NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 31.01.2024Hugo von Hofmannsthal zum (1)50.Vorzeitige Glückwünsche zum Geburtstag gelten in unseren Breiten eigentlich als unschicklich. Weshalb Oskar Maurus Fontana dem großen Hugo von Hofmannsthal schon am 31. Januar im Berliner Börsen-Courier zu seinem fünfzigsten Ehrentag am 1. Februar 1924 gratulierte, bleibt ungeklärt. Dass er den Jubilar für einen der großen deutschsprachigen Literaten der Epoche hält, daran lässt er indes keinen Zweifel. Freilich teilt auch Fontana die Einschätzung Stefan Zweigs aus der Welt von gestern, dass der allergrößte Hofmannsthal der ganz junge gewesen sei. Hofmannsthals einhundertfünfzigsten Geburtstags gedenkt für uns, wegen des Formats von Auf den Tag genau notwendig ebenfalls zu früh, Frank Riede.
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Folge vom 30.01.2024Wucher und Volk und Braunschweiger WurstIm heutigen Artikel aus der Berliner Volks-Zeitung vom 30. Januar 1924 geht es buchstäblich um die Wurst – aber auch darum, welchen Einfluss der Kampf um die Emotionen der Massen auf das Schicksal einzelner Menschengruppen hat. In Braunschweig wurde auf großen Druck der Bevölkerung hin ein Wuchergericht installiert, das die Gewinnler an der Inflation des Vorjahres bestrafen sollte. Gerade die Fleischer gerieten nun ins Visier dieses Gerichts, das ein paar hohe Strafen verhängte. Allerdings peitschten im Anschluss rechts-konservative Abgeordnete die Bevölkerung gegen die Urteile auf und die Stimmung begann umzuschlagen. Sollte der Staat diese lediglich rational, wirtschaftlich handelnden Unternehmer etwa willkürlich und übertrieben hart bestrafen? Paula Rosa Leu berichtet für uns von Wucher und Volk und Braunschweiger Wurst.
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Folge vom 29.01.2024Ein europäischer Blick nach IndienDafür dass er mit seinen weit über zweihundert Millionen Einwohnern auch schon vor einhundert Jahren zu den größten Ländern der Erde zählte, kam der nach wie vor unter britischer Kolonialherrschaft stehende Subkontinent Indien in der Berliner Presse äußerst selten vor. Und wenn, mag man hinzufügen, waren die Meldungen kaum je vor Ort recherchiert. Das gilt auch für den Text des geschätzten Arnold Höllriegel, der im Berliner Tageblatt vom 29. Januar 1924 bezeichnenderweise von Wien aus über Indien berichtete. Nicht nur wimmelt es im Artikel von problematischen Termini für die unterschiedlichen hier betrachteten Bevölkerungsgruppen. Auch im Ton ist die Darstellung durchaus nicht frei von europäischer Herablassung, auch wenn die Sympathie des Autors letztlich wohl nicht den englischen Kolonialherren gehört. Um zu dokumentieren, welches Bild man sich seinerzeit hierzulande von Indien machen konnte, haben wir uns dennoch für eine Produktion des Textes entschieden und ihn zur Lektüre an Frank Riede übergeben.
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Folge vom 28.01.2024In der “historischen” Woche in LondonAus der Wahl zum Britischen Unterhaus vom 6. Dezember 1923 gingen zwar die Tories unter Stanley Baldwin als stärkste Kraft hervor, verfehlten aber deutlich die Mehrheit, die sie sich versprochen hatten. Und so kam es zum ersten Mal in der Geschichte Englands zu einer Regierung unter der Führung der Arbeiterpartei, der Labour-Party. Ramsay MacDonald bildete im Januar 1924 eine Minderheitsregierung, die von den Liberalen toleriert wurde. Diese hatte allerdings auch nur bis zum November 1924 bestand. Die BZ am Mittag hatte ihren politischen Redakteur Gustaf Kauder nach London entsandt und der schickte einen launigen Bericht von der „historischen Woche“ nach Berlin, in der die Lords und Gentlemen aufatmen konnten, da die Ernennung eines Premierministers der Labour-Partei nicht zu einem Zusammenbruch der alten Sitten und Gebräuche des britischen Parlamentarismus führte. Für uns liest Frank Riede.