
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 13.12.2023Ohne Pass von Berlin nach SyrienDer 16jährige Kurt H. aus Berlin „hatte Stress“ mit seiner Mutter und machte sich kurzerhand auf den Weg in den Nahen Osten. Anstatt sich über zig Landesgrenzen hinweg über Land durchzuschlagen, schlich er sich als blinder Passagier auf einen Dampfer. So beschreibt der Bericht aus dem 12-Uhr-Abendblatt vom 13. Dezember seine Reise von Berlin nach Syrien. Da die Zeitungsausgabe weiterhin für „nur“ 100 Milliarden zu kaufen war, verzeichnen wir an dieser Stelle keine weitere Inflation. Paula Rosa Leu stellt uns diesen kuriosen „Ausflug“ vor.
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Folge vom 12.12.2023Marie-Elisabeth Lüders gegen den AntisemitismusMarie-Elisabeth Lüders, in der Weimarer Republik mehrmals Reichstagsabgeordnete für die DDP und zwischen 1953 und 61 Bundestagsmitglied für die FDP, war eine sehr couragierte Frau. Trotz mehrmonatiger Gestapo-Haft blieb sie auch nach ihrer Freilassung 1937 ganz bewusst in Deutschland und engagierte sich unter anderem bei den Quäkern für verfolgte Juden, von denen sie einige zwischenzeitlich auch bei sich zu Hause aufnahm. Die Gefahren des Antisemitismus hatte sie bereits viel früher erkannt und vor seinen Folgen gewarnt. Ihr diesbezüglicher Beitrag über die Feigheit und Dummheit der Judenhetze aus dem Berliner Tageblatt vom 12. Dezember 1923 ist von großer Klarheit und, wie wir heute wissen, leider auch Weitsicht. Gelesen wird er für uns aus historischem, aber leider auch aktuellem Anlass von Paula Rosa Leu.
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Folge vom 11.12.2023Saloniki, griechische HamburgGanz treue Hörerinnen und Hörer von Auf den Tage genau werden sich vielleicht erinnern, dass wir in unserer Anfangszeit, vor bald vier Jahren schon einmal mit dem Zug nach Saloniki gereist sind. Unser heutiger Text aus der Vossischen Zeitung vom 11. Dezember 1923 setzt gleich dort ein und beschreibt eine pulsierende Hafenstadt, die beim Autor, bei allen klimatischen Unterschieden und balkanischen Gebräuchen und Gewohnheiten, durchaus heimatliche Erinnerungen wachzurufen vermag: Nicht nur bei Tage gehe es hier auf den Kais geschäftig zu wie an den Hamburger Landungsbrücken, auch im Nachtleben erkennt er vielerlei Parallelen zu dem auf Sankt Pauli. Dass es in dem Reisebericht auch viel um Geld und Umtauschkurse geht, vermag in einer Zeit, da die Zeitung daheim in Berlin immer noch 200 Milliarden Mark kostete, nicht zu überraschen. Für uns am Thermaischen Golf umgesehen hat sich Frank Riede.
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Folge vom 10.12.2023Die Vorgeschichte des Münchener PutschesDie bekanntlich sehr milden strafrechtlichen Konsequenzen für die Beteiligten des Hitler-Ludendorff-Putsches wurden in einem Prozess ab dem 26. Februar 1924 festgelegt. Das juristische Vorspiel zu diesem Prozess begann allerdings unmittelbar nach dem Putsch. Die Staatsanwaltschaft sprach mit den Rechtsbeiständen der Festgesetzten und bereitete den Prozess vor. Ein Ziel der Untersuchungen war es, Licht in die Vorgeschichte des Putsches zu bringen. Gerade die Frage, wie sehr Hitler v. Kahr und Lossow gezwungen hatte mitzumachen, bzw. inwieweit diese im Vorfeld dem Putsch zugestimmt hatten, stand im Vordergrund. Das Berliner Tageblatt druckte am 10. Dezember 1923 die Ausführungen von Hitlers Anwalt, Lorenz Roder, ab, zusammen mit den Kommentaren des Generalstaatskommissariats. Egal was genau abgesprochen war zwischen v. Kahr, Lossow, Ludendorff und Hitler, ganz deutlich ist, dass alle ganz offen einen politischen Umsturz planten, lediglich in den Mitteln und im Timing gab es zwischen ihnen Differenzen. Für uns begibt sich Frank Riede in das juristische Klein-Klein von Aussage gegen Aussage.