
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
-
Folge vom 25.12.2023Manfred Georg: Ein WeihnachtsspukDie Kombination aus Weihnachten und einer Spukgeschichte war spätestens seit Charles Dickens „A Cristmas Carol“ ein etabliertes Genre. Der Autor Manfred Georg tischt uns zusammen mit der Berliner Volks-Zeitung vom 25. Dezember 1923 eine solche Erzählung auf. Sie beginnt mit einer ganz realistischen Beobachtung einer Café-Gesellschaft, die aus einsamen Einzelgänger*innen besteht, welche das Weihnachtsfest eben nicht am heimischen Weihnachtsbaum feiern. Was sich an Zauber in diesem melancholischen Raum vollzieht, ist dennoch nicht vor dem Zugriff der Ordnungsmacht gefeit. Aus der zum stabilen “Märchenpreis” von 150 Milliarden Mark, bzw. 15 Goldpfennig zu erwerbenden Zeitung liest für uns Paula Rosa Leu. Und wir alle wünschen einen schönen 1. Weichnachtsfeiertag.
-
Folge vom 24.12.2023Der Weihnachtswunsch des ReichskanzlersDas Medium der Stunde war vor einhundert Jahren: das Radio. Wie wir mehrfach hier im Podcast berichteten, begann im Jahr 1923 der erste reguläre Rundfunkbetrieb in Deutschland, und dieser wartete naturgemäß auch über die Weihnachtstage mit Premieren auf. Zum ersten Mal wurde am 25. Dezember etwa die Weihnachtsansprache eines Reichskanzlers im Radio übertragen. Der erst seit wenigen Wochen amtierende Wilhelm Marx von der Zentrumspartei konnte sich direkt an die Bevölkerung wenden und seine Sicht auf die Lage nach einem äußerst turbulenten Jahr erläutern. Und das alte Leitmedium Zeitung? Das durfte in dieser Frage fürs Erste zumindest noch einmal das zeitliche ‘Prä‘ für sich reklamieren. Bereits am 24. Dezember erfuhr zumindest das Publikum des 8-Uhr-Abendblattes, wie der Weihnachtswunsch des Kanzlers aussah. Der große Wunsch, die Inflation in den Griff zu bekommen, hatte sich in den vorangegangenen Wochen ja bereits zunehmend erfüllt, ein 8-Uhr-Abendblatt kostete dennoch auch am Heiligen Abend nominell immer noch 150 Milliarden Mark. Es liest Frank Riede.
-
Folge vom 23.12.2023Wie orientieren sich Blinde in der Stadt?Wie nehmen blinde Menschen ihre Umgebung wahr, wie orientieren sie sich im städtischen Raum, wie schätzen sie die Menschen, denen sie begegnen, ein? Der Journalist Christian Bouchholtz machte sich im Dezember 1923 auf den Weg zum Blindenheim des Diakons Menke in der Seestraße, um auf diese Fragen Antworten zu finden. Publiziert wurde sein daraus hervorgegangener Artikel in zwei Teilen am 22. und 23. Dezember in der BZ am Mittag. Paula Rosa Leu liest für uns nun den zweiten Teil, was erklärt, dass der Text etwas abrupt einsetzt mit der Widergabe seines Gesprächs mit einem Blinden aus besagtem Heim, der sehr detailliert Auskunft über seinen beeindruckenden Lebensalltag und die nicht minder beeindruckende Lebensgeschichte gibt.
-
Folge vom 22.12.2023Hinter dem Schalter sitzt der FeindDie Menschen des Jahres 1923 hatten ein Jahr der Hyperinflation hinter sich und waren es gewohnt, bei jeder Gelegenheit Schlange zu stehen: auf Behörden, beim Einkaufen – und wohl auch am Ticketschalter der Bahn. Eine solche Routine ist aber keineswegs ein Grund, sich nicht darüber aufzuregen. So finden wir im 12-Uhr-Blatt vom 22. Dezember einen teilweise szenisch aufbereiteten Leidensbericht von dem Versuch, eine Schlafwagenkarte zu erlangen. Für 15 Goldpfennige konnte jeder Leser, jede Leserin die persönlichen Erfahrungen mit diesem Kampf gegen eine Dame hinter dem Schalter der Bahn abgleichen. Für uns verarbeitet Frank Riede den Text.