NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 09.02.2023Französische Überfälle auf D-ZügeWährend der ersten Wochen der Ruhrbesetzung verhielt sich die Zivilbevölkerung weitestgehend friedlich und ließ die Präsenz der Französischen Truppen über sich ergehen. Wie sehr diese Situation vor Ort aber einem Pulverfass glich, davon handelt der heutige Artikel aus der Berliner Morgenpost vom 9. Februar 1923. Wenn wir ihm glauben wollen, überprüfen können wir das Geschilderte nicht, kam es auf der Jagd nach Bahnhofsbesetzungen und Kohlezügen zu Misshandlungen seitens des französischen Militärs, das scheinbar stets bereit war, den kleinsten Konflikt mit Waffe und Bajonett zu lösen. Eine weitere Eskalationsgefahr drohte zwischen der deutschen Polizei und den Besatzern, da die deutschen Beamten die Weisung erhalten hatten, die französischen Militärs nicht zu grüßen. Das war für diese wiederum ein willkommener Anlass zu Verhaftungen. Uns grüßt nun mit seiner Stimme Frank Riede.
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Folge vom 08.02.2023Amtliches Fernsprechbuch für Berlin und Umgebung 1923Am 14. Juli 1881 wurde in Berlin das erste deutsche Telefonbuch mit dem Titel „Verzeichnis der bei der Fernsprecheinrichtung Betheiligten“ veröffentlicht. Es enthielt 185 Einträge. Zweiundvierzig Jahre später war es schon beachtlich angewachsen und erschien als xte Neuauflage des Verzeichnisses für Berlin und das Umland. Die Berliner Morgenpost widmet am 8. Februar dem neuen Telephonbuch eine Rezension, in der die Häufigkeit bestimmter Namen und die Anzahl der Anschlüsse von Behörden zusammengetragen werden. Insbesondere die Aktualität bzw. mangelnde Aktualität des Druckerzeugnisses wird Stichprobenartig untersucht, indem die Anschlüsse zweier bekannter und mittlerweile verhafteter Betrüger, Max Klante und Director Bernotat, nachgeschlagen werden. Paula Leu hat für uns diesen Klassiker gelesen.
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Folge vom 07.02.2023Der unterirdische WolkenkratzerDavon dass der Hochbau in den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts sich in buchstäblich schwindelerregende Höhen emporschwang, geben namentlich amerikanische Großstädte noch heute ein beredtes Zeugnis. Weit weniger bekannt, weil naturgemäß weniger sichtbar sind demgegenüber die Fortschritte, die auch der Tiefbau in jenen Jahren machte, und auch in diesem Fall – wen wundert es? – führten die meisten Wege in die USA und konkret nach New York. So machte sich auch auf die B.Z. am Mittag und berichtete in ihrer Ausgabe vom 7. Februar 1923 von hoch- bzw. natürlich tieftrabenden Plänen, von denen einige sich wohl aber doch nicht als Erdschlösser realisieren lassen, sondern Luftschlösser bleiben sollten. Frank Riede hat sie sich für uns angesehen.
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Folge vom 06.02.2023Der zerbrochene RohrstockIn manchen Punkten sind uns die 1920er Jahre frappierend nahe, in anderer Hinsicht aber auch über die Maßen fern und fremd. Dass etwa in pädagogischem Bereich uns gefühlt weit mehr als ein Jahrhundert von jener Zeit trennt, bestätigt einmal mehr ein Artikel aus dem durchaus liberalen 8-Uhr-Abendblatt vom 6. Februar 1923. Ein Schüler in Weimar hatte es gewagt, gegen die Autorität des Rohrstocks aufzubegehren und war in diesem Zuge sogar vor Gericht gezogen. Was genau, dem vorausgehend, im Klassenraum passiert war, belässt der Text etwas im Nebulösen. Keinen Zweifel lässt er hingegen daran, dass er die Vorstellung einer Schule ohne Züchtigung für äußerst abwegig hält, und macht sich auch nur über diese Idee auf polemischste Weise lustig. Paula Leu liest ihn, als Zeitdokument, trotzdem.