
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
-
Folge vom 28.11.2020Knut Hamsun zum NobelpreisIn seiner Heimat Norwegen weckt Knut Hamsun bis heute, über 70 Jahre nach seinem Tod, zwiespältige Gefühle. Einerseits gilt er unbestritten als wichtigster norwegischer Beitrag zur Literatur der Moderne. Andererseits wird diese künstlerische Bedeutung massiv überschattet durch Hamsuns glühende Bewunderung für Adolf Hitler und den Nationalsozialismus, die ihn während der Zeit der Besatzung zum berühmtesten und vielleicht überzeugtesten Kollaborateur in Norwegen werden ließ. Hamsuns Sympathien für Deutschland reichen historisch indes deutlich weiter, nämlich bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurück und korrespondieren mit einer intellektuellen Wertschätzung, die ihm vor allem hier früh zu Teil wurde. Als Hamsun 1920, insbesondere für seinen Roman Segen der Erde, mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, nahm man davon in seinem Sehnsuchtsland gleichwohl nur wenig Notiz. Ausführlichere Würdigungen sucht man in der Hauptstadtpresse jedenfalls weithin vergeblich. Das Berliner Tageblatt vom 28. November druckte aus diesem Anlass immerhin ein Gedicht aus seinem Zyklus Fiebergedichte ab. Es liest Frank Riede.
-
Folge vom 27.11.2020Die Frau in der RepublikWenn Donald Trump tatsächlich am 20. Januar 2021 von Joe Biden im Amt des Präsidenten der USA abgelöst wird, haben die Wählerinnen daran einen wesentlichen Anteil, da sie mit ihren Stimmen eine von der Mehrzahl der männlichen Wähler gewünschte zweite Amtszeit Trumps verhindert haben werden. Am 27. November 1920 reflektiert ein Autor in der Berliner Volks-Zeitung die wichtige Rolle und kommende Stärke der Frauen im politischen Geschehen der Weimarer Republik. Endlich von ihrer Unterdrückung im Kaiserreich befreit, schlummert in ihnen ein enormes Potential. Der zweifelsfrei richtige Impuls kommt dennoch nicht ohne einen paternalistischen Blick auf ihre Bildungsdefizite und die Reduktion der Frauen auf ihr „mütterlich-emotionales“ Wesen aus. Für uns liest Paula Leu.
-
Folge vom 26.11.2020Gemeinsam einsam beim IndividualistenkongressExistenzialistenkeller – was in der Wirtschaftswunderrepublik bis in die Flowerpower 70er hinein Abscheu unter den Bewohnern der aus dem Boden schießenden Neubauviertel auslöste, hat es auf seine Weise auch schon früher gegeben. In der Morgenpost vom 26.11.1920 lässt der Berliner Autor Erdmann Gräser Szenen seiner Studentenzeit wieder lebendig werden. Bei heißem Tee mit Rum diskutierte man Max Stirner. Und zwischen dicken Schwaden Tabaksqualm beschwor man die Zurückgeworfenheit des Menschen auf sich selbst. Das Jünglingspathos ist dem mittlerweile 50Jährigen etwas verloren gegangen; seinen Bericht vom „1. europäischen Individualistenkongress“ in Berlin schreibt Gräser jedenfalls mit einem deutlich ironischen Unterton. Es liest Frank Riede.
-
Folge vom 25.11.2020Das Ende des Berliner BürgermeistersDer parteilose Politiker Adolf Wermuth wurde im Mai 1912 zum Oberbürgermeister von Berlin gewählt und erwarb sich überparteiliches Ansehen durch die Art und Weise, wie er Berlin durch die Miesere des Ersten Weltkrieges führte. Wermuth gilt als Architekt des im Oktober 1920 gegründeten Groß-Berlin und wurde mit den Stimmen der SPD und der USPD wenige Monate zuvor erneut im Amt bestätigt. Sowohl über die Entstehung Groß-Berlins als auch von Wermuths Wiederwahl haben wir in diesem Podcast berichtet. Doch seine letzte Amtszeit währte nicht lange. Schon am 25. November 1920 trat er zurück, da ihm im Kontext des Streiks der Elektrizitätsarbeiter Teile der SPD das Vertrauen entzogen. Über die genauen Umstände berichtet am Tage seines Rücktritts das Berliner Tageblatt. Paula Leu liest.