NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 03.08.2020Der Standesbeamte als HausarztWie und wo kann der Staat etwas gegen die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten tun? Diese Frage wurde vor 100 Jahren gestellt und die Antwort des Gesetzgebers identifizierte den Standesbeamten als wirksamen Akteur. Quasi als Vorläufer heutiger Awareness-Kampagnen, wie man gesundheitliche Aufklärungskampagnen im Marketing-Slang bezeichnet, diente ein Merkblatt und die Empfehlung, vor der Eheschließung eine ärztliche Untersuchung durchzuführen. Von dieser Maßnahme berichtet voller Begeisterung ein gewisser Dr. med. Mamlook für das Berliner Tageblatt vom 3. August 1920. Es liest Paua Leu.
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Folge vom 02.08.2020Die 15er Räterepublik in der OberlausitzAuch fast zwei Jahre nach der Begründung der Weimarer Republik auf den Trümmern des im Ersten Weltkrieg untergegangenen Kaiserreiches waren die politischen Verhältnisse in Deutschland immer noch in vielerlei Hinsicht fragil. Nachdem im März 1920 der Kapp-Putsch das Land erschüttert hatte, verging kaum eine Woche ohne Gerüchte über neuerliche Staatsstreichpläne rechter Militärs. Aber auch von linker Seite kam es immer wieder zu lokalen Aufständen, die hier und da in spontan ausgerufenen, kurzlebigen und heute zumeist vergessenen Räterepubliken mündeten. So ähnlich geschehen beispielweise im Sommer 1920 in der Oberlausitz, wo namentlich die Städte Zittau und Löbau Schauplatz bürgerkriegsähnlicher Auseinandersetzungen zwischen linken Aktivisten und den sächsischen Staatsorganen wurden: Das Berliner Tageblatt vom 2. August berichtete, es liest Frank Riede.
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Folge vom 01.08.2020So verrucht ist die FriedrichstraßeDie Berliner Friedrichstraße ist eine der bekanntesten Straßen im historischen Zentrum Berlins. Als Einkaufsmeile war und ist sie von Hektik, Eile und Geschäftigkeit geprägt. Und doch, so der Kolumnist der Berliner Börsen-Zeitung am 1.8.1920, fehlt der Friedrichstraße eine Eigenschaft, die andere berühmte Promenier- und Shoppingboulevards auszeichnet: sie ist nicht schön. Ihr fehlt die Grandezza, hat eher einen verruchten Touch. Sie braucht den „krabbeligen Straßenhandel“ ebenso wie das „Parfüm des Verbotenen“. Vor einhundert Jahren hatte sie beides. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 31.07.2020Weltkriegseuphorie vor 6 JahrenDie Krise nach dem Attentat von Sarajewo am 28. Juni 1914 steht am Beginn des 1. Weltkriegs, an dessen Ende weltweit 36 Staaten in Kriegshandlungen verwickelt gewesen waren. Grund für diese bis dahin beispiellose Ausbreitung eines scheinbar lokalen Konflikts war nicht nur das komplexe globale Bündnissystem, sondern auch eine Art grundsätzlicher Kriegsstimmung. Mindestens in Europa schien für viele die Zeit reif für einen ordentlichen Krieg. Große Teile der Bevölkerung, von den politischen Eliten bis zum Arbeiter wurden von einer im Rückblick irrwitzigen Begeisterung erfasst. Am 31. Juli erinnert sich im Vorwärts Hans Bauer an diese Zeit, in der sich „die Lust am Schrecklichen […] in den Mantel der Vaterlandsliebe“ hüllte. Es liest Frank Riede.