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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 17.12.2020Der Lehrer mit dem GummischlauchDass körperliche Züchtigung von Schülern vor hundert Jahren ein akzeptiertes Mittel pädagogischer Disziplinierung war, ist allgemein bekannt. Dass Lehrer hierzu aber Gummischläuche statt Rohrstöcke verwendeten, die Kinder nicht auf die Toilette gehen ließen und sie zugleich mit Ausdrücken belegten, das war selbst im Berlin von 1920 einigen Eltern zuviel. Sich zu beklagen, konnte allerdings nach hinten los gehen, wie der Fall Martin Berger zeigte. Als Vater hatte er die Missstände angeprangert und wurde schließlich wegen Beleidigung des Lehrerkollegiums zu 300 Mark Geldstrafe verurteilt. Ein Skandal, wie die Berliner Volkszeitung vom 17.12. meint. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 16.12.2020250-100=150 – Happy Birthday Ludwig van…Kurt Singer zählte zu den prägenden Figuren des Berliner Musiklebens in der Zwischenkriegszeit. Sohn eines Rabbiners und studierter Mediziner, betätigte er sich regelmäßig, u.a. beim Vorwärts, als Musikkritiker und verband beide Tätigkeiten in vielbeachteten Forschungen über die Berufskrankheiten von Musikern. Seit 1923 wirkte er als Professor an der Staatlichen Akademischen Hochschule für Musik, später kommissarisch auch als Intendant der Städtischen Oper in Charlottenburg. Nach 1933 blieb er zunächst in Deutschland und begründete hier den berühmten Jüdischen Kulturbund. 1938 emigrierte er in die Niederlande, wo er 1943 von der deutschen Besatzungsmacht verhaftet und deportiert wurde. 1944 verstarb er an den Folgen der Haftbedingungen im Lager Theresienstadt. Sein Artikel vom 16. Dezember 1920 aus dem Vorwärts widmet sich dem großen Jubilar des Musikjahres 2020, der bereits auch der große Jubilar des Musikjahres 1920 war: Ludwig van Beethoven. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 15.12.2020Das Schachspiel boomt!Savielly Tartakower war Anfang der 1920er nicht nur selbst ein Weltklasse-Schachspieler, sondern darüber hinaus auch ein renommierter Schachschriftsteller bzw. Schachjournalist. Als solcher berichtete er am 15. Dezember 1920 in der B.Z. am Mittag erfreut über einen von ihm nach Ende des Weltkriegs ausgemachten internationalen Schach-Boom. Überall auf der Welt steckten reiche Mäzene viel Geld in lukrative Schachturniere und ermöglichten dem Spiel damit einen Aufschwung durch Professionalisierung. Wann auch im Land des amtierenden Weltmeisters Emanuel Lasker aus Berlinchen in der Neumark? Es liest Frank Riede.
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Folge vom 14.12.2020D’Annunzios absurdes Theater in FiumeVon der Ende 1919 durchgeführten und 1920 anhaltenden Besetzung von Fiume durch den Dichter Gabriele D’Annunzio an der Spitze einer Freischärler-Truppe hatten wir im Podcast bereits berichtet. Am 14. Dezember 1920 bietet die BZ am Mittag einen Einblick in das von D’Annunzio geführte „Reich“. Mit seinem Personenkult und Militarismus gilt das von ihm praktizierte Herrschaftssystem als direkter Vorläufer des Faschismus. Der Sonderkorrespondent aus Fiume weiß aber auch von mitunter skurrilen esoterischen Praktiken und von Auswüchsen eines Virilitäts- und Machokultes zu berichten, die, aus heutiger Sicht, auch zu den bekannten Elementen der darauf folgenden faschistischen Systeme gehören. Für uns liest, Eia, Eia, Alala, Frank Riede.