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Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 03.05.2021Pergamonmuseum wird weitergebautDas Pergamonmuseum in Berlin gehört heute zu den bestbesuchten Museen Deutschlands. Von Alfred Messel geplant und nach dessen Tod durch Baustadtrat Ludwig Hoffmann realisiert zog sich die Bauzeit der neuen Heimat für Pergamonaltar und Markttor von Milet durch Krieg, Revolution und Inflation verzögert über sage und schreibe 20 Jahre, von 1910 bis 1930. Im Frühjahr 1921 war wieder Leben im Ruinenfeld auf der Museumsinsel. Die Bauarbeiten waren wieder in Gange und man hoffte – trügerischerweise – das Werk nun zügig fertigstellen zu können. Die Vossische Zeitung berichtet kritisch, Frank Riede liest.
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Folge vom 02.05.2021Eine dramatische Totenfeier für Kurt EisnerBevor Kurt Eisner im November 1918 für einen historischen Wimpernschlag die große Bühne der Weltgeschichte betrat und als erster Ministerpräsident des kurzlebigen, von ihm ausgerufenen Freien Volksstaates Bayern amtierte, hatte er bereits ein bewegtes Leben als Journalist, politischer Schriftsteller sowie als Gelegenheitsdramatiker hinter sich. Als solcher betätigte er sich bevorzugt während seiner Haftzeiten: Als er 1897/98 in Berlin-Plötzensee wegen Majestätsbeleidigung einsaß, entwarf er dort Die Götterprüfung, eine weltpolitische Posse in fünf Akten, welche er 1918, nunmehr wegen der Organisation eines Munitionsarbeiterstreiks in München-Neudeck bayerischerseits arretiert, fertigstellte. Das Licht der Theaterwelt erblickte diese Schöpfung freilich erst posthum, gut zwei Jahre nach Eisners Ermordung im Februar 1919. Symbolgeladen am 1. Mai des Jahres 1921 lud die Berliner Volksbühne zu einer so bezeichneten Totenfeier, in deren Rahmen man sein Werk zur Uraufführung brachte. Dass man dem Toten damit einen Gefallen getan hatte, wurde seitens der Berliner Theaterkritik am Folgetag indes nachhaltig in Frage gestellt – auch Monty Jacobs in der Vossischen Zeitung hegt große Zweifel an Eisners Talent als Theaterdichter. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 01.05.2021Otto Wels zum 1. Mai 1921Otto Wels gehört zu den großen Ikonen der deutschen Demokratiegeschichte. Am 23. März 1933 war er bekanntlich der letzte Parlamentarier, der im Reichstag vor dessen Selbstauslöschung vom Recht der freien Rede Gebrauch machte und der Standhaftigkeit seiner Partei, der SPD, im Angesicht der sich ankündigenden Barbarei ein bewegendes Tondenkmal setzte. Deren Vorsitzender war Wels insgesamt stolze 20 Jahre – und damit länger als die Herren und Damen Schröder, Müntefering, Platzeck, Beck, Steinmeier, Gabriel, Schulz, Scholz und Nahles zusammen. Als solcher meldete er sich naturgemäß auch am ‘Tag der Arbeit‘ des Jahres 1921 zu Wort und hielt schon damals, in einem Moment großer chauvinistischer Konfrontation, in der Parteizeitung Vorwärts einen flammenden Appell für Völkerverständigung und europäische Einigung. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 30.04.2021Tschecho - SlowakeiZum 1. Januar 1993 kam es zu der Aufsehen erregenden friedlichen Trennung der Tschechen und Slowaken. Die Tschechoslowakei löste sich in den beiden Staaten Slowakei und Tschechien auf. Damit endete, was nach dem Ersten Weltkrieg begonnen hatte, als führende tschechische und slowakische Politiker auf den Friedenskonferenzen die Gründung der Tschechoslowakei durchsetzen. Neben der Tatsache, dass die beiden Sprachen, das Slowakische und das Tschechische, sich sehr nah sind, befreiten sich mit der Staatsgründung die Tschechen und die Slowaken im ersteren Fall von der Fremdherrschaft der Österreicher und im letzteren von der der Ungarn. Eigentlich viele Gemeinsamkeiten, die für diesen Staat sprachen. Und dennoch sahen von Anfang an die Skeptiker in dieser unterschiedlichen „Unterdrückungsgeschichte“ eine enorme Hypothek für den jungen Staat. In einem Bericht aus Prag, der Berliner Börsen-Zeitung vom 30 April, werden die zentrifugalen Kräfte innerhalb der Tschechoslowakei thematisiert und ihre Ursachen beleuchtet. Für uns liest Paula Leu.