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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 15.07.2021Groß-Berlin und seine StraßennamenDurch das am 1. Oktober 1920 in Kraft getretene Groß-Berlin-Gesetz war die deutsche Hauptstadt schlagartig in der Fläche um das Dreizehnfache gewachsen, und die Zahl der Einwohner hatte sich buchstäblich über Nacht eben einmal verdoppelt. Im täglichen Leben dürften deren alte und neue Einwohner davon erstmal nicht allzu viel gemerkt haben, weil Berlin faktisch ja schon lange vorher mit vielen seiner Vorstädte zusammengewachsen war. Administrativ allerdings barg die Fusion große Herausforderungen und auch manche Skurrilitäten. So gab es etliche populäre Straßennamen im Stadtbild fortan gleich zweifach, dreifach, zehnfach – ‘Berliner Straßen‘ allen voran. Umbenennungen standen in den meisten Fällen gleichwohl nicht zur Diskussion, obschon der Vorwärts vom 15. Juli 1921 diesbezüglich einige Vorschläge hätte. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 14.07.2021Expedition zur OsterinselDie Osterinseln verbinden wir mit den bis heute rätselvollen Steinstatuen, von denen wohl über 1000 über die Insel verteilt standen. Sie sind, so zumindest der Zivilisationsforscher Jared Diamond, das Produkt eines im Endeffekt selbstzerstörerischen Kultus, der relevante Ressourcen der Insel band und irreversibel aufbrauchte. Der Artikel vom 14. Juli 1921 der Vossischen Zeitung bringt den Leserinnen und Lesern die neuesten Erkenntnisse zu der entlegenen Insel, basierend auf den Berichten des Forscherpaares Katherine und William Routledge, die mit der sogenannten Mana-Expedition die Osterinsel besucht und dabei ethnologische Pionierarbeit geleistet hatten. Paula Leu setzt für uns ihre stimmlichen Ressourcen ein.
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Folge vom 13.07.2021Wer kann sich noch eine Ehe leisten?Offensichtlich herrschte 1921 die Sorge, dass nicht genügend Ehen in Deutschland geschlossen würden. Sollte die Geburtenrate deswegen zu sehr zurückgehen?! Was waren die Ursachen dafür? Ausgehend von einer damals unhinterfragten Rollenverteilung zwischen Mann und Frau suchte die Berliner Volks-Zeitung am 13. Juli nach Antworten. In der krisenhaften wirtschaftlichen Lage würde es dem Ernährer der Familie schwer gemacht, diese noch adäquat zu ernähren. Und die Frauen seien mehr an Luxus und Vergnügen interessiert, als bescheiden den Haushalt zu führen und sich um die Kinder zu kümmern. So lauteten einige Erklärungsansätze dafür, dass die Mitgift auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer noch das entscheidende Kriterium auf dem Heiratsmarkt darstellte. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 12.07.2021Sommerfest in der TuschkastensiedlungSeit dem Jahr 2008 finden sich insgesamt sechs sogenannte Wohnsiedlungen der Berliner Moderne in der renommierten UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Zu ihnen zählt, als ältestes dieser Bauprojekte, auch die von Bruno Taut im südöstlichen Ortsteil Bohnsdorf entworfene Gartenstadt Falkenberg – bekannt wegen der Buntheit ihrer Häuser auch als Tuschkastensiedlung –, deren Ursprünge bereits ins Jahr 1912 zurückreichen. Zwar schrumpfte das ehrgeizige Bauvorhaben, bedingt vor allem durch den Ersten Weltkrieg, von geplanten 1500 auf nur ungefähr ein Zehntel tatsächlich auch realisierte Wohneinheiten zusammen. Als utopischer Vorgriff auf einen menschenfreundlicheren Städtebau der Zukunft entwickelte es insbesondere in linken Kreisen dennoch eine große Strahlkraft. Davon kündet auch ein Artikel über ein in der Siedlung gefeiertes Sommerfest, der am 12. Juli 1921 in der USPD-Parteizeitung Freiheit erschien und der für uns von Paula Leu gelesen wird.