
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
-
Folge vom 16.02.2023Rosa Luxemburgs Briefe aus dem GefängnisWegen ihres leidenschaftlichen Engagements gegen den Ersten Weltkrieg war Rosa Luxemburg zwischen 1915 und 1918 fast dreieinhalb Jahre in verschiedenen Gefängnissen interniert. Dort brachte sie nicht nur wichtige politische Schriften ‘Über die Krise der Sozialdemokratie‘ und ‘Zur russischen Revolution‘, sondern auch eine Fülle von Briefen zu Papier, die eine ganz andere, private, auch im Persönlichen sehr einfühlsame Luxemburg zeigen. Die Berliner Volks-Zeitung vom 15. Februar 1923 enthält sich in ihrer Besprechung der soeben neuaufgelegten ‘Briefe aus dem Gefängnis‘ denn auch jeder politischen Bewertung und belässt es bei einer Würdigung des Menschen und der Literatin Rosa Luxemburg – für uns gelesen von Paula Leu.
-
Folge vom 15.02.2023Hinrichtung mit GefühlNoch heute wird in manchen Ländern über die Todesstrafe gestritten, die meisten europäischen Länder haben sie aber längst abgeschafft. Lediglich rechte populistische Bewegungen setzen immer wieder eine Wiedereinführung der Todesstrafe auf ihre Agenda. 1923 waren es weltweit nur wenige Staaten, die diese Form der Maximalstrafe nicht mehr zuließen: San Marino (seit 1848), Venezuela (1863), Niederlande (seit 1870), Costa Rica (1882), Norwegen (1905), Ecuador (1906), Uruguay (1907), Kolumbien (1910). Initiativen zur Abschaffung gab es allerdings schon zu Beginn der Weimarer Republik. Die SPD und die USPD verfehlten eine Mehrheit, um ein Verbot in die Verfassung aufzunehmen. In der liberalen Berliner Volks-Zeitung finden wir am 15. Februar 1923 ein Plädoyer des Publizisten Bruno Manuel für eine Abschaffung. Vor allem sein Geißeln der Idee, man könne die Todesstrafe humaner gestalten, findet auch heutzutage noch einen Wiederhall in den Debatten, etwa in Amerika, welche Hinrichtungsarten „human“ genug seien. Frank Riede liest für uns.
-
Folge vom 14.02.2023Die verruchte LinienstraßeDie Linienstraße, die sich parallel zur ehemaligen Stadtmauer einmal quer durch den Norden der historischen Mitte Berlins zieht, zählt heute zu den bestgentrifizierten Quartieren der Stadt. In ihrer bewegten Geschichte deutete auf diese Entwicklung lange Zeit freilich nicht allzu viel hin. In den 1920er Jahren war die Linienstraße vielmehr Inbegriff für dunkle Kaschemmen und organisiertes Verbrechen, für Armut und Prostitution, und als solche zog sie natürlich auch den in kriminologischen Dingen umtriebigen Autor Leo Heller an. Seine Spurensicherung aus dem 8-Uhr-Abendblatt vom 14. Februar 1923 schaut hinter die Fassaden der Straße und sich ihre unterschiedlichen Ecken und Enden an. Für uns ist Frank Riede die ihm bestens vertraute Gegend abgeschritten.
-
Folge vom 13.02.2023Victor Auburtin meets Antonello da MessinaAntonello da Messina gehört zu den größten und eigenwilligsten Malern der italienischen Renaissance. Seine anrührenden Marien- und Heiligenporträts, die er nicht allzu zahlreich hinterlassen hat, zählen heute zu den Ikonen in den großen Kunstmuseen zwischen London und New York, Wien und Dresden, wo in der Gemäldegalerie Alte Meister im Zwinger mit seinem Heiligen Sebastian von 1478 eines der absoluten Highlights seines Schaffens seit ca. 150 Jahren sein Domizil hat. Auch schon Victor Auburtin zog dieses Gemälde bei einem Besuch vor einhundert Jahren in seinen Bann, und nicht nur ihn. Auf die ihm eigene, launige Art porträtiert er in seinem Spiegel vielmehr auch verschiedene Typen von Museumsbesuchern und stellt ganz beiläufig die uralte Frage, wie die adäquate Rezeption von Malerei auszusehen habe. Das Original gibt es nur in Dresden, eine Abbildung hingegen auch auf unserem Instagram-Kanal. Es liest Frank Riede