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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 15.05.2021Pfingsten in BerlinWalpurgisnacht und Erster Mai, Karneval der Kulturen, Christopher-Street-Day und dereinst auch die Love Parade – auffällig viele Highlights des modernen Berliner Festkalenders sind im Frühjahr situiert. Abgesehen vom damals ganz anders begangenen Maifeiertag war interessanterweise indes keiner dieser Partyanlässe bereits vor einhundert Jahren bekannt. Dafür, erfahren wir aus der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 15. Mai 1921, stand damals ein anderes Fest ganz hoch im Kurs: Pfingsten. Der Brauch, Fenster und Stuben, Geschäfte und Karossen üppig mit Blumen und Zweigen zu schmücken, wurde zwar auch andernorts gepflegt. Nirgendwo allerdings sieht der Autor die Sehnsucht nach dem ‘Grünen‘ so ausgeprägt wie gerade im grauen Berlin, weshalb er sich dazu versteigt, die Bedeutung des Pfingstfestes für die Reichshauptstadt fast mit der von Fasching und Karneval in anderen deutschen Landen zu vergleichen. Für uns wiederholt diesen Frevel der Ex-Kölner Frank Riede.
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Folge vom 14.05.2021Ansätze zum MieterschutzTrotz aller Versuche, den Mietenwahnsinn in den urbanen Zentren der Republik in den Griff zu bekommen, sind Immobiliengeschäfte und Vermietung heute so lukrativ wie nie in Deutschland. Und trotzdem ist das Problem keineswegs neu. Auch vor hundert Jahren gab es den Versuch, Mieten zu deckeln. Aber auch damals schon war die Politik gegen die Dynamik des freien und v.a. des schwarzen Marktes nur mäßig erfolgreich. Am 14.5.1921 berichtet die Vossische Zeitung von einer weiteren, wohl nur bedingt durchschlagskräftigen Verordnung des Berliner Magistrats zum Schutz der Mieter. Gelesen von Paula Leu.
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Folge vom 13.05.2021Wirtschaftsboom in ShanghaiChina als wichtiger Absatzmarkt für die deutsche Automobilindustrie! Das zeichnete sich, wenn man dem Asien-Korrespondenten des Berliner Tagblattes glauben will, bereits 1921 ab. In seinem am 13. Mai abgedruckten Bericht berichtet Fritz Secker vom wirtschaftlichen Aufschwung Schanghais, der mit exzessiven Leuchtreklamen, einer Orientierung an westlichen Vorbildern und einem gesteigerten Stromverbrauch einhergeht. Und eben auch mit einer Motorisierung. Aus dem Straßenlärm von Schanghai berichtet Frank Riede.
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Folge vom 12.05.2021Ernst Feder über die politische LageDie alliierten Reparationsforderungen an Deutschland waren das alles beherrschende politische Thema im Frühjahr 1921. Vereint in der Empörung, zeigten sich die Parteien doch – auch aus taktischen Gründen – so uneins in der Frage, wie auf das Londoner Ultimatum zu reagieren sei, dass die Mitte-Rechts-Regierung von Kanzler Constantin Fehrenbach darüber zerbrochen war und an ihrer statt die drei Parteien der Weimarer Koalition, diesmal unter Führung des Zentrum-Politikers Joseph Wirth und als Minderheitenkabinett, die Regierungsgeschäfte im Reich wieder übernahmen. Im Berliner Tageblatt vom 12. Mai analysiert die komplizierte politische Gemengelage in der noch jungen und doch schon so arg gebeutelten deutschen Demokratie einer der großen politischen Kommentatoren seiner Zeit: Ernst Feder. 2016 in dem Stefan-Zweig-Biopic Vor der Morgenröte von Maria Schrader wurde er gespielt von Matthias Brandt; bei uns wird er gelesen von Frank Riede.