
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 18.01.2024Joseph Wirths Kampf gegen rechtsWie positionieren sich die eingesessenen Parteien des bürgerlich-konservativen Spektrums gegenüber aufstrebenden rechtsextremen Gruppierungen und deren Plänen, die freiheitlich-demokratische Grundordnung außer Kraft zu setzen? Diese gerade wieder sehr aktuelle Frage beschäftigte die politische Öffentlichkeit auch schon in der Weimarer Republik und wurde von unterschiedlichen Protagonisten höchst unterschiedlich beantwortet. Während einige Politiker nicht nur der Deutschen Volkspartei, sondern auch der katholischen Zentrumspartei nach rechts mehr als nur schielten, warnte deren Alt-Reichskanzler Joseph Wirth eindringlich vor dieser Versuchung. „Der Feind steht rechts“, hatte er bereits nach der Ermordung von Walther Rathenau der Republik ins Stammbuch geschrieben. Nun, anderthalb Jahre und einige politische Attentate und Umsturzversuche später legte er in einem offenen Brief nach – der zumindest in den Reihen der konkurrierenden Sozialdemokraten auf große Sympathie und Zustimmung stieß. Der Vorwärts vom 18. Januar 1924 zitierte ihn ausführlich, für uns liest Frank Riede.
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Folge vom 17.01.2024Erlebnisse einer Flugzeug-AbspringerinWeltbekannt ist die Zeichnung Leonardo da Vincis, die einen Fallschirm skizziert, jedoch ist über tatsächliche Sprungversuche aus der Zeit nichts bekannt. Erst im Jahre 1783 sprang ein Louis-Sébastien Lenomand mit einem selbst konstruierten Fallschirm von dem Turm des Observatoriums in Montpellier und landete unversehrt, womit er das moderne Fallschirmspringen begründete. 140 Jahre später, als die Flugzeuge mit der zivilen Luftfahrt das Reisetempo beschleunigten, als zugleich zahlreiche Luftakrobat*innen waghalsige Kunsttücke auf fliegenden Maschinen zeigten, treffen wir auf den deutschen Ingenieur Otto Heinicke, dem die am Flugzeug befestigte Aufziehleine zugeschrieben wird, die es verhindert, dass der Fallschirm sich mit dem Flugzeug, aus dem man springt, verheddert. Das 8-Uhr-Abendblatt machte sich auf den Weg zu ihm, um allerdings nicht ihn, sondern seine Verlobte zu befragen, die als Fallschirmspringerin für Furore sorgte. Und so lernen wir zusammen mit Paula Rosa Leu und der Ausgabe vom 17. Januar 1924 diese Pionierin des „Flugzeug-Abspringens“ kennen.
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Folge vom 16.01.2024Hermann Hesse: Die heutige deutsche LiteraturHermann Hesse war 1924 ein über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannter Autor. So erklärt sich auch die Anfrage junger italienischer Dichter, die ihn um einen Überblick über die aktuelle deutschsprachige Literatur baten. Er antwortete mit einem Brief, den er in der Neuen Züricher Zeitung veröffentlichte und den die Vossische am 16. Januar 1924 nachdruckte. Obgleich wir mit manchem Namen, der in der Übersicht fällt nicht auf Anhieb etwas anfangen können, so beweist Hesse ein hervorragendes „Näschen“, indem er mit Franz Kafka und Robert Walser gleich zwei Autoren lobt, die schon am Ende der Weimarer Republik in Vergessenheit geraten waren und erst Jahrzehnte später zu Weltruhm gelangten. Wer sonst noch in diesem Hesseschen Panorama der deutschsprachigen Literatur figuriert erfahren wir von Frank Riede.
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Folge vom 15.01.2024Durch das verschneite TirolDas Inntal ist ein bekanntes Nadelöhr im europäischen Reiseverkehr, und so hatte es durchaus weitreichende Konsequenzen, dass heftige Schneefälle die Bahnstrecke durch Tirol über den Jahreswechsel 1923/24 tagelang lahmlegten. Richard Ilnitzky, der sich für den Berliner Lokal-Anzeiger auf den Weg machte, hatte das Glück, dass zumindest die wichtigsten Züge wieder fuhren und ihn ins schöne Wörgl am Zusammenfluss von Brixentaler Ache und Inn brachten. Und so berichtet er in seinem Artikel vom 15. Januar 1924 aus einem tief verschneiten Winterwunderland, in dem sich auf leidlich geräumten Wegen herrliche Wanderungen unternehmen ließen, gemütliche Herbergen rote Weine und Selbstgebranntes offerierten und man sich all dies dank des Währungsschnitts auch als „Reichsdeutscher“ wieder leisten konnte. Für uns hat sich Paula Rosa Leu in den Schnee schicken lassen.