NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 17.02.2021Baden + Württemberg = ?„Über Baden lacht die Sonne, über Schwaben die ganze Welt.“ Man kennt die Nickligkeiten, die Animositäten und Feindschaften, die das Verhältnis der beiden großen Teile des sogenannten deutschen Südweststaats heute noch prägen. Dass Baden und Württemberg 1952 überhaupt zusammenfanden, war alles andere als selbstverständlich. Und doch hatte die Vereinigung der so unterschiedlichen schwäbischen und badischen Mentalitäten in einem Bundesland damals bereits eine lange, bis an den Beginn des 19. Jahrhunderts zurückreichende Vorgeschichte. Auch in den Jahren direkt nach dem 1. Weltkrieg wurde diese Frage heftig diskutiert: Das größere und wirtschaftlich stabilere Württemberg würde gerne; aber Baden ziert sich. Die Deutsche Allgemeine Zeitung berichtet aus Karlsruhe, für uns liest der in Norddeutschland gebürtige, rheinisch sozialisierte, in Hessen ausgebildete Wahlberliner Frank Riede.
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Folge vom 16.02.2021Aufschwung der ParfümindustrieOft gibt es bei Auf den Tag genau eher negative Berichte zur wirtschaftlichen Lage des Deutschen Reiches zu hören. Der Rohstoffmangel, die Auflagen des Friedensvertrags wurden immer wieder als Ursache für eine schleppende Wiedererrichtung der deutschen Wirtschaft angeführt. Umso überraschender der Artikel von Paul Elsberg im Wirtschaftsteil der Vossischen Zeitung vom 16. Februar 1921 über den Aufschwung der deutsche Parfümindustrie. Zweifelsfrei hatte die Vorreiterstellung der chemischen Industrie dazu geführt, dass Deutschland vor dem Krieg Marktführer für synthetische Duftstoffe war, insofern gab es eine Entwicklung an die man nun anknüpfen konnte. Trotz aller Hindernisse, wachse der inländische Markt und deutsche Parfums seien mit denen Frankreichs konkurrenzfähig. Ob letztere Feststellung nicht eher ein frommer Wunsch des Autors war, sei dahingestellt. Vielmehr stellt sich die Frage: Warum produziert die deutsche Parfümindustrie „Duft-Eier“? Aufklärung bringt für uns Paul Leu.
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Folge vom 15.02.2021Foxtrott oder Fuge?Berlin war auch nach dem Krieg eine Hochburg des Konzertwesens. Musikinteressierte hatten eine Auswahl zwischen 2000 Aufführungen pro Saison. Doch wie war die wirtschaftliche Lage der oftmals freiberuflich, damals hieß es „freistehend“, agierenden Musiker? Das Berliner Tageblatt befragte dazu für ihre Ausgabe vom 15. Februar den berühmten Komponisten und Direktor der Staatlichen Musikhochschule Berlin Professor Franz Schreker, über dessen Oper „Die Gezeichneten“ wir vor nicht allzu langer Zeit hier bei Auf den Tag genau berichtet haben. Ob es eine gute Idee des Tageblatts war, den großen, international gefragten Star, der sicherlich frei von finanziellen Sorgen war, zu der Situation der Studenten zu befragen – darüber kann jeder selbst urteilen. Es liest für uns Frank Riede.
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Folge vom 14.02.2021Für einen sozialgeschichtlichen UnterrichtDas Aufkommen der Soziologie als anerkannte Wissenschaft Ende des 19. Jahrhunderts setzte die klassischen historischen Wissenschaften unter Druck. Methodisch sei die vor allem auf Großereignisse sowie die obersten Funktions- und Würdenträger fokussierte Historiographie dem Phänomen Geschichte gar nicht gewachsen, hieß es nun. Erst wenn man den sich nur langsam verändernden Alltag der normalen Menschen, die nicht zuletzt auch geographisch verschiedenen Mentalitäten in den Blick nehme, ließe sich die Vergangenheit annähernd objektiv rekonstruieren. Solch eine methodische Neuorientierung müsste dann aber auch Konsequenzen in den Schulen haben. Der Unterricht habe sich hier grundlegend zu verändern, ist der Reformpädagoge Paul Östreich in seinem Beitrag für den Vorwärts vom 14.2.1921 überzeugt. Gelesen von Paula Leu.