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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 24.05.2021Adenauer für Aufhebung des AchtstundentagsWer war Anfang 1921 ein aussichtsreicher Kanzlerkandidat? Konrad Adenauer, der damals 45jährige Oberbürgermeister von Köln, einer der politischen Hoffnungsträger der katholischen Zentrumspartei. Seine Nähe zur Industrie, er sollte in den 20er Jahren in zahlreichen Aufsichtsräten, unter anderem der Deutschen Bank und der Deutschen Lufthansa, sitzen, brachte ihm viel Skepsis seitens der Arbeiterparteien ein. In dieser sieht sich die Freiheit vom 24 Mai 1921 bestätigt. Sie kritisiert scharf Adenauers Vorschlag, die Arbeitszeit, über die Achtstundenwoche hinaus, zu verlängern. erst 1918, nach Jahrzehnten des politischen Kampfes, war in Deutschland die gesetzliche Regelung des achtstündigen Arbeitstages festgesetzt worden. Konrad Adenauers Idee führt nicht zur Aufweichung dieser Regelung – von der werden wir hier erst in zwei Jahren berichten können. Für uns regt sich Paula Leu auf.
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Folge vom 23.05.2021Berliner StraßenmusikantenFlöte als Instrument für Straßenmusik. Das erinnert, zumindest diejenigen, die in den 1990ern durch die westdeutschen Innenstädte flanierten, an südamerikanische Bands mit Lautsprecher verstärkten Panflöten. Die prägten 1921 natürlich nicht das Straßenbild. Am 23. Mai berichtet die Berliner Volks-Zeitung von der vielfältigen Straßenmusikkulisse in Berlin. Dabei hat es dem Autor die Blockflötenmusik besonders „angetan“. Ein Musikinstrument, das seit Jahrhunderten – völlig zu Unrecht – keinen besonders guten Ruf genießt. Die verschiedenen Performances beschreibt für uns Frank Riede.
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Folge vom 22.05.2021Rummel in der VorstadtRummel in Berlin – das war nie nur der strahlend-mondäne Luna-Park am Halensee, sondern genauso die Vielzahl seiner ungleich plebejischeren Geschwister in den Vorstädten. Dort gab es zwar keine Gebirgsbahnen, Hippodrome oder drehbaren Häuser. Dafür konnte man hier das ganze Panoptikum großstädtischer Existenzformen mit ihren Freizeit- und Balzritualen gleichsam unter dem Brennglas studieren. Der große Meister der 20er-Jahre-Rummelplatz-Poesie war zweifellos Ödön von Horvath. Aber auch das literarische Feuilleton trieb sich damals gerne zwischen Karussell und Schießbude herum, wie der folgende Bericht aus der Berliner Volks-Zeitung vom 22. Mai 1921 beweist. Es liest von Paula Leu.
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Folge vom 21.05.2021Der Fascismus - eine erste AnalyseAnfang 1921 richteten sich die von Benito Mussolini 1919 gegründeten Fasci italiani di combattimento, die Schwarzhemden, dezidiert und aggressiv gegen den Sozialismus und Kommunismus und fanden dadurch einen gesteigerten Zuspruch bürgerlicher Schichten. Damit beginnt über Italien hinaus eine Wahrnehmung des Phänomens Faschismus, 1921 in den Zeitungen noch als „Fas-c-ismus“ geschrieben, was aus dem lateinischen „Fasces“ – dem Machtsymbol Liktorenbündel im antiken Rom gebildet ist. In der von uns gelesenen Berliner Hauptstadtpresse ist einer der ersten Artikel, der sich an einer Analyse dieser neuen politisch wirksamen Erscheinung versucht, der ins Deutsche übersetzte Aufsatz des italienischen Journalisten und Mitglieds der Sozialistischen Partei Italiens Giovanni Zibordi. Er wurde am 21. Mai im Vorwärts abgedruckt und wir haben uns entschieden, ihn in voller Länge von Frank Riede vortragen zu lassen, weshalb unsere heutige Ausgabe von Auf den Tag genau ein paar Minuten länger ausfällt. Angesichts dieses spannenden Zeitdokuments fiel uns diese Entscheidung nicht schwer.