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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 29.04.2021Das ostpreußische Seebad RauschenRauschen an der samländischen Ostseeküste ist, mit einem Wort von Marion Gräfin Dönhoff, einer der zahllosen ostpreußischen Namen, die (fast) keiner mehr kennt. Dabei war das heute russische Swetlogorsk, prominent zwischen Frischer Nehrung und Kurischer Nehrung gelegen, vor einhundert Jahren so etwas wie die Badewanne der Königsberger, die im Sommer freilich alljährlich auch von badehungrigen Gästen aus der Reichshauptstadt in großer Zahl frequentiert wurde. Das Berliner Tageblatt schaut in weiser Voraussicht schon am 29. April 1921 einmal nach dem Rechten und schildert einen Ort, der nach dem langen ostpreußischen Winter so langsam wieder zu frühlingshaftem Leben erwacht, zugleich aber noch alle Annehmlichkeiten der Nebensaison auszustrahlen scheint. Für uns macht sich Frank Riede auf die Reise.
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Folge vom 28.04.2021Der enttäuschende RiesenspargelMan kann den Deutschen ohne Weiteres eine innige Verbindung zum Spargel nachsagen. Eine Ernte von 133.000 Tonnen im Jahre 2018 und ein steter Umsatz mit Spargelzangen, Spargelkochtöpfen und Spargelschälern sprechen eine eindeutige Sprache. Auch die Versuche, eine Sauce Hollandaise zu kochen, nehmen in der Spargelsaison exponentiell zu. Doch der Hype um Spargel ist älter und schon der französische Gastrosoph des frühen 19. Jahrhunderts Jean Brillat-Savarin weiß davon zu berichten. Zur Saison 1921 erzählt der in diesem Podcast regelmäßig auftretende Arnold Höllriegel im Berliner Tagblatt vom 28. April eine Anekdote aus Brillat-Savarins opus magnum „Physiologie des Geschmacks“ nach, in der es um einen gigantischen Spargel und einen enttäuschten Bischof geht. Höllriegels Nacherzählung Brillat-Savarins erzählt für uns Paula Leu.
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Folge vom 27.04.2021Blütenfest in WerderBei der Textauswahl für unseren Podcast sind wir immer wieder mit rassistischem Vokabular und höchstproblematischen Ausdrucksweisen konfrontiert. Manchmal lässt sich das Problem durch sogenannte „trigger warnings“ rahmen, oft fallen eigentlich interessante Artikel aber deshalb auch unter den Tisch. Ist Rassismus Teil der chauvinistischen Grundeinstellung einer Zeitung, so wird diesen prinzipiell kein Forum geboten. Der heutige Text über das Blütenfest in Werder stammt aus dem diesbezüglich eher unverdächtigen Vorwärts. Dass auch der eigentlich schöne Bericht über einen Regenausflug an die Havel mehrfach und ganz selbstverständlich aggressiv chauvinistische Formulierungen verwendet, zeigt, wie tief verwurzelt das rassistische Weltbild in der Gesellschaft Anfang der 1920er Jahre war. So haben wir uns entschieden, den Artikel auch in dieser Hinsicht als ‘Zeitzeugen’ trotzdem zu senden. Gelesen von Frank Riede.
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Folge vom 26.04.2021Volksabstimmung in Nordtirol: Grenzkontrollen ade?Tirol wurde nach dem Ersten Weltkrieg faktisch geteilt, indem Italien 1920 den südlichen Teil unter Duldung der Alliierten annektierte. Nord- und Ost-Tirol gehörten zur österreichischen Republik. In einem eigenmächtig ins Leben gerufenen Plebiszit preschte im Chor derjenigen Stimmen, die einen “Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich forderten, das “österreichische” Tirol vor. Mit großer Mehrheit stimmte am 24. April die Tiroler Bevölkerung dafür - letztendlich blieben aber der Norden und Osten Tirols bei Österreich. Für Reisende muss 1921 eine Fahrt entlang der Grenzen aufreibend gewesen sein, da sie immer wieder auch auf kurzen Strecken mehrfach die Grenze zwischen Deutschland und Tirol überquerten, mit allen damit verbundenen Unannehmlichkeiten. Der Vorwärts sieht am 26. April in einem humoristischen Feuilleton Licht am Ende des Zoll-Tunnels dank des Abstimmungsergebnisses. Paula Leu liest.