
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 01.12.2020Ballade von den raffgierigen HohenzollernAuch schon von einhundert Jahren präsentierten sich die Hohenzollern sehr findig und wenig schamhaft, wenn es darum ging, ihr Familieneigentum zu bewahren – oder das, was sie dafür hielten. Nicht nur sollte es ihnen durch das 1926 geschaffene "Gesetz über die Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Preußischen Staat und den Mitgliedern des vormals regierenden Preußischen Königshauses" gelingen, einen erheblichen Teil der alten preußischen Schlösser und Gärten in ihren Privatbesitz zu überführen. Weitere, mobilere Werte hatten sie zuvor bereits durch Kapitalverschiebungen ins Ausland zu sichern versucht, bei denen ihnen u.a. das Bankhaus Grußer zur Hand ging. Diesen Vorgängen – für die das Familienmitglied Prinz Eitel Friedrich später übrigens zu der ‘stolzen‘ Geldbuße von 5000 Mark verurteilt wurde – widmet sich eine „Neue Hohenzollern-Ballade“, die im Vorwärts vom 1. Dezember 1920 unter dem Autorenpseudonym ‘Eulenspiegel‘ erschien. Für uns rezitiert sie Frank Riede.
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Folge vom 30.11.2020Berlin braucht mehr Eisbahnen!Großstadt und Winterfreuden – das ist schon immer eine schwierige Beziehung gewesen. Immerhin waren durchschnittliche Winter vor einhundert Jahren in diesen Breiten noch so beschaffen, dass an Schnee und an Frost kein Mangel herrschte und es nur wenig behördlichen Engagements bedurfte, um die bewegungsfreudige Berliner Jugend zumindest mit Eisbahnen zu versorgen. Für die Berliner Morgenpost war dies eine politische Investition in die Volksgesundheit, weshalb sie in ihrer Ausgabe vom 30. November 1920 höchst wohlwollend über eine entsprechende Offensive des Jugendpflegeamtes berichtete und sich dessen Aufruf an die begüterteren Bevölkerungsschichten zu Schlittschuhspenden für die armen Berliner Arbeiterkinder anschloss. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 29.11.20203 1/2 Fragen an Gertrud Koch...In unseren monatlich gesendeten 3 1/2 Fragen an… sprechen wir heute mit der Filmwissenschaftlerin Gertrud Koch. Als Kritikerin und Professorin in Frankfurt, Bochum und Berlin prägte und prägt Koch die deutsche Diskussion über das Kino und den Film als Kunstform maßgeblich mit. Nicht zuletzt ihre Arbeiten zu Siegfried Kracauer machen sie auch zu einer Expertin für das Kino der 1920er Jahre.
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Folge vom 29.11.2020Ick berlinere ja bloß, wenn ick sprecheIn ganz Deutschland ist das Berlinerische, verknüpft mit der dazu gehörigen sogenannten „Berliner Schnauze“, eine Marke, auf die nach Belieben über wenige Ausdrücke und grammatikalische Besonderheiten angespielt werden kann. Doch wo sind die echten Berliner, die diesen Dialekt tatsächlich sprechen? Gibt es sie noch? Vor einhundert Jahren genoß das Berlinerische keine große Wertschätzung, wurde als fehlerhaftes Deutsch betrachtet und man trieb es den Schülerinnen und Schülern im Unterricht aus. In der BZ am Mittag vom 29. November brach Erdmann Gräser eine Lanze für diesen Dialekt (bei dem es sich übrigens sprachlich streng genommen um einen ‘Metrolekt’ handelt) und dessen Konservierung. Dabei nahm er allerdings auch einen heutigen Eindruck vorweg: Kaum jemand spricht es wirklich und es berlinern hauptsächlich nur die, die nicht berlinern können. Für uns liest heute die gebürtige Berlinerin Paula Leu.