
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
-
Folge vom 29.01.2024Ein europäischer Blick nach IndienDafür dass er mit seinen weit über zweihundert Millionen Einwohnern auch schon vor einhundert Jahren zu den größten Ländern der Erde zählte, kam der nach wie vor unter britischer Kolonialherrschaft stehende Subkontinent Indien in der Berliner Presse äußerst selten vor. Und wenn, mag man hinzufügen, waren die Meldungen kaum je vor Ort recherchiert. Das gilt auch für den Text des geschätzten Arnold Höllriegel, der im Berliner Tageblatt vom 29. Januar 1924 bezeichnenderweise von Wien aus über Indien berichtete. Nicht nur wimmelt es im Artikel von problematischen Termini für die unterschiedlichen hier betrachteten Bevölkerungsgruppen. Auch im Ton ist die Darstellung durchaus nicht frei von europäischer Herablassung, auch wenn die Sympathie des Autors letztlich wohl nicht den englischen Kolonialherren gehört. Um zu dokumentieren, welches Bild man sich seinerzeit hierzulande von Indien machen konnte, haben wir uns dennoch für eine Produktion des Textes entschieden und ihn zur Lektüre an Frank Riede übergeben.
-
Folge vom 28.01.2024In der “historischen” Woche in LondonAus der Wahl zum Britischen Unterhaus vom 6. Dezember 1923 gingen zwar die Tories unter Stanley Baldwin als stärkste Kraft hervor, verfehlten aber deutlich die Mehrheit, die sie sich versprochen hatten. Und so kam es zum ersten Mal in der Geschichte Englands zu einer Regierung unter der Führung der Arbeiterpartei, der Labour-Party. Ramsay MacDonald bildete im Januar 1924 eine Minderheitsregierung, die von den Liberalen toleriert wurde. Diese hatte allerdings auch nur bis zum November 1924 bestand. Die BZ am Mittag hatte ihren politischen Redakteur Gustaf Kauder nach London entsandt und der schickte einen launigen Bericht von der „historischen Woche“ nach Berlin, in der die Lords und Gentlemen aufatmen konnten, da die Ernennung eines Premierministers der Labour-Partei nicht zu einem Zusammenbruch der alten Sitten und Gebräuche des britischen Parlamentarismus führte. Für uns liest Frank Riede.
-
Folge vom 27.01.2024Autorennen auf dem WannseeMan kennt diese Erzählungen aus Sibirien oder aus dem Norden Kanadas: Zugefrorene Seen und Flüsse, die im Winter zu Straßen werden, auf deren meterdicken Eisdecken Autos weite Kilometer zurücklegen. Aber in Berlin, auf dem Wannsee – Kraftfahrzeuge? Wer es nicht glaubt, höre, was die B.Z. am Mittag am 27. Januar 1924 aus dem kalten Winter jenes Jahres zu vermelden hatte. Nicht als Transportweg wurde Berlins größte Havelbucht dabei freilich genutzt, sondern sogar, tatsächlich, ein Parcours für Automobilrennen auf dem Eis angelegt, auf dem Fahrzeuge verschiedenster Art und Klasse um die Wette ihre Runden drehten. Dass sich bei diesem waghalsigen Spektakel offensichtlich auch Schaulustige als Zuschauer mit aufs Eis begaben, macht das Szenario noch abenteuerlicher. Für uns hat sich Paula Rosa Leu auf den Wannsee gewagt.
-
Folge vom 26.01.2024Eine Hymne auf den EspressoDass dem italienischen Espresso die Krone aller Kaffeekultur gebührt – wer wollte der Vossischen Zeitung da widersprechen!? Dabei ist die spezifische Zubereitungsart des schwarz-braunen Goldes mit Dampf und unter hohem Druck in großen metallenen Maschinen eine relativ junge Erfindung, die erst um 1900 durch Luigi Bezzera in Mailand entwickelt wurde. Was die ungarischstämmige Autorin und Komponistin Gisela Selden-Goth einer imaginären Freundin vom Caffé al banco in den Bars von Florenz in ihrem begeisterten offenen Brief vom 26. Januar 1924 mitzuteilen hat, war für das zeitgenössische Publikum insofern alles andere als kalter Kaffee. Italiamanti unserer Tage hingegen erkennen das Land ihrer Träume über die Entfernung eines Jahrhunderts in den nachfolgenden Zeilen nur zu gut wieder. Und müssen doch zugeben: Selten ist eine schönere und stimmigere Hymne auf das Kulturgut Espresso angestimmt worden! „Viva l’Italia del caffé“ ... singt für uns Paula Rosa Leu.