NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 18.08.2022Kampen auf SyltDer teuerste Immobilienmarkt Deutschlands liegt weder in Berlin oder München, noch in Frankfurt oder Hamburg, sondern schon seit vielen Jahren in Kampen auf Sylt, wo der Quadratmeterpreis im berühmten Hobokenweg mittlerweile bei schwindelerregenden 35.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche angekommen ist. Diese Entwicklung war 1922 noch nicht vorhersehbar. Als beliebtes Sommerdomizil der Reichen und Schönen, erfahren wir aus dem Berliner Börsen-Courier vom 18. August, fungierte der Ort aber auch schon vor Jahrhundertfrist. Gisella Selden-Goth, eigentlich Musikschriftstellerin und Komponistin, hat dem von ihr ausgemachten Sylt-Hype nachgespürt, scheint von der nordischen Schönheit der Insel dabei aber noch nicht vollständig eingenommen zu sein. Für uns mit ihr mitgereist ist Frank Riede.
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Folge vom 17.08.2022Das Salzburger große WelttheaterAuch im dritten Jahr von Auf den Tag genau darf ein sommerlicher Blick nach Salzburg natürlich nicht fehlen. Die dortigen Festspiele gingen 1922 bereits in ihr drittes Jahr und lockten die großstädtische Musik- und Theaterkritik in die barocke Erzbischofsstadt zwischen Mönchs- und Kapuzinerberg. Das Hauptaugenmerk galt heuer vor allem dem „Salzburger großen Welttheater“, das Festspielmitbegründer Hugo von Hofmannsthal inspiriert vom berühmten gleichnamigen Mysterienspiel Calderón de la Barcas in die barocke Kollegienkirche übersetzt hatte. Vom pseudo-religiösen Anliegen zeigt sich der avantgardegeprägte Rezensent Kurt Pinthus im 8-Uhr-Abendblatt vom 17. August recht wenig erbaut. Als Theater in der Kirche weiß er Hofmannsthals moderner Überschreibung und vor allem Max Reinhardts Regie aber durchaus einiges abzugewinnen. Oder, Frank Riede?
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Folge vom 16.08.2022Colin Roß besucht TeheranDer Reiseschriftsteller Colin Roß war bei uns schon häufiger zu Gast. Waren die von uns gesendeten Berichte von ihm aus und über Südamerika sehr sachlich und respektvoll gegenüber den Gastländern, so kann man dies von seinen Berichten von seiner 1922 durchgeführten Reise in den Orient nicht mehr behaupten. Mit offen zur Schau getragener Überlegenheitsgeste des Westens kritisiert er - mittlerweile in Teheran angekommen - die dortigen „Paläste des Königs der Könige“ und zeigt nicht die geringste Bereitschaft, sich auf die persische Bau- und sonstige Kultur einzulassen. Angesichts dieses Textes überrascht es weniger, dass Roß später zum begeisterten Nationalsozialisten wurde, der sich zwar offen gegen den Antisemitismus äußerte, aber sonst das Regime unterstützte. Er beging einen Tag vor Adolf Hitler, am 29. April 1945 mit seiner Ehefrau Selbstmord. Seinen Blick auf die Palastanlagen in Teheran liest für uns Paula Leu.
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Folge vom 15.08.2022“Küss’ die Hand” im WasserNach einer längeren Pause bei „Auf den Tag genau“ kehrt Arnold Höllriegel mit einem Text aus dem Berliner Tageblatt des 15. Augusts 1922 ins Programm zurück. Wer müde von den Zwängen der bürgerlichen Besuche ist, die durchdrungen sind von Ritualen und Konversationsregeln, der treffe sich doch einfach im Wasser beim Schwimmen. Bei der Plantsch-Visite dabei war Frank Riede.