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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 25.05.2022In Fords FabrikDen Einfluss der Automobilfabriken von Henry Ford mit ihrer effizienten Fließbandproduktion auf die Entwicklung der Weltwirtschaft lässt sich kaum überschätzen. Mit den auf einige Handgriffe spezialisierten Arbeitskräften, speziellen Maschinen, die eigens für einen Arbeitsschritt der Fließbandproduktion geschaffen wurden, einem Produkt, das sich breite Bevölkerungsschichten leisten können, stehen die Fordschen Werke für eine Entwicklung, die zumindest bis zu Corona-Pandemie, wesentlicher Teil des Leitbildes der globalisierten Industrie war – ganz unabhängig davon, ob Henry Ford wirklich der Erfinder war, und unabhängig von seiner antisemitischen publizistischen Tätigkeit. An dem Nimbus dieser Fabriken in Detroit schrieb auch am 25. Mai 1922 die Beilage des Vorwärts Heimwelt mit, die eine Passage aus Friedrich Dessauers Reisebuch „Auslandsrätsel“ abdruckte. Für uns liest am Fließband Frank Riede ein.
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Folge vom 24.05.2022Das Gartenfest beim ReichspräsidentenPaul Schlesinger alias Sling ist in den vergangenen Monaten zu einem der meistgespielten Autoren in diesem Podcast avanciert, und auch bei seinem sich heute jährenden Bericht aus dem ‘Garten des Deutschen Reiches‘ in der Vossischen Zeitung vom 24. Mai 1922 konnten wir nicht widerstehen. Die mehrtägige Gastspielreise, die den renommierten Wiener Männergesangverein seinerzeit nach Berlin geführt hatte, beschäftigte nicht nur die hauptstädtische Presse überraschend ausführlich. Selbst der Reichspräsident fühlte sich bemüßigt, jenem zu Ehren zu einem frühsommerlichen Empfang im Garten zu laden. Zu den Gästen dieses Get together zählte neben vielen anderen schillernden Persönlichkeiten auch Sling, dessen kolumnistische Hauptaufmerksamkeit denn auch weniger den musikalischen Darbietungen, als dem gesellschaftlichen Drumherum galt. Bei einem Covercoat handelt es sich übrigens um einen klassischen britischen Herrenmantel mit typischerweise gekerbtem Revers, der Ende des 19. Jahrhunderts in Mode kam. Alle weiteren Informationen hat Paula Leu.
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Folge vom 23.05.2022(1)40 Jahre GotthardtunnelDer Bau des sogenannten Gotthardtunnels unter dem bzw. durch das gleichnamige Schweizer Gebirgsmassiv gehört zu den großen Pioniertaten der Eisenbahngeschichte. Der Realisierung einer Zugverbindung durch die Alpen galt seinerzeit, in den 1880er Jahren als eine technische Sensation. Ihr Ergebnis war die mit 15 Kilometern damals längste Röhre der Welt, die das Reisen vom Norden in den Süden Europas und vice versa in der Tat revolutionierte. Grund genug für die Neue Zeit am 23. Mai 1922 zum nur mäßig runden vierzigsten Geburtstag an diesen fulminanten Durchbruch im mehrfachen Sinne des Wortes zu erinnern. Obgleich der historische Gotthardtunnel mittlerweile wesentliche Funktionen an den 2016 eröffneten Gotthard-Basistunnel abgegeben hat, gratuliert zu seinem nunmehr einhundertvierzigjährigen Bestehen für uns Frank Riede.
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Folge vom 22.05.2022Die Filmoper “Jenseits des Stromes”Musik und Film ist ein Beziehungsgeflecht, das in der frühen Kinematographie für zahlreiche Experimente sorgte. Weit verbreitet war die Livemusik, die passend zur Stimmung der einzelnen Filmszenen anderweitig entstandene heitere, ernste, dramatische, traurige Musikstücke anspielte. Zunehmend entstanden eigens für einen Film komponierte Filmmusiken, die ebenfalls während der Vorführung live gespielt wurden. Parallel dazu wurde mit technischen Synchronisierungsverfahren experimentiert, die aufgezeichnete Musik abspielten. Ludwig Czerny hingegen ließ sich ein Verfahren patentieren, das am unteren Ende des Filmbildes die Partitur der Filmmusik, der Opernarien abspielte, so dass die anwesenden Musiker:innen und Sänger:innen dadurch sozusagen von der Leinwand aus dirigiert wurden. Damit wollte er eine Film-Oper schaffen, die gleichermaßen Musik- und Filmerlebnis war. Der erste mit diesem Verfahren erstellte große Opernfilm war „Jenseits des Stromes“, den für die Berliner Volks-Zeitung vom 22. Mai 1922 Lothar Band rezensierte. Dabei setzte er die technische Seite des Verfahrens als bekannt voraus, da er diese in einem früheren Artikel vorgestellt hatte. Sollte die nun folgende Kritik allgemein geteilt worden sein, so wäre sie eine Erklärung für das kommerzielle Scheitern des Filmoper-Verfahrens von Czerny. Die Tücken der Synchronisierung von Live-Sänger:innen und Leinwandsänger:innen schildert für uns Paula Leu.