NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
-
Folge vom 16.10.2024Mit dem Zeppelin nach AmerikaWie groß die Faszination gewesen sein muss, die vor einhundert Jahren von plötzlich über der Stadt am Himmel kreuzenden Luftschiffen ausgegangen ist, war hier im Podcast bereits vor einigen Wochen ausgiebig zu besichtigen: Der neueste und bisher größte Zeppelin L.Z. 126 aus der gleichnamigen Friedrichshafener Werft war bei seiner Jungfernfahrt auch über Hamburg geflogen und hatte dort wie überall die Menschen auf die Straßen getrieben. Mittlerweile hatte er den Ozean überquert, um in den USA, als offizielle Kriegsreparation, in den Dienst der US-Navy gestellt zu werden. Auch im sogenannten Land der (gerade auch technisch) unbegrenzten Möglichkeiten wurde er als echte Sensation empfangen, derentwegen sich die Menschen in großer Zahl an den Fenstern, auf den Kreuzungen und auf Dächern versammelten. Den Hamburgischen Correspondenten erfüllte dieser Anblick mit hörbar großen auch patriotischen Gefühlen – und ließ ihn in seinem Bericht vom 16. Oktober 1924 der Hoffnung Ausdruck geben, dass diese ‘Luftbrücke‘ zwischen Deutschland und Amerika auch eine politischen Wiederannäherung nach der Konfrontation im Weltkrieg nach sich ziehen möge. Unser Berichterstatter aus New York ist Frank Riede.
-
Folge vom 15.10.2024Eine Reise durch das düstere FriaulIn netto bald viereinhalb Jahren Auf den Tag genau sind unter anderem auch eine stattliche Anzahl Reiseberichte in unserem Archiv zusammengekommen; wovon wiederum ein hoher Prozentsatz auf das der Deutschen seit den Kimbern und Teutonen liebste Sehnsuchtsland Italien entfiel. Auch der heutige Artikel aus dem Hamburger Anzeiger vom 15. Oktober 1924 weist geographisch in diese vertraute Richtung, fällt dabei zum einen aber insofern aus dem vertrauten Rahmen, als er sich nicht über die gewohnte Brennerroute gen Süden stürzt, sondern das aus deutscher Perspektive etwas abgelegen im Nordosten situierte Friaul bereist. Zum anderen überrascht er auch mit einer für das Reisegenre ungewohnt düsteren Tonalität, die sich durch den gesamten Text zieht, bis das Autor-Ich an dessen Ende endlich wieder kärntnerische Erde unter seinen Füßen weiß. Das mag zum Teil der spätsommerlichen Jahreszeit der Reise geschuldet sein, ist vor allem aber darauf zurückzuführen, dass die Schrecken des in diesem Winkel Europas besonders brutal ausgekämpften Ersten Weltkriegs den Reisenden des Jahres 24 hier immer noch auf Schritt und Tritt begleiteten. Ins Tal des Tagliamento wagte sich für uns Rosa Leu.
-
Folge vom 14.10.2024Neue Erwerbungen der Hamburger KunsthalleHamburg war in seiner Geschichte bekanntlich nie eine Residenzstadt, und so ist auch der stolze Bestand seiner Kunsthalle bis heute voll und ganz Ergebnis bürgerschaftlichen Engagements. Als wichtigste Phase des Sammlungsaufbaus gilt gemeinhin die Direktorenzeit Alfred Lichtwarks zwischen 1886 und 1914, aber auch unter seinem Nachfolger Gustav Pauli blieb man in Hamburg am Puls der Zeit und sammelte trotz widriger ökonomischer Verhältnisse nicht nur weiter fleißig französische und deutsche Impressionisten, sondern öffnete sich früh auch für die neuesten Wellen der ästhetischen Moderne wie den noch sehr umkämpften Expressionismus. Stolz kann der Hamburgische Correspondent am 14. Oktober 1924 gleich eine ganze Reihe namhafter Neuanschaffungen für die Kunsthalle vermelden. Das Gemälde Paul Cézannes von der Seine „Am Quai de Bercy“ etwa ist dort noch heute zu besichtigen. Andere Erwerbungen wie etwa Oskar Kokoschkas berühmte „Windsbraut“ gingen der Hansestadt hingegen während der Nazi-Herrschaft verloren, wobei man Karl Hofers „Freundinnen“, von denen auch die Rede ist, 1947 glücklicherweise wieder zu erwerben vermochte. Am Glockengießerwall umgesehen hat sich für uns Frank Riede.
-
Folge vom 13.10.2024Manfred Georg(e) wider die KriegsnostalgikerWer Auf den Tag genau bereits in Berliner Zeiten gehört hat, dem wird Manfred Georg, manchmal auch als Manfred George firmierend, ein Begriff sein. Als meinungsfreudiger Theaterkritiker wie als feinnervig-wortgewaltiger Gesellschaftsanalyst vor allem für die Berliner Volks-Zeitung war er häufig in unserem Programm zu Gast, und auch sein heutiger Beitrag aus dem Hamburger Echo vom 13. Oktober 1924 lässt an Wahrheit und Klarheit nichts zu wünschen übrig. Mit ungeschönten Worten erinnert Georg an die Schrecken des noch nicht lange zurückliegenden Weltkrieges und stemmt sich in seinem Text energisch gegen die revanchistischen Planer und Prediger eines deutschen Rachefeldzuges. Unterstützung holt er sich dabei von zwei bildenden Künstlern: Otto Dix und Willibald Krain. Wie er das tut, weiß Rosa Leu.