NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 27.08.2024Leserbrief zur NacktkulturAnfang der 20. Jahre des 19. Jahrhunderts findet die sich seit der Jahrhundertwende verbreitende Freikörperkultur einen höheren Organisationsgrad mit dem 1923 erfolgten Zusammenschluss zahlreicher FKK-Vereine zur „Arbeitsgemeinschaft der Bünde deutscher Lichtkämpfer“. Bereits 1920 hatte der erste offizielle Nacktbadestrand auf Sylt geöffnet, am Motzener See bei Berlin entstand eine regelrechte Kolonie des Nacktbadens, das auch als „Schwedisches Baden“ bezeichnet wurde. Natürlich regte sich in konservativen Kreisen auch Gegenwehr gegen die Freikörperkultur, die sich nicht nur in medizinischen und juristischen Zeitschriften oder im Feuilleton äußerte, sondern auch in den „Chat-Foren“ von vor 100 Jahren: in den Leserbriefen, die in den Zeitungen abgedruckt wurden. Beim Hamburger Anzeiger hieß die entsprechende Rubrik „Sprechsaal“, und in diesem finden wir in der Ausgabe vom 27. August eine Zuschrift, in der das Nacktbaden verteidigt wird. Rosa Leu verleiht dem alten Wanderer ihre Stimme.
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Folge vom 26.08.2024Rheingold - Neueinstudierung an der DammtorstraßeVolle zehn Jahre hatten die Bayreuther Festspiele seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 pausiert, um bei der Wiederaufnahme des Festspielbetriebs im Sommer 1924 sogleich einen mittleren Eklat zu provozieren: In Anwesenheit zahlreicher prominenter Figuren der rechts-völkischen Szene wie etwa Erich Ludendorff geriet die Premiere der Meistersinger am 22. Juli zu einem Manifest nationalistischer Gesinnung, als das versammelte Publikum die berühmt-berüchtigte Schlussansprache des Hans Sachs wider den ‘welschen Tand‘ mit dem stehend gesungenen Deutschlandlied beantwortete. Ähnliche Reaktionen waren in Hamburg natürlich nicht zu verzeichnen, als wenige Wochen später im dortigen Stadt-Theater an der Dammtorstraße, dem Vor-Vorgängerbau der heutigen Hamburgischen Staatsoper, eine ähnlich lang ersehnte Neueinstudierung des Ring des Nibelungen über die Bühne ging. Berührungspunkte mit Bayreuth gab es indes hinsichtlich der Besetzung. Walter Soomer aus Leipzig, der in Bayreuth 1924 mehrere große Basspartien gesungen hatte, etwa war in Hamburg als Wotan engagiert. Und in durchaus etwas kurios anmutender Weise widmete der Kritiker des Hamburger Fremdenblattes, bei dem es sich vermutlich um Heinrich Chevalley handelt, am 26. August 1924 fast seine gesamte Rezension des Rheingold dieser Personalie. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 25.08.202425 Jahre ZeppelinSo wie der Markenname Tempo zum Synonym für Taschentücher, oder Tesa zur Bezeichnung von allen Klebestreifen wurde, so setzte sich in der Luftschifffahrt der Zeppelin durch. Im August 1924 gab es gleich zwei Anlässe dafür, dass wir in nahezu allen Zeitungen Artikel zur Geschichte der Zeppeline finden. Zum einen Stand ein Testflug für eine feste Verkehrslinie über den Atlantik unmittelbar bevor, zum anderen jährte sich das erste Patent des Grafen Zeppelin zum 25. Mal. Wir haben uns für den Text aus dem Wandsbeker Boten vom 25. August entschieden, der uns unter anderem schildert, wie das erste Patent eines „Luftzuges“ aussah, aber auch die militärische Nutzung aufzeigt. Für uns liest Rosa Leu.
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Folge vom 24.08.2024Krähwinkeleien zwischen Hamburg, Altona und PinnebergDeutsche Bürokratie erfreut sich zweifelhafter Berühmtheit in aller Welt, und zu besonderer Absurdität vermag sie sich traditionell dort aufzuschwingen, wo sie sich mit deutscher Kleinstaaterei paart. Landesgrenzen verliefen vor einhundert Jahren bekanntlich noch quer durch heute Hamburger Stadtgebiet. Während die eine Straßenseite des Schulterblattes zur Freien und Hansestadt gehörte, lag die andere in Altona und damit auf preußischem Terrain, wo zum Teil völlig andere Gesetze galten. Das Bestattungsrecht gilt in Deutschland bis heute als sehr rigide, und das, erfahren wie aus dem Hamburger Echo vom 24. August 1924, war auch damals schon der Fall – mit feinen regionalen Abschattierungen. Frank Riede begibt sich mit uns auf eine Ämter-Odyssee zwischen Hamburg, Blankenese und Pinneberg.