NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 23.01.2024Der Tod LeninsVon mehreren Schlaganfällen gezeichnet lebte Lenin 1924 in Gorki und kommunizierte mit der Führung der KPdSU per Brief, da er kaum noch sprechen konnte. Auch wir haben hier im Podcast dokumentiert, dass er von der europäischen Presse von Zeit zu Zeit verfrüht für tot erklärt wurde. Doch am 21. Januar 1924 verstarb er tatsächlich, wahrscheinlich an einem weiteren Schlaganfall. Die Berliner Zeitungen bringen dieses Ereignis, das mit der Frage nach seiner Nachfolge verknüpft war, am 23. Januar, und zitieren bereits, so auch die Berliner Volks-Zeitung des Tages, die Kommuniques der Sowjet-Regierung und der Kommunistischen Internationale. Noch bevor die riesigen Trauerfeierlichkeiten, die in einem ersten provisorischen Mausoleum den einbalsamierten Lenin ausstellten, stattfanden, begann bereits die Debatte nach der Bedeutung Lenins und seinem Erbe. Frank Riede liest für uns diese Titelseite, die telegraphierte Berichte, Verlautbarungen und Biographisches vermengt.
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Folge vom 22.01.2024Klatsche zu Hause! Eine Operettenpremiere am RadiogerätDer Live-Übertragung einer Theateraufführung – wie auch einer Show-, einer Sport- oder politischen Veranstaltung – auf ein elektronisches Endgerät ist uns das Normalste auf der Welt und in „keinster“ Weise mehr Anlass für irgendeine Irritation. Ganz anders stellte sich die Situation vor einhundert Jahren für die Leute dar, die erstmals staunend vor ihren Radiogeräten saßen und dort in Echtzeit der Premiere in einem kilometerentfernten Theater beiwohnen konnten. Die Dialektik des Dabei-und-doch-nicht-dabei-Seins, die für diese Art Teilnahme über alle medialen Umbrüche hinweg durchaus charakteristisch geblieben scheint, stellte sich indes auch bei dieser Premiere im doppelten Sinne rasch ein: Man sah den Vorgang vor dem inneren Auge aufgehen, ortete die Soubrette auf Vor- oder Hinterbühne – und genoss doch zugleich Mokka und Zigarette. Aus der Vossischen Zeitung vom 22. Januar 1924 liest Frank Riede.
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Folge vom 21.01.2024RadiowerbungWie lassen sich Podcasts monetarisieren? Abo-Systeme, Paywall für bestimmte Angebote, Werbung, Sponsoring, Product-Placement? Vor ähnlichen Fragen standen die Radiosender der Zwanziger Jahre. Daher überrascht es nicht, dass die Deutsche Allgemeine Zeitung am 21. Januar 1924 titelte: Drahtloses Reklamewesen. Ihr Blick richtet sich natürlich in die USA, um einen Eindruck davon zu bekommen, was das verhältnismäßig rückständige Rundfunkwesen in Deutschland so erwartet. Paula Rosa Leu sendet für uns nach wie vor werbefrei und bestens zugänglich.
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Folge vom 20.01.2024Knorke!‘Knorke‘, informiert uns die Wikipedia, „ist ein Wort der Umgangssprache und bedeutet so viel wie ‚gut‘, ‘ausgezeichnet‘, ‘zufrieden‘, ähnlich dem heutigen Gebrauch von cool.“ Ferner erfahren wir dort, dass der Ursprung des Wortes im Dunkeln liege, es seit 1916 in Berlin nachweisbar und danach bald auch schon zum zu kabarettistischen und literarischen Ehren gekommenen Modewort aufgestiegen sei – um im Herbst 1924 von Kurt Tucholsky in der Vossischen Zeitung freilich auch schon wieder für veraltet erklärt zu werden. Am 20. Januar war davon im Berliner Börsen-Courier indes noch nichts zu spüren. Ein Autor mit dem Namen Wilhelm John widmet diesem schönen Berolinismus vielmehr eine alkoholgeschwängerte Glosse, die wir so knorke fanden, dass wir sie Frank Riede haben einlesen lassen.