NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 26.12.2024Glaubt nicht an den Weihnachtsmann!1924, das Jahr nach der so fatalen Überinflation, war für Deutschland dank des erfolgreichen Währungsschnittes in vielerlei Hinsicht ein Jahr der ökonomischen Stabilisierung. Dass der Zugewinn an Kaufkraft freilich sehr ungleich verteilt blieb und viele am Aufschwung nicht partizipierten, die volkswirtschaftliche Lage sich nach wie vor kompliziert gestaltete, daran erinnerte der Hamburger Anzeiger in seiner Weihnachtsausgabe. Die Stunde der mal mehr, mal weniger reich geschmückten Gabentische nahm der mit dem Kürzel „ho.“ zeichende Leitartikler zum Anlass für einen Appell an die überwiegend mittelständische Leserschaft der Zeitung, politisch und wirtschaftlich nicht länger an den Weihnachtsmann zu glauben. Was das genauer heißen soll, versucht für uns Rosa Leu zu ergründen.
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Folge vom 25.12.2024Weihnachten in OstpreußenWeihnachtsbräuche unterscheiden sich von Region zu Region teilweise erheblich, und so mutete für die Leserinnen und Leser des Hamburgischen Correspondenten gewiss teilweise exotisch an, was sie dort am 25. Dezember 1924 über die Festtagsriten in Ostpreußen erfuhren. Insbesondere nach Masuren blickt der kleine Artikel, den für uns Frank Riede liest, und weiß nicht ganz überraschend zu berichten, dass die dortige Weihnacht, auch in den deutschen Gemeinden, vielfältig von polnischen Traditionen inspiriert war.
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Folge vom 24.12.2024Der Magdeburger Prozess um Reichspräsident EbertDer Prozess hatte die politische Öffentlichkeit in Deutschland im Dezember 1924 aufgewühlt: Reichspräsident Ebert war von einem Redakteur der Mitteldeutschen Presse wegen seiner Mitwirkung am Januarstreik des Jahres 1918 des Landesverrats bezichtigt worden und reagierte darauf mit einer Beleidigungsklage. Das Urteil, das jetzt kurz vor Weihnachten in Magdeburg gesprochen wurde, sendete ganz erhebliche Schockwellen nach Berlin. Zwar schickte es den beklagten Journalisten für zwei Monate ins Gefängnis, zugleich erklärte das Gericht jedoch den Vorwurf des Landesverrats gegen das Staatsoberhaupt in seiner Urteilsbegründung ausdrücklich für zutreffend. Das sozialdemokratische Hamburger Echo zeigte sich in seiner Weihnachtsausgabe vom 24.12. empört über diesen Spruch und rang sichtlich um eine Form, diesen neuerlichen Beleg für den strukturellen Rechtsdrall der Weimarer Justiz zu kommentieren. Dabei waren die Reichweite und ganze Tragik dieses Verfahrens zum damaligen Zeitpunkt noch gar nicht abzusehen: Wegen des Prozesses hatte Ebert eine notwendige Operation am Blinddarm aufgeschoben, was gut zwei Monate später tödliche Konsequenzen haben sollte. Der Rest ist Geschichte. Es liest Rosa Leu.
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Folge vom 23.12.2024Neue Pläne für die Gartenstadt BerneWohnungsknappheit war Anfang des 20. Jahrhunderts ein mindestens ebenso drängendes Thema wie dieser Tage, anders als heute waren Architekten und Stadtplaner in dieser Frage damals allerdings von großer Aufbruchsstimmung ergriffen. Wie an vielen Orten im Reich entstanden auch in und um Hamburg moderne Wohn- und Gartenstädte, so auch seit 1919 an der Strecke der Walddörferbahn im durch diese immer weiter erschlossenen Hamburger Nordosten die sogenannte Gartenstadt Berne. Dass diese erweitert werden soll, hat das Hamburger Echo aus dem Hamburgischen Correspondenten erfahren, und obwohl sich die geplanten neuen Wohneinheiten angeblich eher an den bürgerlichen Mittelstand als wie die bisherigen Bauten an Mitglieder der Arbeiterschaft richten sollten, beurteilt die Parteizeitung der Hamburgischen Sozialdemokratie diese Pläne in seiner Ausgabe vom 23. Dezember 1924 positiv. Es liest Frank Riede.