NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 25.09.2021Fräulein oder Frau - LeserbriefeHeutzutage besteht mehr oder minder ein Konsens darüber, dass die Gleichstellung von Mann und Frau ein wünschenswertes Ziel ist. Es wird eher darüber gestritten, wie dieses Ziel am besten zu erreichen ist, unter anderem intensiv über die Frage, welche Rolle die Sprache dabei spielen sollte. Vor 100 Jahren druckte die Berliner Morgenpost über mehrere Ausgaben hinweg eine mittels Zuschauer:innen-Briefen geführte Debatte, die ausgelöst wurde durch einen Artikel, der die Forderung enthielt, die Bezeichnung „Fräulein“ abzuschaffen. In der Ausgabe vom 25. September 1921 kommen ein alter weißer Mann zu Wort, der eine weitere Benutzung von „Fräulein“ propagiert und eine ältere weiße Frau, die den Begriff abschaffen möchte – um Frauen davon abzuhalten, nur aus dem Grunde zu heiraten, um nicht als „altes Fräulein“ zu enden. Dieses Zeitdokument, diesen Ausschnitt aus der Gender-Debatte von 1921 liestesen für uns Frank Riede und Paula Leu.
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Folge vom 24.09.2021AVUS: Im Rausch der GeschwindigkeitIm 19. Jahrhundert prägte die Zugfahrt durch ihre Geschwindigkeit ein Zeitalter, wurde aber, wie wir sehr schön dem heutigen Artikel aus dem Berliner Börsen-Courier vom 24. September 1921 entnehmen können, vom Automobil abgelöst. Der Autor Friedrich Otto besuchte die AVUS und raste in der Position des Technikers, der damals im Auto mitfuhr, um sofort, auf der Strecke, Schäden beheben zu können, in einem Rennwagen der Marke Nationale Automobil Gesellschaft, kurz NAG, mit. Seine akustischen, visuellen und körperlichen Eindrücke schildert für uns Frank Riede.
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Folge vom 23.09.2021Mit wem koaliert die SPD?Es ist doch schön, wenn man durch die Lektüre historischer Tageszeitungen mal Abstand von der eigenen Gegenwart gewinnt und in ganz andere, fremde Themen und Argumente eintauchen kann: Die gute alte Tante SPD ist unter Druck, von allen Seiten. Sie sucht nach Mehrheiten für ihre Sache, weiß aber nicht, in welche Richtung sie sich wenden soll. Wenn sie Bündnisse mit den Linkssozialisten sondiert, tönt es dräuend aus dem sogenannten bürgerlichen Lager: ‘Alle Wege führen nach Moskau!‘ Und wenn sie die Rechtsliberalen versucht in ihr Regierungsboot zu holen, hält man ihr von links entgegen: ‘Nichts, was ihr politisch fordert, werdet ihr in dieser Konstellation verwirklichen können!‘ So oder so ähnlich steht es zum Beispiel in der Freiheit vom 23. September 2021, äh 1921 – oder war es 2119? Es liest auf jeden Fall Paula Leu.
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Folge vom 22.09.2021Größte Explosionskatastrophe in der Geschichte DeutschlandsAm Morgen des 21. Septembers 1921 kam es im badischen Oppau zur bis heute größten zivilen Explosionskatastrophe in Deutschland, bei der 559 Menschen ums Leben kamen. Ein Silo mit etwa 400 Tonnen des als Düngemittel verwendeten Ammoniumsulfatnitrat war detoniert. Die immense Explosion riss einen 165 Meter langen, 95 Meter breiten und fast 19 Meter tiefen Krater, was bedeutet, dass 12.000 Kubikmeter Erdreich in die Luft geschleudert wurden. Die Druckwelle zerstörte Teile der Fabrik und des Dorfes Oppau und weiterer umliegender Ortschaften. Im 13 Kilometer entfernten Wormser Dom gingen alle Kirchenfenster zu Bruch, im 25 Kilometer entfernten Heidelberg wurden noch Dächer abgedeckt und eine Straßenbahn entgleiste, bis nach München, Zürich und Göttingen war die Explosion zu hören. Das 8-Uhr-Abendblatt hatte einen Korrespondenten vor Ort, dessen Drahtberichte Paula Leu für uns verliest, so wie sie am 22. September die Zeitung abdruckte. Die das Ausmaß der Katastrophe herunterspielenden Aussagen zu beginn lassen sich vielleicht damit erklären, dass unmittelbar nach dem Unglück wilde Berichte kursierten, die selbst das ohnehin krasse Ausmaß noch weit übertrieben.