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Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 22.07.2025Alle reden vom Wetter - wir auchEin Blick in die historischen Wetterstatistiken bestätigt es: Der Hochsommer 1925 war in Norddeutschland, zumindest für damalige Verhältnisse, außergewöhnlich heiß. Entsprechend verlässlich tropft der Schweiß auch aus den damaligen Tageszeitungen, die das nachrichtenmäßige Sommerloch mit zahlreichen Beobachtungen zum Wetter füllten. Der Hamburgische Correspondent nahm das Thema dabei am 22. Juli von seiner wissenschaftlich-physiologischen Seite und erläuterte, wie der menschliche Körper es vermöge, äußere Extremtemperaturen innerlich auszugleichen. Einen aktuellen Anlass für diese Überlegungen will der Artikel übrigens nicht gelten lassen, wo doch die aktuellen Temperaturen noch weit hinter den Spitzenwerten anderer Jahre zurückblieben. Aber was tut man nicht alles im Sommerloch, um sein Publikum mit ein paar spritzigen Informationen zu erfrischen! Frank Riede behält für uns kühlen Kopf.
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Folge vom 21.07.2025Der französisch-belgische Rückzug von der Ruhr beginntEndlich war es soweit: Der Dawes-Plan vom 16. August 1924 hatte sich als belastbar erwiesen, Deutschland sich an die dort neuausgehandelten Reparationsverpflichtungen gehalten, und Franzosen und Belgiern begannen daraufhin im Sommer 1925, vertragskonform, sich aus den von ihnen seit 1923 bzw. teilweise bereits seit 1921 besetzten Gebieten an Rhein und Ruhr zurückzuziehen. Die Bergedorfer Zeitung vom 21. Juli kommentierte es mit Genugtuung, aber nicht ohne den Besatzungsmächten noch ein paar böse Worte nachzurufen. Zum einen höhnte man, dass Paris die bislang in Deutschland gebundenen Truppen wohl äußerst dringend in Marokko benötigte, wo der Rifkrieg in ein für die französische Kolonialmacht sehr herausforderndes Stadium getreten war. Zum anderen ventilierte man die Idee, für entstandene Schäden in den besetzten Gebieten nun seinerseits Reparationen zu verlangen und diese mit den weiterhin ausstehenden deutschen Weltkriegsreparationen zu verrechnen. Es liest Rosa Leu.
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Folge vom 20.07.2025Zum Tode von Lovis CorinthLovis Corinth, geboren 1858 im ostpreußischen Tapiau, lässt sich kunsthistorisch nur schwer fassen. Lange als Impressionist gehandelt, zeigt sich sein Spätwerk deutlich vom Expressionismus beeinflusst und macht es den Museumskuratorinnen und -kuratoren unserer Tage nicht leicht, ihn den Sammlungen des 19. Jahrhunderts oder aber der Moderne zuzuordnen. 1925 stand Corinth als Mitsechziger eigentlich noch im Zenit seines Schaffens. Gerade erst war er in Berlin, Zürich und Königsberg mit Einzelausstellungen gewürdigt worden, und seine mehr als sechzig Gemälde vom Walchensee, wo er ein Haus besaß, waren große Verkaufserfolge. Um einmal wieder die Gemälde seiner Vorbilder Rembrandt und Frans Hals zu studieren, reiste Corinth im Sommer 25 in die Niederlande, wo er am 17. Juli an einer Lungenentzündung verstarb. Das Hamburger Echo gedachte seiner am 20. Juli mit einem ausführlichen Nachruf, den uns Frank Riede präsentiert.
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Folge vom 19.07.2025Jan Hus, der Vatikan und die TschechoslowakeiJan Hus war einer der wichtigen Frühreformatoren der Kirche in den Jahrhunderten vor Martin Luther. Als Prediger in der Bethlehemskapelle in Prag sprach er sich unter anderem für eine Armut der Kirche und gegen Ablasshandel aus. Er wurde 1414 unter Zusicherung von sicherem Geleit zum Konzil in Konstanz eingeladen, dort aber eingekerkert, gefoltert und schließlich auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Daraufhin brachen die Hussitischen Kriege in Böhmen aus, die über lange Zeit die Kreuzzugheere, die gegen sie gesandt wurden, militärisch in Schach halten konnten. Als sich die Tschechoslowakei nach dem Ersten Weltkrieg als Staat konstituierte, suchte die Regierung nach eigenen nationalen Feiertagen, Gedenktagen etc. und natürlich spielte der „Nationalheld“ Jan Hus eine Rolle. Sein Wahlspruch „Über alles siegt die Wahrheit“ wurde in der Form „Die Wahrheit siegt“ Teil der Standarte des Präsidenten. Wie der Artikel aus dem Hamburgischen Correspondenten vom 19. Juli 1925 belegt, geriet man dabei mit dem Vatikan aneinander, der Hus immer noch als Ketzer ansah. So schildert uns Frank Riede die diplomatischen Verwicklungen zwischen dem päpstlichen Nuntius in Prag und der tschechoslowakischen Regierung. Übrigens ist Jan Hus seitens des Vatikans bis heute nicht offiziell rehabilitiert.