen. So ist etwa die Wahlbeteiligung nicht bei 98 Prozent anzusetzen, sondern bei für heutige Verhältnisse dennoch imposanten 89 Prozent. An der politischen Analyse seitens der BVZ ändert dies aber wenig.