
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 30.07.2025Bayerische Querschüsse im SommerlochRitualisierte politische Scharmützel zwischen München und Berlin, man weiß es im Prinzip, sind keine ‘Errungenschaft‘ erst der deutschen Nachkriegsgeschichte. Dennoch vermag schon zu überraschen, wie vertraut die die preußisch-bajuwarischen Raufereien wirken, von denen der nachfolgende Artikel aus dem Hamburgischen Correspondenten vom 30. Juli 1925 zu berichten weiß. Sehr klar analysiert der Text die den regelmäßigen Querschüssen – bis heute – zugrunde liegende Logik und erläutert ganz nebenbei, warum sich damit natürlich nie so viel Aufmerksamkeit generieren ließ wie im Sommerloch. Nur in seiner Einschätzung bezüglich der Gefahr, die noch immer von den Nationalsozialisten ausging, lag der Correspondent hier leider genauso falsch, wie der von ihm beobachtete bayerische Ministerpräsident Heinrich Held. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 29.07.2025La dolce vita negli ruggenti anni ventiDas süße Leben war in Rom vielleicht nie so süß wie in den 1950er und 1960er Jahren, als die Sylvias und Rubinis, alias Ekbergs und Mastroiannis, dort noch unbehelligt von überbordenden Touristenscharen nächtelang ihre lässigen Partys feiern konnten. Aber auch schon in den 1920er Jahren, erfahren ausgerechnet aus dem sonst eher teutonisch-nationalistischen Harburger Tageblatt vom 29. Juli 1925, konnte man in der Ewigen Stadt, scheint es, gut feiern. Mochte es am Tiber auch nicht so exzessiv zugehen wie an der Seine oder an der Spree, so machte den Römern doch in puncto Eleganz noch nie jemand etwas vor. Den Trevi-Brunnen hat Rosa Leu für uns links liegen gelassen, dafür war sie beim Foxtrott mit Blick auf St. Peter und bei glanzvollen Teezeremonien im heute noch bestehenden Luxushotel Excelsior an der Via Vittorio Veneto.
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Folge vom 28.07.2025Vom Ausbau der WindenergieDen Begriff „Energiewende“ wird man in den Zeitungen der 1920er Jahre vermutlich vergeblich suchen; dass eben eine solche seinerzeit durchaus ernsthaft eruiert wurde, muss man regelmäßigen Hörerinnen und Hörer von Auf den Tag genau indes nicht erläutern. Der Verlust der großen Steinkohlelager in Oberschlesien sowie die Besetzung des Ruhrgebietes führten nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland nicht nur zu einem sprunghaften Ausbau der Braunkohle-Förderung, sondern auch zu einer ingenieurwissenschaftlichen Rückbesinnung auf die Energiequellen, die immer schon da sind: Wasser, Sonne, Erdwärme – Forschungen zu diesen Themen fanden immer wieder ihren Weg in die Berliner und Hamburger Tageszeitungen und darüber auch in diesen Podcast. Heute werfen wir mit dem Hamburgischen Correspondenten vom 28. Juli 1925 mal wieder einen Blick auf den Stand der Möglichkeiten der Windenergie. Zwei Fragen stehen dort im Zentrum, um die auch heute noch oder wieder die Diskussionen kreisen: Was tut man, wenn kein Wind weht, und wie speichert man die überschüssigen Kräfte, wenn er es tut? Die Antworten der Zeit kennt Frank Riede.
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Folge vom 27.07.2025Wer ist nervös?Das Krankheitsbild der Nervosität, oftmals bezeichnet als Neurasthenie, wurde im 19. Jahrhundert und vor 100 Jahren sehr häufig diagnostiziert. Von manchen Historiker*innen wird das nervöse Leiden als Modekrankheit der Zeit bezeichnet. Während die Psychologen und Neurologen darüber stritten, wie sehr diese Krankheit vererbbar ist, wurde zweifelsfrei die Diagnose oft auf Frauen angewendet, um diese zu pathologisieren und damit aus dem Diskurs zu nehmen. Die emotional instabile und nervöse Frau ist Teil eines Frauenbildes, das bis heute noch wirksamer ist, als uns lieb sein kann. In den Altonaer Nachrichten vom 27. Juli 1925 fasst der Wiener Neurologe Sigmund Erben den Stand der Forschung zusammen und gibt praktische Tipps dazu, was sich gegen Nervosität tun lässt. Das Spektrum reicht dabei von kalten Bädern, über Zigaretten bis zum Umzug aufs Land. Sigmund Erben wurde siebzehn Jahre später im Ghetto Theresienstadt getötet. Es liest Rosa Leu.