NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 26.02.2023Der SparherdSchon vor 100 Jahren war man auf der Suche nach innovativen Ideen und cleveren Lifehacks, um Energie zu sparen. Damals weniger, um die Umwelt zu schonen, als vielmehr, um die immensen Kosten für Kohle, Koks und co. zu reduzieren. Dabei machte ein vermeintlicher Sparherd die Runde, über den im Vorwärts vom 26. Februar 1923 ein Autor unter dem Pseudonym „Tehateha“ in einer humorvollen Glosse schrieb. Ob diese Erfindung nun Segen oder ein Quell für Vergiftungen war, weiß Paul Leu.
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Folge vom 25.02.2023Wann soll die Frau heiraten?Dass viele der Zeitungstexte dieses Podcasts implizit ein aus heutiger Sicht problematisches Frauenbild transportieren oder als gegeben hinnehmen, dürfte niemandem entgangen sein. Heute hören wir einen ganz explizit dieses Frauenbild bestärkenden Text. Die Neue Zeit druckte am 25. Februar 1923 einen Ausschnitt des Buches „Mit 20 Jahren heiraten“ eines gewissen Dr. Maybach ab, der darüber nachdenkt, wann Frauen heiraten sollten, wann sie bestenfalls ihre Fähigkeiten im Haushalt erwerben sollten und über ähnliche Fragen. Dieses Dokument aus der Zeit, in der das Hauptziel der Frau noch darin bestand, unter die Haube zu kommen, liest für uns Paula Leu.
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Folge vom 24.02.2023Auf Schlittschuhen nach RügenWenn man täglich in alten Zeitungen kramt, macht man so manche überraschende Entdeckung. Andere Informationen hingegen sind sehr erwartbar, und dazu zählt nach gut drei Jahren Auf den Tag genau, wenig überraschend, die bestätigte Erkenntnis, dass die Winter in unseren Breiten vor einhundert Jahren deutlich kälter waren als heutzutage. Dass die Ostsee so weit zufror, dass man vom Festland über den Greifswalder Bodden nach der Insel Rügen auf Kufen übersetzen konnte, passierte freilich auch nicht alle Jahre – und selbst wenn es geschah, war höchste Vorsicht geboten. Autor Karl Fischer und fünf Kommilitonen, erfahren wir aus der Berliner Morgenpost vom 24. Februar 1923, waren so vorsichtig nicht. Ob ihr Trip dennoch gut ausging, weiß Frank Riede.
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Folge vom 23.02.2023Operette goes ChinaFranz Lehars Operette Das Land des Lächelns zählt bis heute zu den prominentesten Stücken dieses Genres. Der große Erfolg des bei seiner Uraufführung 1923 in Wien noch unter dem Namen Die gelbe Jacke firmierenden Opus dürfte dabei zu einem nicht unerheblichen Teil in seinem kunstvoll zelebrierten Exotismus begründet liegen, der das europäische Publikum hier in ein märchenhaft-klischeehaftes, wiewohl zeitgenössisches China entführte. Die Glosse, die Autor Arnold Höllriegel am 23. Februar 1923 im Berliner Tageblatt dazu verfasste, ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Zum einen sticht hervor, wie prägnant Höllriegel die kolonialistischen Stereotypen damals schon benannte und kritisierte, die hier ventiliert wurden. Zum anderen wird paradoxerweise aber auch deutlich, dass Höllriegel zur Beschreibung dessen keine Sprache zur Verfügung stand, die in unseren Ohren nicht ihrerseits wieder in vielen Punkten zutiefst rassistisch klingt. Es liest Frank Riede.