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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 13.03.2020PutschgerüchteMitte März 1920 hatten sich Gerüchte verdichtet, dass rechtsnationale Kreise eine Art Marsch auf Berlin planten. Einflussreiche Offiziere der Reichswehr hatten augenscheinlich paramilitärische Einheiten wie die Brigade Ehrhardt mobilisiert, um in der Hauptstadt einzumarschieren und die Regierung zu stürzen. General Walther von Lüttwitz schien an der Spitze der Bewegung zu stehen. Am 13.3. berichtet das Berliner Tageblatt von dem Verdacht, die Putschisten hätten sich bereits vor den Toren Berlins in Döberitz positioniert und könnten jeden Moment attackieren. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 12.03.2020Urteil im Helfferich-ProzeßDer Erzberger-Hellferich-Prozess war ein Beleidigungsverfahren, das vom 19. Januar 1920 bis zum Urteil am 12. März dauerte. Der ehemalige Staatsminister Karl Hellferich, von der anitrepublikanischen DNVP, hatte in der Broschüre „Fort mit Erzberger“ und in Artikeln der konservativen Keuzzeitung dem in rechten Kreisen für seine Beteiligung am Versailler Friedensvertrag verhassten Finanzminister Erzberger Korruption vorgeworfen. Erzberger trat bei dem Prozess als Nebenkläger auf. Obgleich Helfferich verurteilt wurde, waren die Korruptionsvorwürfe in der Sache nicht widerlegt, was zum Rücktritt von Erzberger führte. Daher liest sich der etwas angestrengt um Ausgewogenheit bemühte Bericht zum Urteil im Berliner Börsen-Courier vom 12. März auch teilweise wie ein Nachruf auf den Politiker Erzberger. Was der Kommentar verkennt: Der Prozess zeigte deutlich die antirepublikanische Gesinnung der Justiz. Die Feinde der Republik konnten sich durch dieses Urteil bestätigt und zur Tat aufgefordert sehen. Es liest Frank Riede
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Folge vom 11.03.2020Romain RollandDer französische Schriftsteller, Pazifist und Literaturnobelpreisträger Romain Rolland hatte den 1. Weltkrieg in der Schweiz verbracht, von wo aus er – frei von den Beschränkungen der Zensur – gegen die Politik der Großmächte publizierte. Nach Ende des Krieges war er Mitinitiator der Gruppe Clarté, einer Friedensbewegung linker Intellektueller, und unermüdlich um ein verbessertes Verhältnis zwischen den beiden Erb/Erzfeinden Frankreich und Deutschland bemüht. 1919 veröffentlichte Rolland ‚Les Précurseurs‘, eine Sammlung von Artikeln aus den Kriegsjahren. Am 11. März 1920 findet sich im Berliner Vorwärts eine Besprechung des Bandes, die nicht zuletzt durch die große Bewunderung ihres Autos für den französischen intellektuellen geprägt ist. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 10.03.2020In der Liribiri BarDas Berliner Nachtleben in den Wilden 20ern war und ist legendär. Babylon Berlin lässt grüßen. Was passiert aber, wenn die gesitteten Damen aus den bürgerlichen Bezirken aus Neugierde einen Blick auf das verruchte Leben in den Pop-up-Bars und -Clubs der Metropole werfen wollen? Darauf liefert der Autor Kilian Kipp in der Berliner Morgenpost vom 10. März 1920 eine humorige Antwort, die zugegeben nicht ganz frei von machohafter Allüre ist. Es liest Frank Riede.